Duisburg. .

Der 72-Jährige ging am Abend des 22. Mai in eine Gaststätte und verkündete: „Ich habe gerade meine Frau kaputt gemacht.“ Da lag sie mit 80 Schnitt- und Stichwunden tot in der Badewanne. Die Ehe sei ein Alptraum gewesen, sagte der Angeklagte nun vor Gericht.

Glaubt man dem Angeklagten, dann war seine 54 Jahre währende Ehe ein einziger Alptraum. Die Ehefrau habe ihn beschimpft, mit Schuhen beworfen und seit zehn Jahren habe er vor dem Bett schlafen müssen, berichtete der ehemalige Bergmann aus Duisburg-Rheinhausen. Am Abend des 22. Mai beendete er die Ehe mit einem Messer. Seit Dienstag steht der 72-jährige Rentner wegen Totschlags vor dem Landgericht Duisburg.

Ein tödlicher Schnitt von Ohr zu Ohr

Die Tat ereignete sich bei einem Streit, als die Gattin des Mannes gerade in der Wanne saß. Der Körper der Frau wies mehr als 80 Schnitt- und Stichwunden auf, darunter zahlreiche Abwehrverletzungen. Tödlich allerdings war ein Schnitt von Ohr zu Ohr, mit dem man genauso auch Tiere schächtet.

Durch seinen Verteidiger ließ der türkische Angeklagte, der seit über 40 Jahren in Deutschland lebt, ein Geständnis verlesen: Es treffe zu, dass er seine Ehefrau am Abend des 22. Mai getötet habe. „An die Tat habe ich keine Erinnerung mehr. Als ich begriff, was ich getan hatte, habe ich mich gleich gestellt.“ Tatsächlich war der Mann nach der Tat in eine nahe gelegene Gaststätte gegangen und hatte verkündet: „Ich habe gerade meine Frau kaputt gemacht.“

Ehe war von Dorfbewohnern arrangiert worden

Es sei keine gute Ehe gewesen, so der Angeklagte. „Wir haben sehr viel gestritten. Die ständigen Streitereien haben mich über die vielen Jahre zermürbt.“ Dennoch sei seine Frau ein Teil seines Lebens gewesen. „Ich weine jeden Tag um sie und ich schäme mich, einen Menschen getötet zu haben.“ Vor allem deshalb, weil er seinen drei Kindern die Mutter genommen habe.

Die Ehe war von Dorfbewohnern für den Waisenjungen arrangiert worden. Die Tochter eines Nachbarn wurde für ihn ausgewählt. „Meine Frau hat mich von Anfang an nicht haben wollen“, so der 72-Jährige. Daran habe sich nichts geändert, als man zunächst nach Frankreich, dann in die Niederlande und 1969 nach Deutschland einwanderte. „Sie hat mich angeschrien, mich beleidigt, mit Schuhen nach mir geworfen. Seit zehn Jahren musste ich auf dem Fußboden vor dem Bett schlafen, weil ich schnarche.“

Für das Verfahren sind zwei weitere Verhandlungstage vorgesehen.