Bönen.
Bis in die späten 70er Jahre war es für Frauen undenkbar, alleine ein Wirtshaus aufzusuchen. Dennoch waren besonders viele Frauen als Gastwirtin tätig.
Oft kam diese Berufswahl für viele Frauen nicht freiwillig, sondern sie waren durch entsprechende Umstände zu diesem Beruf gezwungen. Eine dieser Frauen war Herta Böinghoff aus Bönen, deren Lebensweg von der Gemeindearchivarin Barbara Börste zusammengefasst wurde.
Im Jahre 1948 übernahm Herta Böinghoff das Landgasthaus ihres verstorbenen Mannes. Ohne männliches Zutun führte sie die Gaststätte, unterstützt von ihren sieben Schwestern. Besonders bei Großveranstaltungen wie Schützenfest oder Karneval war sie auf ihre Hilfe angewiesen. Später kamen dann doch auch männliche Helfer dazu. Die Ehemänner der Schwestern schleppten dort Gläser und verkauften Biermarken.
Dank ihrer Entschlossenheit und ihrer robusten Einstellung wurden ihre Entscheidungen, wer in die Kneipe gelassen wurde und wann Feierabend war, auch von Männern respektiert. „Hilfsbereit war sie und freundlich, aber gleichzeitig stets reserviert“, erinnert sich ihre Enkelin Katja Lohmann. So war Böinghoff auch für alles Neue offen und unterstützte die im Jahre 1970 durchgeführte Modernisierung der Gaststätte. Im Jahre 1981 musste Böinghof ihre Gaststätte im Alter von 70 Jahren verpachten. Dennoch hatte sie noch großen Einfluss, so dass sie zum Beispiel eine Kegelbahn einbauen ließ. Seit 1994 wird das Haus Böinghoff von ihrer Enkelin geführt.
Herta Böinghoff verstarb 2003 im Alter von 92 Jahren. Ihre Geschichte und viele weitere rund um Frauenbilder aus dem Kreis Unna kann man im neuen Jahrbuch des Kreises Unna, Band 33 nachlesen, erschienen im Horschler Verlag.
ISBN 978-3-9813452-6-1