Duisburg. . Dreieinhalb Monate nach der Schließung des Theaters am Marientor in Duisburg gibt es erstmals konkrete Anzeichen, dass womöglich doch bald wieder Ensembles über die Bühne tanzen.
Nachdem das Bolschoi-Ballett eingepackt hatte und die Requisiten für den „Nussknacker“ am Silvestertag abgebaut waren, hat das Theater am Marientor für unbestimmte Zeit dicht gemacht. Jetzt, dreieinhalb Monate später, gibt es erstmals konkrete Anzeichen, dass womöglich doch bald wieder Ensembles über die Bühne tanzen.
Ein Veranstaltungshaus aus Berlin hat ein Konzept ausgearbeitet, wie sich das TaM wieder bespielen lässt, bestätigte Utz Brömmekamp, der seit dem Jahreswechsel sowohl bei der Gebag als auch bei der Tochter DBV als TaM-Eignerin die Zügel in der Hand hält.
Unternehmen kommt nicht aus Musical-Geschäft
Das neue Konzept soll noch in dieser Woche vorliegen, in der kommenden Woche will Brömmekamp bereits konkrete Gespräche führen. Der Berliner Veranstalter will seinen Namen noch nicht in der Zeitung lesen. Aus dem Musical-Geschäft komme das Unternehmen jedenfalls nicht, sagte der Gebag-Chef der NRZ.
1995 für „Les Miserables“ gebaut
Das Theater am Marientor („TaM“) wurde 1995 gebaut und diente der Stella AG von Januar 1996 bis November 1999 als Bühne für die Musicalproduktion „Les Misérables“. Die Stadt hatte das Grundstück für den Theaterbau günstig zur Verfügung gestellt. Im Zuge des Konkursverfahrens des Betreibers wurde das Musical im Jahr 1999 eingestellt. Die städtische Gebag kaufte das Theatergebäude daraufhin zurück. Ende 2011 liefen die Mietverträge mit dem Immobilien-Management aus, der überschuldeten Stadt war es untersagt, die Verluste des Theaters weiterhin zu übernehmen. Zuletzt hatten die Betriebskosten von rund 1,7 Mio Euro die Umsatzerlöse um das Vierfache überstiegen.
Das Konzept soll darauf aufbauen, dass die Veranstaltungen im TaM von dem externen Betreiber aus einer Hand gesteuert und vermarktet werden. Ob das TaM dafür verpachtet oder erfolgsabhängig vermietet wird, ist offen. Jedenfalls baut das neue Konstrukt nicht auf einem Verkauf der Spielstätte auf. Wird man sich mit den Berlinern nicht handelseinig, soll das Konzept auf andere Veranstalter duplizierbar sein.
Selbst Abriss zu teuer
Dass es immer wieder lose Interessenbekundungen für das TaM gibt, ist nicht neu. Bisher sind jedoch alle Offerten kurz darauf wie Seifenblasen geplatzt. Selbst vom Abriss war bereits die Rede, doch selbst diese Lösung wäre noch zu teuer. Dass jetzt aber ernsthaft ein Weiterbetrieb des Theaters ohne einen Käufer in Erwägung gezogen wird, ist durchaus eine Wende, auch wenn sie aus der Not heraus entstanden ist. Denn bisher wollte die Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft (DBV) die Immobilie so schnell wie möglich los werden.
Nicht erst seit die Banken das Sagen bei der Gebag-Tochter haben: Seit sechs Jahren steht der Beschluss, das Bühnenhaus zu verkaufen. Aber selbst für einen Preis, mit dem sich die letzte Kreditrate von rund zwei Millionen Euro begleichen ließe, wurde die DBV das schmucke Theater mit seinen 1500 roten Polstersitzen nicht los. Dass der Rat im Dezember letzten Jahres mit der Aufhebung der kulturellen Nutzung ein Verkaufshemmnis aus dem Weg räumte, hat daran nichts geändert. „Eine kurzfristige Verkaufslösung ist nicht in Sicht“, bestätigte Brömmekamp.
Anfrage für ZDF-Show
Tänze der Kulturen in Duisburg
Dafür gebe es immer wieder Anfragen für Einzelveranstaltungen, zuletzt auch für eine ZDF-Show. Was aber nicht weiter hilft, weil man das Theater nicht selbst vermarkten will. Voraussetzung bleibt, auch für das neue Konzept, dass sich durch den externen Betrieb die Kosten für die DBV so weit wie möglich minimieren lassen. Immerhin: Das TaM würde sich sofort wieder nutzen lassen. „Wir halten das Theater betriebsbereit“, sagt Brömmekamp.