Duisburg. . Nach Milliarden-Verlusten durch das neue Hüttenwerk in Brasilien sind die Mitarbeitern von Thyssen-Krupp Steel in Hamborn/Beeckerwerth in Sorge. Betriebsratsvorsitzender Willi Segerath ist überzeugt, dass die Stahlsparte die brasilianischen Probleme meistern könne. Experten sollen helfen.

„Man macht sich Sorgen“, beschrieb Betriebsratsvorsitzender Willi Segerath die Stimmung unter den rund 4500 Mitarbeitern von Thyssen-Krupp Steel in Hamborn/Beeckerwerth, die am Donnerstag zu zwei Betriebsversammlungen in den Landschaftspark strömten. Der Grund: die Milliarden-Verluste durch das neue Hüttenwerk in Brasilien.

Segerath, der der Investition in Südamerika schon immer skeptisch gegenüberstand, verwies am Rande der Versammlung auf die „starke Leistung“ der deutschen Stahlstandorte, die im letzten Geschäftsjahr mit einem Gewinn von über 1,1 Mrd Euro den „größten Ergebnisbeitrag zum Konzerngewinn“ beigetragen hätten.

"Investitionsstau muss aufgelöst werden"

„Die deutschen Standorte sind ökologisch und ökonomisch Weltspitze“, sagte Segerath. Er appellierte an die Unternehmensleitung, jetzt in Zeiten der Finanzkrise und nachlassender Stahlnachfrage „zu stark auf die Bremse zu treten“. Branchen wie Kfz-Industrie oder Maschinenbau befänden sich nach wie vor in einer Wachstumsphase.

Es sei jetzt an der Zeit, die deutschen Anlagen in Bestform zu bringen. Segerath: „Der Investitionsstau muss aufgelöst werden.“ Der Stahlbereich brauche Jahr für Jahr eine Milliarde Euro. „Wir werden daran arbeiten.“

Zugleich ist Segerath überzeugt, dass die Stahlsparte die brasilianischen Probleme meistern könne. Angelaufen sei jetzt ein Programm, Facharbeiter, Ingenieure, Techniker und Manager der mittleren Ebene nach Brasilien zu schicken, die gegen entsprechende finanzielle Zulage für drei Monate und auch mehr mit ihrem deutschen Know how helfen sollen, die neue Hütte in Schwung zu bringen.

"Wir kriegen das hin"

„Heldenklau“ heißt die Aktion schon spöttisch bei der Belegschaft, in der aber auch die Sorge umgeht, dass die „Zeitarbeiter“ für Südamerika in der Heimat fehlen. An den Erfolgsaussichten des Experten-Exports hat Segerath aber keine Zweifel: „Wir kriegen das hin, die Frage ist nur: wann?“

Der Betriebsratschef kündigte an, in Gesprächen mit der Unternehmensspitze auf unbefristete Übernahme auch der Auszubildenden im aktuellen vierten Lehrjahr zu drängen, die noch nicht von der Tarifeinigung profitieren.