Duisburg. . Während Hamburg das Trinken von Alkohol im Nahverkehr verbieten will, ist Duisburg längst weiter: Im Rahmen des Pilot-Projektes “Null Toleranz“ ziehen seit März 20 Sicherheitsleute gegen Pils und Pöbeleien in DVG-Bussen und -Bahnen zu Felde.

Hamburg will ab dem 1. September das Trinken von Alkohol im öffentlichen Nahverkehr verbieten, ab Oktober sogar mit 40 Euro Strafe ahnden, und verkündet dies mit großer Geste der interessierten Medienwelt. In Duisburg hingegen ist man längst schon einen Schritt weiter. Seit Mitte März läuft bereits das Pilot-Projekt „Null Toleranz“ in Bussen und Bahnen der Duisburger Verkehrsgesellschaft. Eigens dafür hat die DVG 20 Sicherheitsleute zusätzlich eingestellt, die in schwarze Uniformen gewandet nicht nur gegen Pils, sondern auch gegen Pommes und Pöbeleien im ÖPNV zu Felde ziehen.

Aufsässige werden an die Luft befördert

Mit beachtlichem Erfolg, wie Konzernsprecher Torsten Hiermann gestern gegenüber der NRZ bilanzierte. So weist die hausinterne Statistik der ersten drei Einsatzmonate einen deutlichen Rückgang der von den „Schwarzen Sheriffs“ gemeldeten Vorfälle aus. Die Zahl sank von 62 im ersten Monat auf 29 im letzten. Insgesamt 140 Mal mussten die bulligen Jungs, die zuweilen auch in Zivil auftreten, um einen Gewöhnungseffekt zu vermeiden, Fahrgästen klare Grenzen aufzeigen. Oder wie es Hiermann so schön formuliert: „Sie mussten darauf achten, dass die Formen des gesellschaftlichen Miteinanders eingehalten werden.“ Heißt im Klartext: Vandalismus, Pöbeleien, Drohungen, Schlägereien und Schmierereien verhindern. Heißt aber auch: Füße vom Polster, Musik ausmachen, Eis, Brötchen und Pommes draußen mümmeln.

Einsichtige kamen mit einer Verwarnung und einer „Gelben Karte“ davon, auf deren Rückseite sich der Etappte noch mal durchlesen kann, wie er sich das nächste Mal ordentlich in Bus und Bahn benimmt. Uneinsichtige und Aufsässige werden umgehend mit Hausverbot bestraft und an die Luft befördert.

Vandalismus reduziert

Die Vorfälle, bei denen die „Schwarzen Sheriffs“ einschreiten mussten, sind bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft in drei Kategorien aufgeteilt.

Vandalismus, wozu nicht nur Sachbeschädigung zählt, sondern auch die Verunreinigung von Bussen und Bahnen durch Müll und Essensreste. Hier sank die Zahl von 18 im ersten Einsatzmonat auf elf im dritten.

Pöbeleien, wobei es ebenso um Streitigkeiten zwischen Fahrgästen wie zwischen Fahrgästen und dem Fahrpersonal geht, konnten in der Pilotphase des Projektes von 15 auf sechs reduziert werden.

Schmierereien oder das Verewigen des eigenen Namens mit dem Edding auf Sitzpolstern oder Wände sank von vier Fällen auf Null.

Bei Straftaten wie etwa Sachbeschädigung oder Gewalttaten wird die Polizei eingeschaltet. Wie häufig dies in den ersten drei Monaten notwendig war, sei nicht in der DVG-Statistik erfasst, bedauert Pressesprecher Thomas Nordiek. Aber dem Zahlenwerk lässt sich entnehmen, dass bei 140 Vorfällen 40 Fahrgäste von den „Schwarzen Sheriffs“ zum sofortigen Verlassen der Bahn aufgefordert wurden. Der Auftritt der Sicherheitsleute sorgte dafür, dass die derart Verwarnten auch Folge leisteten. „Es ist ja nicht der klassische Türsteher , den wir von der Straße weg engagiert haben, sondern es sind alles in Deeskalation geschulte Leute“, begründet Hiermann, warum die Sheriffs solchen Respekt genießen. Der hat wohl auch dazu geführt, dass die Anzahl der verteilten gelben Verwarnkarten im bislang registrierten Zeitraum drastisch gesunken ist: von 1000 Stück noch im zweiten Monat auf 200 im dritten.

Bis zu 120.000 Euro zusätzlich

Bemerkenswerte Zahlen, die den DVG-Aufsichtrat dazu veranlassten, das zunächst auf drei Monate angelegte Projekt erst auf sechs und schließlich bis zum Ende des Jahres auszudehnen, und dafür 100- bis 120 000 Euro zusätzlich bereitzustellen.

Ob daraus eine durchaus wünschenswerte Dauereinrichtung wird, vermag Torsten Hiermann derzeit noch nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist es eine erfolgreiche Vorzeige-Kampagne, die Nachahmer finden könnte. Hiermann: „Eine vergleichbare Kampagne gibt es unserer Kenntnis nach in Deutschland nicht. Auch Mülheim und Essen, die mit uns im Verkehrsverbund kooperieren, wollten erstmal unsere Erfahrungen abwarten.“