Duisburg. .
Von Hause ist Ludger Engels Musiker, doch die Leidenschaft für das Theater ließ ihn Regisseur werden. Heute ist der gebürtige Meidericher Chefregisseur des Theaters Aachen, wo er nicht nur das klassische Repertoire neu befragt, sondern auch mit neuen Formen experimentiert.
Seinen ersten Geigenunterricht erhielt der 1963 geborene Ludger Engels mit sieben, vier Jahre später lernte er an der Niederrheinischen Musikschule Querflöte, Klavier und Musiktheorie. Nachdem er das Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium bestanden hatte, absolvierte er in Dortmund ein kombiniertes Studium der Musikwissenschaft und Musikdidaktik. Von 1980 bis 1995 leitete Engels auch die Chorgemeinschaft St. Michael und unternahm mit dem Pop-Oratorium „Ave Eva“ erste szenische Gehversuche.
Von der Musik zum Theater
Helmut Rilling, bei dem Engels Dirigieren studierte, regte ihn an, sich dem Theater zuzuwenden. So blieb eine geplante Promotion über „Musiktheater im Revier“ liegen, und nach einer Hospitanz bei einer „Maskenball“-Inszenierung an der Oper Dortmund entschied sich Engels 1989 für das Inszenieren.
Als Regieassistent bekam er Einblicke in ganz unterschiedliche Regiestile: Er lernte Andre Heller kennen, assistierte Harry Kupfer bei seiner Wiener Inszenierung des Musicals „Elisabeth“ und bekam 1993 von Regie-Legende Ruth Berghaus das Angebot, bei ihrer Stuttgarter „Traviata“ zu assistieren. Das schlug er aus, um an den Bühnen Krefeld-Mönchengladbach eine Stelle als Regieassistent und Abendspielleiter anzutreten.
Dort brachte er auch 1995 mit Rossinis „La Cenerentola“ seine erste Regie-Arbeit heraus: „Dieses Stück war auch die erste Oper, die ich mit 14 Jahren in Duisburg gesehen hatte, natürlich in der Ponnelle-Inszenierung.“ In Krefeld und Mönchengladbach gestaltete Engels zudem die Kinderkonzerte mit den Niederrheinischen Symphonikern und organisierte das Festival Schloss Wissen, bei dem die Duisburger Philharmoniker auftraten; ein Engagement, das Engels zu schätzen weiß, schließlich besucht seine Mutter noch regelmäßig die Konzerte in der Mercatorhalle.
"Solche Momente kann man nur in Duisburg erleben"
Familiäre Bindungen zu Duisburg bestehen also weiterhin, und Engels gesteht: „Es ist immer wieder schön, über die Berliner Brücke nach Meiderich zu fahren und die Industrie-Skyline von Duisburg zu sehen. Wenn sich dann der Himmel am Abend vom Stahlabstich rot färbt, denke ich, dass man solche Momente nur in Duisburg erleben kann.“
Über die Bestrebungen in der Stadt, den Etat der Deutschen Oper am Rhein weiter zu kürzen, kann er nur den Kopf schütteln: „Subventionen ermöglichen einem breitem Publikum den Theaterbesuch. Eine Stadt von der Größe Duisburgs muss sich ein Theater erlauben können, das die kulturelle Identität der Stadt prägt.“ Engels: „Ich war schon empört, als der Stadtrat in den 90er Jahren die Gelder für das Parkhaus gegenüber des Musicaltheaters bereit gestellt hat und in der gleichen Sitzung den Etat der Rheinoper kürzte.“
"Barock als Revolte"
Seit 2005 ist Engels Chefregisseur in Aachen und bringt dort pro Saison mindesten drei Inszenierungen heraus. Daneben gastiert er regelmäßig an anderen Häusern, wobei für ihn zentrale Themen immer gesellschaftspolitische Stoffe und die „Suche nach neuen Formen und theatralischen Zwischenbereichen“ sind. So brachte er im Mai bei den Kunstfestspielen Herrenhausen in Hannover die Produktion „Semele Walks“ heraus: In Kostümen von Vivienne Westwood inszenierte er Händels Oratorium „Semele“ als Modenschau in einer 60 Meter langen Schlossgalerie: „Das war Barock als Revolte.“