Trotz sehr guter Berufschancen könnte die Zahl der Studierenden bei den Ingenieurwissenschaftlern der Universität Duisburg-Essen höher sein. WAZ-Gespräch mit Dr. Wolfgang Brockerhoff und Dr. Wolfgang Mertin
"Ich kenne keinen einzigen arbeitslosen Ingenieur." Dr. Wolfgang Mertin, Elektro-Techniker an der Universität Duisburg-Essen, sieht für Absolventen seines Fachbereichs weiterhin rosige Berufs-Perspektiven. Auch sein Kollege Dr. Wolfgang Brockerhoff weiß, dass sich die Firmen schon für die Duisburg-Essener E-Techniker interessieren, bevor diese ihre Diplom-Arbeit überhaupt beendet haben.
"Dem Ingenieur ist nichts zu schwör" sagte bereits vor Jahrzehnten der berühmte Comic-Tüftler Daniel Düsentrieb, doch den Weg dahin wähnen viele junge Leute immer noch als äußerst steinig und unbequem. "Sehr arbeitsintensiv" ist die Ausbildung, dies wissen Brockerhoff und Mertin aus ihrer langen Berufspraxis. So müssen die aktuellen Bachelor-Studenten im Fach E-Technik durchschnittlich 30 Wochenstunden an der Uni sein. Dazu kommt noch ein umfangreiches Arbeits-Pensum zu Hause. Tugenden wie Fleiß und Disziplin sind neben Begabung und Interesse unverzichtbar. Doch wer das Grundstudium geschafft habe, der habe fast immer, so bestätigen ihrer Lehrer Brockerhoff und Mertin, auch sein Diplom bestanden.
Die Uni-Statistik zählt für die Duisburg-Essener Fakultät für Ingenieurwissenschaften 4580 Studierende. Darunter befinden sich Studenten in den Bereichen Elektro- und Informationstechnik, Informatik, Maschinenbau, Materialtechik und Bauwissenschaften. Im vergangenen Wintersemester wurden im Bereich E-Technik gut 250 Anfänger gezählt. Da dieser Studienbereich Bestandteil der "International Studies of Engineering" ist, wundert der hohe Ausländeranteil nicht. So sind es über 50 Prozent Studenten aus dem Ausland, darunter aus China, aus dem Ostblock, aus Indien und auch - mit abnehmender Tendenz - Studenten aus Afrika, die das international renommierte Studien-Angebot der Ingenieurswissenschaften der Universität Duisburg-Essen absolvieren wollen.
Wie Brockerhoff und Mertin sagen, habe die derzeit boomende Wirtschaft großen Bedarf an Ingenieuren. So bestätigt ein Student, dass er gerade ein gutes Angebot aus Zürich bekommen hat. Wobei offenbar auch die Bezahlung stimmt. Doch warum studieren nicht noch mehr Abiturienten diese zukunftsträchtigen Fächer?
Wie Wolfgang Mertin sagt, ist einmal das Image des E-Technikers nicht sehr gut. Dazu tragen Presse-Meldungen von Pleiten und Skandalen wie unlängst im Siemens-Konzern bei. "Die Studenten verbinden E-Technik mit Handys und Computer" sagt Mertin. Und wenn es da kriselt, lässt man schnell die Finger von der E-Technik. Aber auch an den Schulen, die häufig schlecht ausgestattet seien und an denen gespart wird, hapert es. "Warum gibt es dort das Fach E-Technik nicht?", fragt Wolfgang Brockerhoff. Inzwischen gibt es aber von Seiten der Uni gute Kontakte zu den Schulen und Angebote wie die "Duisburger Schülerakademie" mit Schnupper-Angeboten. Was sich aber nicht zu ändern scheint, ist dass das Ingenieur-Studium ein Männer-Beruf bleibt. Unter den Studien-Anfängern sind gerade mal 14 Prozent weiblich. Daniel Düsentrieb lebt auch weiterhin in einer Männer-Gesellschaft.