Duisburg. Die Polizei setzt auf Abschreckung und tourt mit einer neuen Kampagne durch elfte Klassen. Zum Auftakt bekamen Schüler des Berufskollegs in Neudorf drastische Fotos von Autowracks und Unfallopfern zu sehen. Notärzte und Polizisten schilderten Eindrücke vom Unfallort.
Symbolträchtiger kann ein Abschreckungsvideo nicht beginnen. Jugendliche heizen mit ihren schnellen Schlitten durch den Unglückstunnel. Die Tachonadel bewegt sich gegen Anschlag und dann: Unfallbilder. Mit drastischen Fotos tourt die Polizei durch die elften Jahrgänge, um junge Fahrer vor den Folgen des Rasen zu warnen.
Den Auftakt machten die Beamten jetzt im Berufskolleg in Neudorf. Mit ernsten Gesichtern lauschten die Schüler den Schilderungen der Einsatzkräften.
Details brennen sich ins Gedächtnis
„Ende eines Discobesuchs“ steht über einem Bild, das ein Opfer mit Verbrennungen zeigt. „Wir bekommen einen Anruf, werden zu einem Unfall gerufen. Es ist neblig und ganz still, als wir ankommen, dabei gehen die Martinshörner“, erzählt Dr. Frank Marx, leitender Notarzt in Duisburg.
Er erklärt, wie sich die Einsatzkräfte ein Bild von der Lage machen – und manchmal brennen sich Details ins Gedächtnis ein: Ein Unfallopfer hatte einen I-Pod-Knopf im Ohr. Ein anderer hatte an einem Unfalltag seinen 21. Geburtstag. „So etwas vergisst man nicht so schnell.“
Jugendliche sind schockiert
Auch Polizistin Heike Golonska kann sich gut daran erinnern, „wie ein paar Jugendliche auf der B 288 einen Z 4 geschreddert haben.“ Seit 20 Jahren ist sie im Einsatz, aber solche Bilder bleiben. „Wir reden nach einem Einsatz mit Kollegen darüber, um die Eindrücke zu verarbeiten.“
Die Jugendlichen sind sichtlich schockiert, als sie ihren Arbeitsalltag schildert. Die Statistik spricht zudem eine deutliche Sprache: Junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren verursachen immer noch überproportional häufig Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten. Obwohl diese Altersgruppe nur acht Prozent der Bevölkerung ausmacht, verschuldeten sie 2010 insgesamt 19 Prozent aller schweren Unfälle in NRW, bei denen 114 Personen starben.
Sämtliche Schulen werden informiert
„Crash Kurs NRW - Realität erfahren. Echt hart“ ist eine landesweite Initiative. In Duisburg wollen die Beamten in den nächsten Monaten sämtliche Schulen informieren. „Es ist gut, dass sie das auf der emotionalen Schiene machen. Das wirkt“, glaubt Christoph Breer. Er ist Religionslehrer am Berufskolleg und war als Pfarrer als Notfallseelsorger unterwegs. „Ich kann noch eine ganze Menge zum Thema beisteuern und werde in der nächsten Unterrichtsstunde die Schilderungen bestimmt nochmal aufgreifen.“
Den Jugendlichen steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Saskia Derksen (17) sagt nachdenklich: „Ich wohne in der Nähe der B 288 und komme manchmal an heftigen Unfällen vorbei. Da macht man sich schon seine Gedanken.“