Duisburg. .

Fischleder, Elefantenhaut, Schiffsmodelle, historische Schuhe, Marionetten, Uniformteile – das Minke-Museum kündet von einer hundertjährigen Firmengeschichte und vom Sammeleifer der jeweiligen Chefs und einer familiären Neigung zur Seefahrt.

Mit der Firma aber rein gar nichts zu tun hat: Angefangen hat’s als Lederhandel, inzwischen mischt die Firma Fritz Minke bei Theater- und Filmproduktionen mit, und Hauptstandbein ist seit geraumer Zeit die Lieferung Leder, Leisten, Maschinen, Werkzeugen und Kunststoffen für die Orthopädieschuhtechnik.

100 Jahre Firmengeschichte spiegeln sich am Firmensitz an der Cecilienstraße, nicht weit entfernt vom Hauptbahnhof und für Uneingeweihte leicht zu übersehen. Durch einen Torweg geht’s zum Büro, von da Treppe hoch, Treppe runter, einen Gang links, den nächsten rechts durch mehrere Gebäude mit Lager- und Produktionsräumen auf unterschiedlichen Ebenen – man ist langsam, aber stetig gewachsen und dabei dem Standort verbunden geblieben.

Auf zum Harry Potter Set

Und dennoch erstaunliche neue Wege gegangen, die Gernot Minke, der das Unternehmen mit seinen 13 Mitarbeitern gemeinsam mit Schwester Christiane führt, mehr oder weniger direkt zum Set für die Harry-Potter-Verfilmung geführt haben.

Mitarbeiterin seit 1968

„Ich gehöre zum Inventar hier“, lacht Ursula Lemmen hinter ihrem Schreibtisch im Büro bei Minke. Ihren ersten Arbeitstag im Familienunternehmen hatte sie im Herbst 1968, als sie ihre Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau aufnahm.

Es sei „immer ziemlich familiär“ gewesen mit einem guten Zusammenhalt in der Firma, blickt sie zufrieden zurück: „Man kennt sich ja schon so lange hier. Die Chefs kenne ich noch als kleine Kinder.“ Den Chef auf den Arm zu nehmen kann woanders zu Problemen führen, Ursula Lemmen hat’s getan. Aber da war der heutige Chef zwei Jahre alt und fühlte sich außerordentlich wohl dabei.

Mechanische Schreibmaschine und ebensolche Rechenmaschine gehörten lange Jahre zur gewohnten Büroausstattung, längst ist die neue Computertechnik bei Minke eingekehrt. Ursula Lemmen über den Wandel: „Es ist heute besser als früher.“

Rückblende in die 70er Jahre. Da gab es bei Minke ein Tiefziehgerät für Orthopädieprodukte zu kaufen und entsprechende Werkstoffe, per Zufall stieß man auf die Anwendung bei der Maskenbildnerei. Die Musicals „Starlight Express“, „Miss Saigon“, „Phantom der Oper“, viele namhafte Theater weit über Deutschland hinaus arbeiten inzwischen mit der Technik, die sich auf einen 3-D-Scanner stützt. Dessen Aufnahmen werden mit einem speziellen Gerät umgesetzt in Masken oder perfekte Ebenbilder von Schauspielern, an denen dann beispielsweise Perücken entstehen. Gipsabdrücke mit zwei Strohhalmen in der Nase müssten nicht mehr sein, sagt Christiane Minke.

Nachahmung von Fellstrukturen

Nun zu Harry Potter. Die Verfilmung sah haarige Szenen vor, und Minke hat ein Hochspannungs-Beflockungsgerät im Programm. „Damit kann man Fellstrukturen perfekt nachmachen“, so Christiane Minke. Ihr Bruder hat sogar die Londoner Studios besucht.

Drei Viertel des Geschäfts macht nach wie vor die Orthopädietechnik aus, ein Viertel die Maskenbildnerei. Das heißt im Geschäftsalltag: permanenter Wechsel zwischen äußerst unterschiedlichen Branchen und Bedürfnissen. Die beiden Chefs machen’s seit über 20 Jahren: „Und es macht eine Menge Freude.“