Duisburg. .
Nur ein paar neue Ziegelsteine in der Duisburger Stadtmauer? Nicht wirklich. Denn Stadtarchöloge Dr. Volker Herrmann sieht bei den frischen Funden auf der Obermauerstraße nahe der Königstraße in der Stadtmitte mehr.
„ Hier hat einmal ein Wehrturm mit einem Anbau gestanden. Das ist mehr als ich erwartet habe.“
Vor Volker Herrmann klafft seit Mittwoch ein vier mal drei Meter großes Grabungsloch: Dort unter dem Pflaster liegt zwar nicht der Strand. Aber immerhin ein ansehnliches kompaktes Stück Ziegelmauer, ein Stück des alten Wehrturms, den Volker Herrmann und seine Mitarbeiter vom Stadtplanungsamt hier aufgrund alter Karten in dieser Gegend vermutet hatten.
Der Wehrturm mit Anbau wurde ursprünglich im 13./14. Jahrhundert als Teil der Stadtmauer errichtet, als Duisburg bereits Hansestadt war. Im 18 Jahrhundert wurde die Stadtmauer dann noch einmal ausgebaut und nachgemauert.
„In den 50er Jahren und in den frühen 60er Jahren wurde die Obermauerstraße bebaut, versiegelt und asphaltiert. Teile der Stadtmauer blieben damals auf dem Kuhlenwall und Untermauerstraße bis heute erhalten und sind dort oberirdisch gut sichtbar.
Anders auf dem Obermauerstraße, dem Zwischenstück zwischen Kuhlenwall und Untermauerstraße. Hier nahe dem Kuhtor gab es im Zweiten Weltkrieg mehrere Bomben- und Granateneinschläge. Die Stadtmauer fiel in diesem Abschnitt in Schutt und Asche. Nach dem Krieg wurden hier die zerstörten Ruinenreste der Mauer abgeräumt. Und dann kam der Deckel, sprich der Asphalt darauf - ganz im Stil der damaligen Zeit. Über den unterirdischen Resten der Stadtmauer entstand die heutige Obermauerstraße mit Parkplatz und Baumallee.
Es ist wirklich ein unterirdisches Thema. Nach zwei Tagen kommt zwar jetzt schon wieder der Deckel drauf. Aber nur vorläufig...
Denn der Grund für die Ausgrabung ist die geplante Neugestaltung der Obermauerstraße in den kommenden Jahren, so Dr. Herrmann. Die Stadtmauer ist in ihrer vollen Länge als Baudenkmal rechtlich geschützt und in die Liste der Duisburger Baudenkmäler offiziell eingetragen. Daher musste vor den eigentlichen Bauarbeiten jetzt fachgerecht gegraben werden, unter Leitung des Stadtarchäologen und eines Fachkollegen. „Wir nennen das auch eine Sondage“, sagt Dr. Herrmann. Wenn die Obermauerstraße 2011 oder 2012 je nach Finanzlage neu gestaltet wird, soll möglicherweise nicht nur der unterirdische Wehrturm, sondern auch die Stadtmauer, jetzt noch unter dem Asphalt unmittelbar am rechten Rand der Obermauerstraße, zu sehen sein. „Auf jeden Fall wird die alte Stadtmauer auch hier in diesem Bereich in die Planungen für die neue Obermauerstraße einfließen“, betont der Grabungsexperte. „Die Stadtmauer gehört zur Identität dieser Stadt.“