Duisburg. Als Reaktion auf einen Notruf nach einer Prügelattacke in Duisburg schickte die Polizei keine Streife, sondern riet den Anrufern sich zur nächsten Wache zu begeben. Nach Auffassung von Verwandten eines schwer verletzten Opfers eine Fehleinschätzung.

Wann ist ein Notruf, der bei der Polizei eingeht, so dringend, dass sofort gehandelt werden muss? Die Einschätzung des Beamten, der am 17. März den Notruf eines Jugendlichen entgegennahm, der mit Freunden von anderen Jugendlichen verprügelt worden war, lag nach Auffassung von Verwandten eines schwer verletzten Opfers der Prügelattacke daneben.

Denn er habe die Jugendlichen aufgefordert, selbst zu Wache zu kommen, statt Hilfe zu schicken. Doch darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Der Vorfall ereignete sich im U-Bahn-Bahnhof König-Heinrich-Platz zwischen 17 und 18 Uhr. Der verletzte 15-Jährige aus dem Duisburger Norden sei schließlich von seinem Onkel abgeholt und in ein Krankenhaus gebracht worden. Dort seien schwere Kopfverletzungen festgestellt worden, die operativ behandelt werden mussten.

Bruder intervenierte bei der Polizei

Der ältere Bruder des Jungen intervenierte bei der Polizei: Er konnte nicht glauben, dass die Polizei sich so verhalten würde. Nach einem Gespräch auf der Hamborner Wache, wo man sich das Handeln des Kollegen nach den Beschreibungen auch nicht vorstellen konnte, wandte er sich nach weiteren Gesprächen mit der Polizei schließlich an die WAZ, weil nach seiner Auffassung die Polizei versuche, den Jugendlichen den Vorwurf zu machen, falsch gehandelt zu haben.

Da die Notrufe bei der Polizei unter der Nummer des Anrufers gespeichert werden, dauerte es eine Weile, bis die Nummer desjenigen Jugendlichen, der den Notruf abgesetzt hatte, auf dem Tisch von Polizeisprecher Ramon van der Maat lag, der sich daraufhin das aufgezeichnete Gespräch anhörte. „Im Hintergrund ist viel Lachen zu hören. Der Anrufer erklärt, dass es Stress gegeben hätte und sein Kumpel ein blaues Auge habe.“

"Der Beamte hat getan, was er tun konnte"

Der Beamte in der Zentrale habe daraufhin noch einmal nachgefragt, wie verletzt das Opfer sei. Wieder sei nur von einem blauen Auge gesprochen worden. „Der Beamte sagte zu, dass jemand kommen werde.“ Allerdings sei wegen anderer Einsätze kein Streifenwagen verfügbar und die Streife der Citywache mit einem Diebstahl im Forum beschäftigt gewesen.

„Dann gab es einen weiteren Anruf von dieser Nummer aus, der dann in die Warteschleife geriet und es wurde aufgelegt.“ Schließlich habe die Zentrale zurückgerufen, erklärt, dass es noch etwas dauern würde und ob die Jugendlichen nicht zur nahen City-Wache laufen wollten. „Der Beamte hat getan, was er tun konnte. Die Schilderung der Verletzung klang nicht so dramatisch“, so Ramon van der Maat.

Den Verwandten des verletzten Jungen bietet Ramon van der Maat an, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, um den Sachverhalt aufzuklären.