Duisburg. .
Sie stellt so etwas wie die große Unbekannte unter den Halden in Duisburg dar. Selbst in Homberg – also jenem Stadtteil, in dem sie zu finden ist – runzeln viele Bürger die Stirn, wenn sie nach der Essenberger Halde gefragt werden. Die ehemalige Hausmülldeponie, die längst begrünt ist und am Rande der Bruchstraße und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Chemie-Riesen Sachtleben liegt, fällt wegen ihrer relativ überschaubaren Höhe von „nur“ 20 Metern kaum auf.
Doch es gibt eine Gruppe, die ist hier auf dem Haldengipfel schon jetzt regelmäßig anzutreffen: die Hundebesitzer. Frauchen, Herrchen und ihre Vierbeiner genießen diesen erhobenen Ort. Gassi mit Aussicht, sozusagen.
Frühere Mülldeponie
Wer offizielle Daten und Fakten über die Halde Essenberg in Erfahrung bringen möchte, der hat es nicht leicht. Volker Heimann, der stellvertretende Leiter des städtischen Amtes für Umwelt und Grün, vermutet einige Akten in den Untiefen des Archivs. „Die stammen noch aus der Zeit vor 1975, als Homberg noch eigenständige Stadt war. Da komme ich so einfach nicht dran“, sagte Heimann. Diese Halde stünde nicht im Fokus, würde touristisch überhaupt nicht beworben – daher die akute Informations-Ebbe.
Heimann verweist an den Verein „Freundeskreis Historisches Homberg“. Deren Archivar Franz Gerd Gehnen und Pressesprecher Reinhard Stratenwerth verfügen zwar ebenfalls über keinerlei Dokumente („Und wir haben eigentlich zu allem und jedem in Homberg etwas bei uns im Archiv“). Dafür helfen ihre Kontakte: Und so bringen sie über einen ehemaligen Mitarbeiter der Stadt (!) Homberg in Erfahrung, dass das Entstehungsjahr dieser Ex-Müllkippe 1974 sein müsste. Vorher fristete sie eine Existenz als Lehmgrube.
Sicht auf A-40-Rheinbrücke und Stadtwerke-Turm
Zurück in die Gegenwart: Wer heute den Fußweg von der Bruchstraße aus hinaufgeht, der trifft bereits nach wenigen Schritten auf ein Metallschild. Das ist schon derart lange den Kräften der Natur ausgesetzt, dass es Moos angesetzt hat. Die Aufschrift warnt alle „Erholungssuchenden“ vor Austritt von Deponiegasen und tiefer im Boden vor verbuddelten Deponaten, die belastet seien. Daher seien Camping und offenes Feuer verboten. Sinn und Zweck der Visite ist aber eh die Fernsicht.
Die erweist sich aber als reines Teilzeitangebot: Denn oben angekommen, ist nur der Blick gen Osten unverstellt. Hier schaut der Betrachter auf einige der Sachtleben-Gebäude und -Schornsteine. Am Horizont tauchen die A-40-Rheinbrücke und der Stadtwerke-Turm auf. In allen anderen Himmelsrichtungen stehen jedoch Bäume einer freien Sicht im Wege. Da diese im Moment aber noch kein Laub tragen, schimmern im Nordwesten durch das kahle Geäst die Umrisse der „weißen Riesen“ in Hochheide hindurch.
Im Nordosten dominiert die Industriekulisse von Sachtleben. Und der Blick nach Süden reicht über den rauschenden Verkehr der A 40 hinweg nach Asterlagen und Winkelhausen. Jetzt wird aber klar, warum diese Duisburger Halde nicht so offensiv beworben wird: Alle anderen im Stadtgebiet (Alsumer Berg, Rockelsberghalde Rheinhausen und Heinrich-Hildebrand-Höhe in Wanheim) haben eine bessere Fernsicht zu bieten.
Monika Czogalla kommt dennoch regelmäßig hierher – und zwar in Begleitung von Larus und Laika. Mit ihren Vierbeinern geht die Frau hier oben gern Gassi – wie viele andere Hundebesitzer und Anwohner aus der nahe gelegenen Rheinpreußen-Siedlung auch. „Hier kann ich die Hunde auch einmal problemlos ohne Leine laufen lassen, weil hier kaum Fußgänger oder Jogger unterwegs sind“, sagt Czogalla. Mit Blick auf das Gesamtangebot sagt sie aber, dass es in Homberg und der ganzen Stadt an Freilaufflächen fehle.