Duisburg. . Ein ausführliches Konzept für das NS-Dokumentationszentrum, das im Stadtfenster geplant ist, sieht Schwerpunkte weniger in der Pflicht des Gedenkens, sondern mehr in der Didaktik mit multimedialen Mitteln.
Das Konzept für ein NS-Dokumentationszentrum in Duisburg ist 27 Seiten lang. Erstellt hat es Dr. Martin Rüther, der im NS-Dok, dem Dokumentationszentrum der Stadt Köln mitarbeitet. Die Entwicklung in einem gänzlich neuen Gebäude im Gegensatz zu anderen Zentren, die an historischen Orten entwickelt wurden, entbindet von der Pflicht, das Gedenken in den Mittelpunkt zu stellen. Vielmehr soll in Duisburg eine umfangreiche Vernetzung stattfinden, zum einen mit den unmittelbaren Nachbarn VHS und Bibliothek und den daraus resultierenden Synergieeffekten. Zum anderen aber auch im Internet und in der „wirklichen“ Umgebung, wo es darum geht, bei Stadtführungen authentische historische Orte fußläufig zu entdecken.
Zielgruppe sind insbesondere Schüler, die hier die Bedeutung von Demokratie spüren sollen. Das Zentrum soll Unterrichtsmaterialien entwickeln sowie Konzepte zu Führungen. Für eine breitere Zielgruppe ist an VHS-Kurse gedacht, die sich multidisziplinär der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte widmen - wo also Historisches auf Technisches trifft, Videoschnitt auf Recherche, Webdesign auf alte Akten.
Die geplanten knapp 400 qm bestehen aus vier quadratischen Räumen und einer Art Halbkreis drumherum, der die Dauerausstellung beherbergt. Hier ist geplant, im inneren Kreis die „glatte“ Seite der NS-zeit zu zeigen mit ihren Werbeplakaten und Großveranstaltungen. Der äußere Kreis soll indes die „raue“, reale Seite widerspiegeln: mit Ausgrenzung und Rassismus, mit Widerstand und Verfolgung.
Die vier inneren Räumen sollen neben kleineren Exponaten vor allem Orte des Erforschens im virtuellen Sinne sein - also über Medienstationen, die altersgemäß aufbereitet Ergebnisse der (aufzubauenden) Datenbank zeigen. Alle Räume sollen über Beamer verfügen, um Filme etwa mit Zeitzeugeninterviews zu zeigen. Die Entwicklung dieser Filme, die Beschaffung des Materials, soll ebenfalls Aufgabe des Zentrums sein. Deshalb ist es im Konzept als „work in progress“ gedacht, als wachsender Ort, der jederzeit neue Erkenntnisse einflechten kann.