Duisburg. .
Die längste Straße in Duisburg ist mit Abstand die Düsseldorfer Straße. Sie beginnt an einem der zentralsten Punkte der Stadt. Die NRZ hat die 6950 Meter unter die Lupe genommen.
Der „Lebensretter“ weist den Weg. Unter den schützend ausgebreiteten Flügeln des Lifesaver-Brunnens am König-Heinrich-Platz beginnt die Reise. Besser gesagt: die Wanderung. Denn die längste Straße Duisburgs will zu Fuß erobert werden, beginnt sie doch als verkehrsfreie Schlenderzone.
Und sie zeigt direkt, was sie zu bieten hat: Im wahrsten Sinne goldig präsentiert sich die Hausnummer 1, wo Juwelier Christ nicht nur die Herzen der Damen höher schlagen lässt. Während einige sehnsüchtig die sündhaft teuren Auslagen in den Schaufenstern betrachten, haben es sich andere auf einem der begehrten Caféstühle in der Sonne gemütlich gemacht.
Flirtalarm auf der Großbaustelle
Hinter dem Kaufhof hingegen endet die Gemütlichkeit. An der Kreuzung Friedrich-Wilhelm-Straße rauschen die Autos vorbei und rauben jegliches Schlender-Flair. Das kann auch der blonde „David“ im Kant-Park mit seinem freizügig zur Schau gestellten athletischen Körper nicht wieder wett machen. Einen (leicht amüsierten) Blick allerdings ist die 2010 errichtete Kunstfigur in jedem Fall wert.
Duisburgs längste Straßen
Den üppigen Pobacken der rosa Skulptur folgend, führt die Straße am Wilhelm Lehmbruck-Museum vorbei, bis... ja, erst einmal bis zum Umleitungsschild. Doch das kratzt den Fußgänger nur wenig, er darf ungehindert bis zur Großbaustelle an der Mercatorstraße passieren. Das heißt, so ganz ungehindert auch wieder nicht. Denn zwei Bauarbeiter in leuchtend orangen Westen finden sich anscheinend ebenso unwiderstehlich wie den „David“ und bombardieren die (wenigen) vorbeiziehenden Damen mit einem Anmachspruch nach dem nächsten: „Hey, alles klar bei dir?“, „Ej, Chica! Willst du meine Nummer haben?“
Zehn Hektar Grünfläche
Dass es auch noch wohlerzogene junge Männer gibt, zeigen derweil zwei Herren gegenüber, die einer alten Dame hilfsbereit ihren Arm anbieten, um sie sicher durch den holprigen Baustellen-Schotter über die Kreuzung zu geleiten.
Ein paar Meter weiter sind die lautstarken Rufe der beiden Bauarbeiter und die übrigen Baustellengeräusche verebbt. Vorbei geht es am Haus des Handwerks und dem Polizeipräsidium. Im Böninger Park, mit seinen zehn Hektar Grundfläche „eine der größten Parkanlagen der Stadt“, wie ein Hinweis-Schild verrät, toben die Hunde ausgelassene herum.
Nur wenige hundert Meter weiter hingegen zieht die Tristesse auf der Düsseldorfer Straße ein: Mit dem RHI-Werk und dem Betriebshof Grunewald wird es dunkel - nicht nur die Fassaden der Häusern, sondern auch der Himmel - und damit auch die Stimmung. Bei Haus Nummer 437 gießt es wie aus Kübeln. Und die Straße scheint immer noch kein Ende zu nehmen.
634 Häuser auf sieben Kilometern Straße
Mit dem schüchternen Blinzeln wärmender Sonnenstrahlen aus der dichten Wolkendecke wird die Gegend dann aber wieder freundlicher. An der Ecke Im Schlenk reiht sich wieder Geschäft an Geschäft, unterbrochen von herrlich duftenden Gastronomie-Betrieben. Lebhaftes Treiben bestimmt die Szenerie. Die Kreuzung tauchte übrigens schon einmal in den Top Ten auf: Als eine der gefährlichsten Unfallstellen im Stadtgebiet.
Kurz hinter der Bezirkssportanlage ist es ganz plötzlich vorbei: An der Kreuzung Neuenhofstraße geht die Düsseldorfer Straße beinahe unbemerkt in die Düsseldorfer Landstraße über. So schließt die knapp sieben Kilometer lange Straße mit ihren 634 Häusern an einem Ort, der kaum besser das Ende repräsentieren könnte: mit dem Waldfriedhof.
So lang die Straße für Duisburger Verhältnisse auch ist: In der überörtlichen Superlative spielt sie im mehr als 231.000 Kilometer langen deutschen Straßennetz keine Rolle. Die längste Asphaltstrecke Deutschlands ist natürlich eine Autobahn: Die A7 durchzieht auf 963 Kilometern die Republik von der Grenze zu Dänemark bis Österreich.