Duisburg. In der Duisburger Reihe “Die Filmanalyse“ nahm Dr. Peter Bär nun den Ballett-Horror-Streifen “Black Swan“ unter die Lupe. Und erstaunte die Zuschauer mit Einzelbildanalysen, die die Tricks des Regisseurs enthüllten.

Kinobesucher können die Bilder auf der Leinwand einfach konsumieren und genießen, oder sie können sie sich sezieren lassen. Denn oft schlummern versteckte Botschaften und gekonnte Inszenierungs-Tricks hinter einer scheinbar schnöden Einstellung. In der Reihe „Die Filmanalyse“ nahm Dr. Peter Bär nun den Ballett-Horror-Streifen „Black Swan“ unter die Lupe.

Der Filmwissenschaftler hielt dem Werk um Hauptdarstellerin Natalie Portman als tanzende Schwanenkönigin den Spiegel vor – und öffnete den 50 staunenden Besuchern dieser Sondervorstellung im Filmforum gleich mehrmals die Augen.

Seit 1990 kommt Dr. Peter Bär im Rahmen dieser Analyse-Reihe nach Duisburg. Bevor der Film startet, fragt der Mann im Anzug und mit dem akkurat gestutzten Bart zunächst in den Saal, wer den Film schon gesehen habe. Zu seiner Überraschung ist es die Minderheit des Publikums.

Fokus auf die Regie legen

„Machen Sie sich auf einen überwältigenden Film gefasst.“ Dieser Satz ist Verheißung und Warnung in einem. Er habe sich bereits zehn Vorträge von Psychoanalytikern zu diesem Film angehört. „Und jeder hat etwas Anderes herausgelesen.“ Er wolle seinen Fokus auf die Regie und die Ideen hinter dem Film legen. Oder wie Bär es anschaulich sagt: „Ich bin das Bonusmaterial auf Ihrer DVD – nur live.“ Ein letzter Lacher. Dann erlischt das Licht. Film ab.

„True Grit“ von den Coen-Brüdern

Die nächste „Filmanalyse“ im Filmforum ist für Freitag, 18. Mai, geplant. Dann wird Dr. Peter Bär „True Grit“ unter die Lupe legen – jenen Western des Regie-Bruderpaares Joel und Ethan Coen, der eine Neuauflage des Originals aus dem Jahr 1969 mit John Wayne in der Hauptrolle ist. Diesmal spielt Jeff Bridges die Rolle des ebenso rauf- wie sauflustigen US-Marshalls Rooster Cogburn.

Zwei Stunden später ist es überstanden. Die körperlichen Qualen, die sich Tänzerin Nina (Natalie Portman) zuvor in ihrer Realität und ihren Wahnvorstellungen selbst zufügt, haben manchen Erstbetrachter hör- und sichtbar mitgenommen. In den folgenden 60 Minuten schildert Bär nun seine Beobachtungen und Interpretationen. Er zeigt die Bedeutung der vielen Spiegel in diesem Film auf, ordnet die Rolle der überversorgenden und vereinnahmenden Mutter ein, zeichnet gewisse Parallelen zum Polanski-Film „Ekel“ aus dem Jahr 1965 auf.

Versteckte Filmschnipsel

Beeindruckendstes Element des Abends ist aber die Einzelbildanalyse: In einer Szene scheinen auf einer Disco-Tanzfläche einfach nur zwei junge Frauen im grün-roten Flackerlicht zu feiern. Bär hat sich diese Sequenz am Computer aber Einzelbild für Einzelbild angeschaut. Er entdeckte, dass Regisseur Darren Aronofsky hier Filmschnipsel versteckt hat, die Portman einmal als weißen und einmal als schwarzen Schwan geschminkt zeigen – eben so, wie sie später auf der Bühne bei der Aufführung von Tschaikowskis „Schwanensee“ zu sehen ist. Diese versteckten Schnipsel flackern zwar nur für Sekundenbruchteile auf, werden im Unterbewusstsein der Zuschauer dennoch aufgenommen. Schaut man sich die Szene mit dem neuen Wissen erneut an, kommt der „Aha“-Effekt – wie so oft an diesem Abend.

Black Swan

Black Swan. © 20th Century Fox
Black Swan. © 20th Century Fox
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