Duisburg. . Etwa 3000 Sinti und Roma, schätzt Projektleiter Anel Adrovic, leben in Duisburg-Hochfeld. Er warnt vor einer Ghettoisierung. Der Verein Zukunftsorientierte Förderung (ZOF) hilft den Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien bei der Integration.

Es ist gerade eine Minute nach 10 Uhr, doch alle Stühle in der Warteecke sind schon besetzt. Der Verein Zukunftsorientierte Förderung (ZOF) an der Heerstraße in Hochfeld hat für seine Klienten, Menschen aus Bulgarien und Rumänien, Sinti und Roma, am Freitag einen besonderen Ansprechpartner eingeladen: Die Botschaftsrätin der bulgarischen Botschaft, Tinka Troeva, berät sie gemeinsam mit ZOF-Mitarbeitern in Fragen zur Beschäftigung und Sozialversicherung.

Immer mehr Interessierte kommen, zwei haben sich schon kleine Stühle aus der Kinderecke herangezogen. „Hier ist es immer so voll“, sagt Projektleiter Anel Adrovic. Der besondere Beratungstag mit der Botschaftsrätin solle den Menschen zeigen, „dass sich auch aus ihrem eigenen Land jemand um sie kümmert“. Einige würden dadurch sicherlich zusätzlich angelockt, andere halte das vielleicht auch für diesen Tag von einem Besuch ab. „Denn manchmal sitzen bei uns auch Leute, die noch gar nicht hier gemeldet sind“, gibt Adrovic zu bedenken.

ZOF-Mitarbeiter beraten auf Bulgarisch und Rumänisch

Die Sorgen, die im ZOF-Büro vorgetragen werden, ähneln denen an gewöhnlichen Öffnungstagen – schließlich bestimmen sie den Alltag der Menschen: Probleme mit Behörden, Missverständnisse aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse, Ärger mit Vermietern, die von einem Tag auf den anderen die Miete erhöhen wollen. Die ZOF-Mitarbeiter können auf Bulgarisch und Rumänisch beraten. „Das ist ein großer Vorteil. Und man muss für diese Arbeit auch den Kulturkreis kennen, um den es hier geht“, sagt Adrovic. „Andere Stellen sind nicht so spezialisiert.“

Im Herbst 2010 hat das Büro an der Heerstraße eröffnet. Rund 3000 Sinti und Roma, schätzt Adrovic, leben im Stadtteil. ZOF sei für viele von ihnen ein wichtiger Anlaufpunkt. „An zwei Tagen in der Woche bieten wir für zwei Stunden eine Kindergruppe an. Allein an den Wartelisten dafür können wir sehen, dass wir von den Menschen akzeptiert werden“, erklärt der ZOF-Projektleiter.

Zahl der Beratungsgespräche steigt

Über das Interesse am Hochfelder Büro von ZOF ist Geschäftsführer Deniz Aksen erfreut, aber nicht überrascht. „Die Roma, die jetzt hier sind, wollen natürlich auch hier bleiben. Und dafür brauchen sie auch unsere Hilfe“, sagt er. Seit der Öffnung steigt die Zahl der Beratungsgespräche jeden Monat um 50 bis 100. Doch auch der von der Stadt Duisburg mit der Arbeit beauftragte Verein braucht Unterstützung. „Mehr Platz, mehr Kindergruppen, noch eine Arbeitskraft“, wünscht sich Aksen. „Aber das Land bewegt sich nicht, es gibt kein konkretes Konzept“, wie man mit dieser Art der Zuwanderung umgehen solle. „Den Fehler mit der Ghettoisierung hat man schon vor 30 oder 40 Jahren gemacht“, sagt Aksen. „Die Leute sind da nie richtig herausgekommen. Und jetzt passiert es wieder, in Hochfeld.“