Duisburg. . Beinahe unbemerkt rollte ein riesiger Schwertransport in der Nacht zu Donnerstag durch das Hafengebiet. Laut Schwertransport-Koordinator der Duisburger Polizei wurde die Strecke dafür extra genehmigt, freigegeben und für den Transport abgesperrt.

„Ein kleiner Gedanke geht heimlich,still und leise auf eine lange Reise.“ So klingt ein kurzer Spruch. Die Reise eines gigantischen Schwertransporters hingegen, die müsste doch mehr Aufmerksamkeit erregen - oder nicht? In der Nacht zu Donnerstag ist ein 286 Tonnen schwerer stählerner Riese durch Duisburg gegurkt - und fast niemand hat davon etwas mitbekommen.

Schwertransport blieb unbemerkt

Donnerstagmorgen spuckte der Agenturticker eine Meldung nach der anderen aus: „Schwertransport mit besonderen Ausmaßen in NRW unterwegs“, „Besondere Absicherung nötig“ hieß es da. Das Ziel: Duisburg. Doch die Presseabteilung der Polizei wusste nicht viel darüber. Konnte es sein, dass so ein Gigant mehr oder weniger unbemerkt durch Duisburg gerollt war?

„Ja“, antwortet Matthias Bergmann schlicht. „Denn Transporte mit Übermaßen und Übergewicht dürfen nur zwischen 22 und 6 Uhr fahren“, erklärt der Schwertransport-Koordinator bei der Duisburger Polizei. Und diese Kriterien erfüllte das Gefährt mit seinen 65m Länge und 5,50m Breite allemal. Zum Verständnis: „Eine durchschnittliche Fahrbahnbreite misst 3,60m, so ein Schwertransport gerät also deutlich in den Gegenverkehr“, so Bergmann.

Deshalb rolle der Koloss auch nicht einfach so durch die Gegend: „Vor der Genehmigung wird mathematisch berechnet, ob die Strecke befahrbar ist“, weiß der Experte. Nach Anfertigung eines genauen Streckenprotokolls hatte es für Duisburg grünes Licht gegeben: Das Ungetüm, das Dienstagabend mit einem Industrietrockner an Bord in Kassel Richtung Mannheim gestartet war, durfte die Stadt passieren. Und natürlich wurde nichts verheimlicht: „Wir wussten eine Woche vorher Bescheid“, so Bergmann.

Wendemanöver und Millimeterarbeit

Von der A40 fuhr der Koloss über die Ausfahrt Häfen auf das Stadtgebiet. Begleitet von zwei Streifenwagen rollte er über die Essenberger Straße und die Marientorbrücke auf die Werftstraße. Wegen einer Baustelle musste er auf dem Marientorplatz umständlich drehen, bis er gegen drei Uhr nachts den Schwerlastkran auf der Vulkanstraße erreichte. Per Binnenschiff soll es nach Mannheim gehen.

Damit kein Auto dem Giganten in die Quere kam, sperrte die Polizei Teile der Strecke ab: So stand der Verkehr auf den Straßen ein paar Minuten komplett still. Während die Zugmaschine umgehängt wurde, war auch für die Autofahrer der Stadtautobahn in Richtung Marienplatz Pause angesagt. Zudem wurde die Charlottenstraße voll gesperrt, da der Schwertransport entgegen der Fahrtrichtung zum Ziel tuckerte. „Alles hat reibungslos geklappt“, so Bergmann. Auch Rückstaus habe es nicht gegeben, denn „nachts, innerhalb der Woche, ist ja verkehrstechnisch in Duisburg Totentanz“.

Doch es hätte auch anders kommen können - trotz vorheriger Planung in Millimeterarbeit: „In der Praxis muss man oft mit Hindernissen rechnen“, weiß der Koordinator der Polizei. Da könne es auch schon mal vorkommen, dass Schilder und Laternenmasten kurzfristig abgeflext werden, um dem Schwertransporter Platz zu machen. „Wir mussten aber nichts abmontieren, es war ein sehr guter Fahrer“, freut sich Bergmann. Und dank der Technik „klappen auch 90-Grad-Kurven“.

So ist der Hafen Schauplatz eines aufwendigen Spektakels geworden - und Duisburg hat es im wahrsten Sinne des Wortes verpennt. Heimlich, still und leise, ging ein Schwertransporter auf die Reise...