Duisburg. .

Gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten sind nicht nur ein Problem in ländlichen Regionen - auch in Großstädten wie Duisburg führen die eingewanderten Exoten oft zu Konflikten.

Auch wenn diese Konflikte anderer Natur sind als auf dem Land, wie Carla Michels, die beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) für die sogenannten Neobiota zuständig ist, erklärt: „Städte sind menschlich geprägt, die veränderte Natur schafft neue Lebensräume“. Außerdem sei es in Städten wärmer, was die Besiedlung mit Pflanzen aus südlichen Ländern begünstige. Zudem würden einigen Tieren, wie beispielsweise der eingeschleppten Wanderratte, in der Stadt die natürlichen Feinde fehlen.

"Manche Tiere ernähren sich vom Menschen"

„Manche Tiere ernähren sich vom Menschen, denken Sie zum Beispiel an die Waschbären, die den Hausmüll durchwühlen“. Hinzu kämen gesundheitliche Aspekte, die auf dem Land nicht so stark auffallen würden: „Die Pollen der Beifuß-Ambrosie können allergische Reaktionen hervorrufen, und der Saft der Herkulesstauden kann Verbrennungen hervorrufen“. Das Lanuv hat ein Internetportal unter http://neobiota.naturschutzinformationen-nrw.de eingerichtet. Auf der Seite sind nicht nur in NRW eingewanderte Arten erklärt, dort können Bürger diese auch melden. Die NRZ hat sich bei Experten umgehört, welche Exoten sich in Duisburg breit machen.

Kanada- und Nilgänse

„Die Stadt sagt, dass sind zu viele, wir sehen das ein bisschen anders“, sagt Jürgen Hinke, erster Vorsitzender des NABU-Stadtverbandes Duisburg, „da wird immer gesagt, dass wären Tausende, dabei sind es wohl nur wenige Hundert“. Randolph Kricke vom Amt für Umwelt und Grün hält die Gänse ökologisch für unproblematisch, aber „verkotete Liegewiesen, beispielsweise an der Sechs-Seen-Platte, sind natürlich ärgerlich“. Der Kot der Tiere sei auch auf Spielplätzen ein Ärgernis. „Aber die Menschen sind manchmal auch selbst schuld, wenn sie die Tiere durch Futter anlocken“. Die Vögel gebe es laut Hinke seit den Achtzigern in Duisburg. Eine Verdrängung einheimischer Tiere durch die Gänse gebe es nicht: „Die verdrängen sich höchstens gegenseitig, das sind sehr aggressive Vögel“.

Beifuß-Ambrosia

Die Pollen der aus Nordamerika stammenden Pflanze können allergische Reaktion und sogar Asthma hervorrufen. „Die Pflanze ist vor allem durch Vogelfutter nach Deutschland gekommen“, erklärt Dr. Peter Keil, Leiter der biologischen Station westliches Ruhrgebiet e.V., „ihre Ausbreitung wird von uns in Duisburg genau beobachtet“. Dass der Lanuv dazu aufruft, die Pflanze zu beseitigen, sieht Randolph Kricke skeptisch: „Für einen Laien ist sie zu schwer vom einheimischen Beifuß zu unterscheiden“.

Riesen-Bärenklau/Herkulesstaude

Die aus dem Kaukasus stammende Pflanze wurde nicht umsonst zur Giftpflanze des Jahres 2008 gewählt - unter Einfluss von Sonnenlicht löst ihr Saft auf der Haut Verbrennungen aus. „Das ist natürlich gerade in der Nähe von Kindergärten und Schulen ein Problem“, sagt Randolph Kricke, der ansonsten einer Beseitigung der Staude eher skeptisch gegenübersteht. Jürgen Hinke vom NABU hält die Bekämpfung der Giftpflanze für schwierig: „Einfaches Abschneiden genügt nicht - die muss man komplett mit der Wurzel ausbuddeln, sonst schlägt die wieder aus“.

Bisamratten/Nutria

Bisamratten und Nutria stammen ursprünglich aus Nord- und Südamerika, sind aber schon lange in Deutschland beheimatet. „Wahrscheinlich sind die ersten Tiere aus Pelzfarmen ausgebüxt“, vermutet Randolph Kricke, „ein typisches Beispiel für eine menschverursachte Besiedlung“. Laut Dr. Peter Keil gebe es die Tiere vor allem am Rhein in Walsum: „Wenn es dort Biber gäbe, würden die Nutria und Bisams dort die einheimischen Tiere vielleicht verdrängen“. Allerdings gäbe es keine Biber in Walsum. Fraß- und Bauschäden sein ein Problem im Walsum, wie Randolph Kricke erklärt: „Wegen der Deiche dürfen die dort auch bejagt werden“. Allerdings seien die Schäden nur minimal.

Wasserschildkröten

Ein Großstadtphänomen sind vom Menschen ausgesetzte Exoten, ein Beispiel dafür sind die Wasserschildkröten. „Die werden sehr klein gekauft und werden dann von den Besitzern ausgesetzt, wenn sie nicht mehr ins Terrarium passen“, erzählt Dr. Peter Keil. Eine wirkliche Plage in den großen Stadtteichen sieht er aber nicht - aus einem einfachen Grund: „Wir konnten bisher nicht beobachten, dass die Tiere sich selbstständig reproduzieren“.