Duisburg. . Das AWO-Mehrgenerationenhaus ist eins von 500 Häusern deutschlandweit, die vom Bund gefördert werden. Es ist das einzige, das jetzt eine Anschlussförderung bekommt - wei die Arbeit als Leuchtturmprojekt ausgezeichnet wurde.

Wo morgens die Babys beim PEKiP in bonbonbunter Atmosphäre nackig auf die Matten pieseln, sind nachmittags die Senioren sportlich aktiv. Das AWO-Mehrgenerationenhaus macht seinem Namen alle Ehre, ist ein Ort für die Jüngsten und die Älteren. Und das seit fünf Jahren so erfolgreich, dass es für weitere drei Jahre je 30.000 Euro an Bundesmitteln bewilligt bekam. Als einziges der 500 Häuser deutschlandweit, betont Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas, die gestern zum Feiern kam.

Bedingung für den Bundeszuschuss ist, dass Land oder Kommune 10.000 Euro selbst tragen. Das funktioniert in einer überschuldeten Stadt nur über die Krücke der geldwerten Leistung, in diesem Fall über Miete und die hier angebotene Ausbildung von Tagesmüttern.

Die längste Raupe Nimmersatt

Die Personaldecke ist denkbar dünn, hantiert wird vor allem mit Honorarkräften für Kurse, mit Ehrenamtlichen für Projekte, mit Studierenden für die Ideen-Entwicklung und Schülern für Praktika. Leiterin Lisa Müller-Arnold holt sich Kompetenz und Kooperationspartner ins Haus. Mit der benachbarten Stadtbibliothek gab es bereits Erfolge wie die längste Raupe Nimmersatt der Welt, die noch in der Kinderbibliothek an der Decke baumelt, oder die Lebenskofferausstellung, die Geschichte in persönlichen Biografien greifbar machte. Neu startet jetzt das SchoKi-Projekt für Schoß-Kinder, die die Welt der Bücher ertasten sollen. Dr. Jan-Pieter Barbian, der mit der Stadtbibliothek ja selbst ein Mehrgenerationenhaus leitet, weiß um die Vorteile der Kooperation: „Jeder für sich erzielt einfach nicht die Wirkung, wie sie gemeinsam erzielt wird.“ Das soll sich auch nach dem Umzug ins Stadtfenster nicht ändern, „Fernwärme“ soll dann die Beziehung stärken, so Barbian.

Beschulung von Behinderten

Neu im Boot der Paten ist der Zoo. „Wir sind ja par excellence ein guter Ort für alle Generationen“, sagt Direktor Dr. Achim Winkler. „Aber als Magnet Nummer Eins der Stadt mit einer Million Besuchern jährlich haben wir auch eine Verpflichtung“. So lädt der Zoo zum „Tierischen Erlebnisvormittag für alle Generationen“ und zur Nachtsafari.

Gut angekommen und zukünftig ausbaufähig ist das Lernpatenprojekt, bei dem Ältere an vier Kooperations-Grundschulen Kinder unterstützen. Weitere Schulen haben Interesse bekundet, „weil den Lehrern durch unsere Senioren Arbeit abgenommen wird“, erklärt Müller-Arnold. Die Lernpaten vertiefen mit ihren Schützlingen spielerisch lesen, schreiben, rechnen. Den Kindern sollen Erfolgserlebnisse vermittelt werden. Den Senioren auch. Das Mehrgenerationenhaus schult die 55 bis 75 Jahre alten Paten, nächstes Thema: Inklusion, also die gleichberechtigte Beschulung von Behinderten und Nicht-Behinderten. Noch so ein Thema für mehr Miteinander.