Duisburg.

Hat die Kandidatin ein selbstbewusstes Auftreten? Geht sie locker und unverkrampft auf fremde Menschen zu? Und erweist sie sich als teasm? Je öfter die Antwort „Ja“ lautet, um so besser. Bei allen Dingen handelt es sich um Kernkompetenzen für Urlaubs-Animateure. Der in Duisburg beheimatete Reiseveranstalter Alltours ist bereits seit November auf der Suche nach neuen, geeigneten Nachwuchskräften. Die WAZ schaute beim gestrigen Casting in der Firmenzentrale im Innenhafen zu.

Vorweg einige wichtige Fakten: Insgesamt setzt Alltours in der Hauptsaison 250 Animateure ein – und das in Club- und Hotelanlagen in den beliebtesten Urlaubsregionen der Kunden. Das sind: die Kanaren, der Mittelmeerraum, aber auch Österreich. Rund die Hälfte der 250 Kräfte wird aus einer Kartei mit bewährten Stammkräfte abgerufen, die andere muss von November bis April in Castings rekrutiert werden. Eines findet pro Woche in Duisburg statt.

Die Bewerber müssen spontan und offen sein

„Zwei Drittel der Bewerber sind Frauen. Die meisten sind zwischen 18 und 25 Jahre alt“, erzählt Markus Neiken. Der 44-Jährige ist stellvertretender Leiter der Animationsabteilung und bildet mit der Personalreferentin Anke Heckmann (35) die Jury dieses Wettbewerbs, der so manchem Bewerber vor Beginn seines Studiums einen schönen Job beschert. „Doch nicht jeder Bewerber kommt durchs Casting“, verweist Heckmann auf das Prinzip der Auslese.

Los geht’s: Im Schulungsraum stehen Namensschilder auf den Tischen. Acht Bewerber stellen sich heute der Herausforderung, darunter exakt ein Mann. Das ist Lars, 35, früher Autoverkäufer – und jetzt mit großer Lust, ins Animateur-Business einzusteigen. Als Allererste stellt sich aber Aviella (18) aus Wien vor. Und das freiwillig. Mutig, mutig. Das gibt bestimmt einen Pluspunkt auf den Bewertungsbögen, die die beiden Juroren da vor sich liegen haben. Jeder soll bei seiner persönlichen Vorstellung zwar locker drauf los plappern, jedoch erhält er einen Leitfaden. Den halten die Mitbewerber in Form von Plastikschildern hoch, auf denen zum einen Fragen stehen, die beantwortet werden müssen. Hinzu kommen jobferne Begriffe wie „Elefant“ oder „Kaffee“, die spontan mit in die freie Rede eingearbeitet werden müssen. Das gelingt den einen prima, die anderen tun sich etwas schwerer.

Das Bauchgefühl trügt die Juroren nur selten

Auch eine Bewerberin aus Duisburg ist mit dabei: Die Hombergerin Sabine Deutschmann will nach dem Abitur an der Erich-Kästner-Gesamtschule die Zeit bis zum Beginn ihres Studiums überbrücken. Deshalb will sie im Falle einer Zusage zunächst für zwei Monate in einem der Urlaubsparadiese arbeiten. „Am liebsten in Spanien“, sagt sie. Erfahrungen als Sport-Anleiterin hat sie bereits als „Vorturnerin“ in einem Fitness-Studio gesammelt. Jetzt will sie neue Erfahrungen sammeln.

Danach folgen Bastelaufgaben und Konzeptentwicklung – einige individuell, andere in der Gruppe. „Wir haben relativ fix einen Eindruck, ob es etwas werden könnte oder nicht“, erzählt Markus Neiken in einer Pause. Auch Anke Heckmann berichtet, dass ihr Bauchgefühl sie nur selten trügt. Die Notizen und Bewertungen auf den Bögen runden die Einschätzung ab. „Letztlich müssen wir voll hinter der Entscheidung stehen. Sonst tun wir den Bewerbern, aber auch später unseren Kunden keinen Gefallen“, sagt Neiken.

Dann am Abend die Entscheidung: Sieben von acht Bewerber haben es geschafft. Die Duisburgerin Sabine Deutschmann gehört dazu. Sie wird in einem Club auf Fuerteventura die Urlauber bespaßen. Schöne Ferien!