Duisburg. .
„Das Theater war für mich immer etwas ganz Großes“, sagt Karoline Philippi. Für das kleine Mädchen anfangs sogar zu groß: „Vor dem Besuch des Weihnachtsmärchens wurde ich immer krank vor Aufregung. Irgendwann hat es dann geklappt – bei ,Hänsel und Gretel’“. Der Bann war gebrochen. Aber wenn die 38-Jährige heute am Pult steht und den „Kleinen Schornsteinfeger“ dirigiert, blickt sie immer noch mit Ehrfurcht darauf, „wie das zum Alltag geworden ist“.
Die Musiktheaterpädagogin der Deutschen Oper am Rhein stammt aus einem Elternhaus, in dem „Musik immer da war“. Sie lernte früh Klavier, sang im Kirchenchor der Gemeinde St. Suitbert in Wanheim. Zum Klavier kam die Orgel, die sie als Schülerin des Mannesmann-Gymnasiums in Buchholz nebenher am bischöflichen Kirchenmusikseminar in Essen lernte. Während des Abiturs übernahm sie ihren ersten Chor in Ungelsheim, hatte dort ihre erste Stelle als Kirchenmusikerin.
Als eine der ersten Frauen studierte Karoline Philippi in Köln katholische Kirchenmusik. „Für mich war ganz klar: Es ist besonders spannend, mit Menschen zu arbeiten.“ So kam noch ein Studium der Musikerziehung hinzu, das sie mit Diplom abschloss.
"Mit zitternden Knien"
Schon im Studium habe sie „viel mit Opernleuten“ zu tun gehabt, den Schritt von der Kirchenmusik zum Theater begünstigte ihr Ex-Ehemann, Mitglied im Chor der Rheinoper. Mit ihm zog sie nach Bonn, absolvierte an der Oper „mit zitternden Knien“ ein Probedirigat – und bekam die Stelle als Kinderchorleiterin.
Anders als bei der Kirchenmusik, bei der man eher „Alleinunterhalter“ sei, habe zwar auch in der Oper jeder seinen Verantwortungsbereich, aber alle Rädchen müssten ineinander greifen. Karoline Philippi mag das Gefühl, im Team gemeinsam etwas zu erreichen. „Immer eine Woche vor der Premiere denkt man, dass es niemals funktionieren kann. Es läuft dann doch, wenn alle ihre Kräfte mobilisieren.“
Aus familiären Gründen ging es von Bonn nach Saarbrücken. „Dann habe ich auch wegen meiner Tochter hier einen ruhenden Pol gesucht. Ich bin einfach zu Generalintendant Tobias Richter gegangen und habe gefragt: Brauchen Sie keinen Kinderchor? Er brauchte jemanden für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.“ Sein Nachfolger Christoph Meyer hat die Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche zu einem Schwerpunkt gemacht und „steht mit ganzem Herzen hinter der Kinderoper“.
Das Gefühl, etwas Besonderes geleistet zu haben
Vor zwei Jahren hat Karoline Philippi den Kinderchor der Rheinoper ins Leben gerufen. Freitags wird von 15.30 bis 17 Uhr in Duisburg geprobt. „Das Schöne bei der Arbeit mit Kindern ist, dass man sie bis an die Grenze führen kann, und dann wachsen sie im besten Fall über sich hinaus; es ist das Gefühl, etwas Besonderes geleistet zu haben.“ Als Erwachsener sei man herausgefordert, „sich immer wieder zu hinterfragen“. Und „das Tolle am Theater sind die Regelmäßigkeit und das unmittelbare Feedback“. Bereichernd sei es, zugleich auf hohem musikalischen Niveau mit den Kollegen zusammen zu arbeiten.
Natürlich ist Karoline Philippi stolz darauf, dass sich die Arbeit der Rheinoper mit Kindern herumspricht. Am Duisburger Theater zu arbeiten, „ist immer ein bisschen wie nach Hause kommen“. Es mache sie froh, etwas von ihren eigenen Kindheitsgefühlen weitergeben zu können. Auch Tochter Lea (11) singt im Kinderchor – und spielt Tuba.