Duisburg. .
Echte Raritäten schlummern zum Schutz hinter Plastikhüllen. „Das ist eine Originalausgabe“, sagt Reinold Wedekind und nimmt das „Micky Maus“-Heft vorsichtig in beide Hände. Der 54-jährige ist als Geschäftsführer des „Comic-Treffs“ Hüter diverser Schmökerschätze.
Viele davon sind aus zweiter Hand. Doch Wedekind achtet immer auf einen pfleglichen Umgang. Sorgfalt ist eben eine der Primärtugenden für das Berufsleben in dieser Sprechblasen-Welt.
Das Ladenlokal an der Ludgeristraße versprüht bereits beim Eintreten jenen herrlich skurrilen Charme eines XXL-Spielzimmers. Hier die Glasvitrinen mit den Star-Wars-Spielfiguren, dort die prall gefüllten Fächer mit den Sammelkarten. Daneben in den Ständern und Regalen steht die Comic-Neuware – fast alles gebundene Alben mit einem glänzenden Hardcover.
Wer in den „Gebrauchtwaren“-Bereich vorstößt, der betritt eine Arte Schlauch, der rechts und links mit Regalen zugebaut ist. Und wohin das Auge blickt: Comics! Hier die Klassiker wie Sigurd und Prinz Eisenherz. Daneben Helden aus vergangenen „Zack“-Zeiten wie Rick Master, Leutnant Blueberry oder Michel Vaillant. Ein Fach weiter folgen Western-Hefte wie Bessy, Lasso oder Silberpfeil. Und dann wären da natürlich auch noch Umsatz-Garanten wie Donald Duck, Asterix, Lucky Luke.
„Es gibt zwei generelle Käufergruppen“, sagt Wedekind. „Die einen mögen nur die Funnies, also: witzige Sachen wie Gaston oder Spirou & Fantasio. Die anderen stehen auf die Superhelden von Marvel und DC – also: Supermann, Batman, Spiderman, Hulk oder Der mächtige Thor.“
Aber, egal welcher Fraktion der Käufer nun angehört: Fast jeder, der in den Laden kommt, ist auch ein Sammler. Diese kramen oft lange Listen heraus und stöbern im fein säuberlich geordneten Heftsortiment nach Ausgabenummern, die fehlen. „Manche Kunden kommen aus Münster oder Paderborn“, sagt Wedekind. Er selbst lebt übrigens am anderen Ende des Ruhrgebiets in Dortmund. Seit 28 Jahren ist er in dieser Branche aktiv, die letzten fünf davon als Herr der Heftchen in Neudorf. 45 000 gebrauchte Exemplare türmen sich dort auf – Lagerbestände inklusive.
Und das Reservoir könnte weiter gefüllt werden. Denn es vergeht kaum ein Tag, an dem Wedekind nicht Nachschub angeboten bekommt. „Manche ziehen und misten dann aus. Andere müssen sich nach der Trennung von ihrer Frau auch noch von ihren Comics trennen, wegen des Geldes.“ Dann käme alles kistenweise bei ihm an. „Mit Riesen-Erlösen darf man aber nicht immer rechnen“, senkt Wedekind, der in seinem Laden zwei Kräfte zu Einzelhandels-Kaufleuten ausbildet, die Erwartung.
Und welches ist nun der größte gebrauchte Schatz in seinem Laden? „Ein Heft aus der Serie Illustrierte Klassiker“, antwortet Wedekind. 206 Ausgaben seien davon erschienen, manche in einer Auflage. Kostet? „140 Euro!“ Und Schätze dieser Art werden sogar immer wertvoller.