Duisburg. .

Der Sanierungsberater der kriselnden städtischen Gebag sollen am Ende ein Kunststück vollbringen: Das 20-köpfige Team Unternehmensberatungsgesellschaft mbb consult kostet bisher 1,5 Millionen Euro.

Ob die einflussreichen Industriellen wie Curtius, Böninger, Carstanjen oder Krupp, die 50.000 Taler zur Gründung der Gebag am Heiligen Abend 1872 zusammen legten, sich jemals hätten erträumen lassen, was aus der „Gemeinnützigen Actien-Baugesellschaft“ einmal werden würde?

Dass das städtische Immobilienunternehmen Gebag mit seinen 14.000 Wohnungen, 2600 Häusern und einem Anlagevermögen von 460 Millionen Euro in ihrem 140. Geschäftsjahr plötzlich vor der Pleite steht, weil es sich mit der waghalsigen Architektur eines Museumsanbaus auf dem Dach eines alten Kornspeichers verhoben hat?

Der Vorstand und der Aufsichtsrat sind quasi entmachtet, längst bestimmen die Banken die Spielregeln. Die Aktiengesellschaft wird es in Kürze nicht mehr geben, der Rat wird die Stadttochter in eine GmbH umwandeln. Für die Gebag droht die Küppersmühle zum Millionen-Grab zu werden. Selbst die Rettung und ihre Retter kosten Millionen.

Schlechte Karten

Der Sanierungsberater, der in der Branche „Chief Restructuring Officer“ (CRO) genannt wird, ist kein Einzelkämpfer. Utz Brömmekamp, der promovierte Jurist und Gesellschafter der beauftragten Gesellschaft „mbb consult“, ist nur das Gesicht eines ganzen Teams von Experten, die derzeit die Gebag-Zentrale an der Tiergartenstraße durchleuchten, um den Weg aus der Krise zu finden. Nach NRZ-Informationen sind ständig rund 20 Mitarbeiter der Düsseldorfer Beratung im Einsatz, die Kosten für die externe Hilfe sollen sich bisher auf 1,5 Millionen Euro belaufen.

Die Retter werden am Ende ihr Geld wert sein, sollten sie es tatsächlich schaffen, die Kuh vom Eis, oder besser gesagt: den Kubus aufs Dach zu kriegen. Denn das Kerngeschäft der Gebag, die reine Wohnungswirtschaft mit der Betreuung und Modernisierung des Bestands, bereit wenig Kummer. Der Eisberg, der die Gebag tatsächlich zum Kentern bringen könnte, ist die Küppersmühle. Um den Kurs zu ändern, haben die Berater allerdings ebenso schlechte Karten in der Hand wie zuvor der Vorstand.

Das Problem liegt in den Verträgen: Steigt die Gebag aus, müsste sie 28 Millionen Euro an die Sponsoren zurück zahlen. Wie berichtet ist sie daher zum Weiterbauen verdammt. Allerdings sehen die Verträge auch vor, dass die Gebag alle Mehrkosten übernimmt, wenn der Schuhkarton nicht bis Ende des Jahres auf dem Dach ist. Weil der Kubus aber komplett neu gebaut werden muss, ist das unmöglich. Zudem decken die Verträge nur eine Sponsorenbeteiligung bis 48 Mio Euro, den Schätzungen zu Folge kostet das Projekt bis zur Vollendung aber knapp 70 Millionen Euro. Der Ausweg ist nur über die Verhandlungen mit dem Kunstsammler-Ehepaar Ströher möglich.

Verluste für die Stadt

In den letzten Gesprächen soll sich das milliardenschwere Paar zum Weiterbau zwar „latent positiv“ geäußert, aber eben nicht zugesagt haben, dafür auch die Schatulle öffnen zu wollen. Durch die Vertragssituation hat der Großsponsor beim Millionen-Poker letztlich das bessere Blatt auf der Hand. Trotz dieser Karten mit einem für die Gebag rettenden Ergebnis vom Tisch zu gehen, dieses Kunststück muss die Sanierungstruppe um den „CRO“ Utz Brömmekamp letztlich vollbringen. Bis dahin verschlingt die Baustelle, auf der nichts passiert, jeden Monat 100 000 Euro an Kosten.

Die städtischen Rechnungsprüfer empfehlen allerdings, die Gebag als Bauherr aus den Verträgen zu eisen und den Weiterbau in die Verantwortung des Sammlerpaares zu übertragen. Aus gutem Grund: Laut Verträgen soll das komplette Museum 2020 ohnehin in den Ströherschen Besitz übergehen. Die Düsseldorfer Berater sollen dagegen bereits mit Firmen verhandeln, die als „Totalübernehmer“ die Küppersmühle zum Festpreis fertigstellen. Die Rechnungsprüfer haben allerdings Zweifel: Einerseits wegen der Komplexität des Anbaus und der bisherigen Pannen bei den externen Auftragsfirmen, andererseits wegen der Frage, ob das Risiko nicht doch am Ende an der Gebag hängen bleibt. Zur Klärung sollen sich die Prüfer der Stadt bereits einen Gutachter ins Boot geholt haben: Er soll den bisherigen Bauprozess untersuchen und die Festpreis-Angebote der Totalübernehmer prüfen. Im Vergleich zu anderen bekannt gewordenen Honorarkosten soll dieser Experte eine nahezu bescheidene Entlohnung von maximal 25 000 Euro verlangen.

Die Stadt darf sich schon einmal auf Verluste einstellen: Die Dividende soll bis 2013 ausgesetzt werden, die Stadt müsste damit insgesamt auf mehr als 2,5 Millionen Euro verzichten.