Tierschützer fordern Freiheit für Duisburgs Delfine
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Duisburg. . Richard O’Barry, der bekannte Delfinschützer kam Freitag zu einer Demonstration nach Duisburg. Vor dem Zoo protestierten am Nachmittag rund 150 Tierschützer gegen die Haltung der Meeressäuger in Tierparks.
Delfine aus Plastik und Plüsch stehen Spalier, vor und hinter ihnen etwa 150 Menschen, als Richard O’Barry, der frühere Flipper-Trainer, um 13.20 Uhr vor dem Duisburger Zoo auftaucht. Kurzer Applaus für den wohl weltbekanntesten Delfinschützer. Dann ist O’Barry wieder verschwunden. Tauscht irgendwo Sonnenbrille gegen iPad und mischt sich erneut unters Volk.
Ein buntes Grüppchen. Viele im blauen WDSF-T-Shirt. Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des Wal- und Delphinschutzforums (WDSF) hat über Facebook zu einer Demonstration gegen Delphinarien aufgerufen, und Flippers Freunde kommen natürlich. Bringen selbstgebastelte Plakate mit. „Deathinarium. No!“ steht auf einem. „Schließt endlich diese Mördergrube“ auf dem nächsten. Daniela Krampe und ihre Tochter Dana Addario haben sich springende Delfine ins Gesicht gemalt, wandeln als laufende Kunstwerke vor O’Barry die Protestfront ab.
Harsche Worte vom Delfinschützer
O’Barry, dessen Dokumentation über das Abschlachten von Delfinen in Japan, einen Oscar erhielt, spricht selten. Und wenn, dann mit seinem iPad. Demonstrationen im Zeitalter der Globalisierung setzen neue Prioritäten. Die Anwesenden muss man nicht überzeugen, der Rest des Universums ist wichtig: Von daher werden die Bilder per Livestream und Facebook in die Welt gesandt.
Erklären will O’Barry in Duisburg seine Motivation, den Deliphinarien dieser Welt das Wasser abzugraben, nicht mehr. Das hat er ausführlich zwei Stunden vorher in einem Düsseldorfer Hotel erledigt. „Man muss die Tiere in Freiheit erleben, um zu verstehen, dass ihre Gefangenschaft nicht funktionieren kann“, hatte er erklärt. Im Gegensatz zu seiner gelassenen Ausstrahlung findet er harsche Worte. „Duisburg“, sagt er, sei der „wohl größte Delfinfriedhof der Welt.“
Seit Eröffnung des Delfinarium 1965, so schätzt Jürgen Ortmüller, seien dort 60 Delfine gestorben. Bei der Zahl zitiert Ortmüller aus einem Schreiben des NRW-Umweltministeriums. „Nach Durchsicht des Bestandsregisters im Zoo Duisburg sind in den letzten 20 Jahren 15 Delfine verendet“, heißt es in dem Schreiben.
Delfinfamilie vereint
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Zu dem Zeitraum vor 1990 könne das Ministerium keine Auskunft geben, da ihm keine Zahlen vorlägen. Allerdings hat der Spiegel 1997 berichtet, dass „es keinen Ort in Deutschland gibt, wo mehr dieser faszinierenden Mitgeschöpfe verschlissen worden sind als in Duisburg“. 47 Delfine sollen von 1965 bis 1997 in Duisburg gestorben sein. O’Barry läuft zur Hochform auf. Beschimpft Zoodirektor und Tiertrainer als Lügner. Überlegt kurz und erklärt: „Es ist ein schwerer Vorwurf, aber sie wissen um die Qual der Tiere.“ Er selbst habe sich als Flipper-Trainer prostituiert.
Vorführungen als Trimm-Dich-Programm
„Als professioneller Trainer musst du ein professioneller Lügner sein“, sagt er. Einer, der das Lächeln eines Delfins als Glück interpretiert. Einer, der mit Vitaminen angereicherten toten Fisch für ein natürliches Nahrungsmittel hält. Der es nicht für nötig hält, dass ein Delfin den „natürlichen Rhythmus des Meeres erfahren darf“. Der akzeptiert, dass das sensible Sonar der Tiere in der viel zu kleinen Beton-Box verkümmert. Der weiß, dass diese Tiere zu einem Leben in Gefangenschaft verurteilt sind, weil sie im Ozean nicht mehr überleben können.
Die Argumentation würde Duisburgs Zoodirektor Achim Winkler nicht akzeptieren. Auf Anfrage wollte er sich zu den Vorwürfen nicht äußern. In früheren Interviews hat er aber wiederholt betont, dass Delfinshows keine Tierquälerei, sondern ein Trimm-Dich-Programm für Tümmler seien. Duisburg verstehe sich als wissenschaftliche Einrichtung, die sich dem Natur- und Artenschutz, der Forschung und der Aufklärung der Bevölkerung verpflichtet fühle.
„Die Tiere fühlen sich wohl“, ist auch Evelyn Vollbracht überzeugt. Während O’Barry vor dem Zoo via Facebook fordert „Kauft keine Eintrittskarten für Delfin-Shows“, hat die rüstige Rentnerin ihre schon in der Tasche. Sie wendet sich in Richtung Eingang. Will keinen Plastikdelfin sehen, sondern lebendige Tümmler.
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