Duisburg. . Vertreter der Wohlfahrtsverbände bescheinigen Oberbürgermeister Adolf Sauerland die vollständige Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze in Duisburg. Bei einem Treffen wurden sie Zeuge eines heftigen Streits zwischen dem OB und dessen Beigeordneten.

Die Spitzen der Wohlfahrtsverbände bescheinigen Oberbürgermeister Adolf Sauerland die vollständige Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze in Duisburg. Bei einem Treffen wurden sie Zeuge eines heftigen Streits zwischen OB und dessen Beigeordneten.

Eklat im Rathaus: Der Oberbürgermeister und drei seiner Beigeordneten treffen mit den Spitzen-Vertretern der Wohlfahrtsverbände zu einem Krisengespräch zusammen, um endlich über das heikle Thema „Einwanderer aus Südosteuropa in Duisburg“ zu sprechen. Dabei kommt es zur Überraschung und zum Entsetzen der Gäste zwischen Oberbürgermeister Adolf Sauerland und seinen anwesenden Beigeordneten Janssen, Rabe und Spaniel zu derart heftigen Auseinandersetzungen, dass eine Woche später der Sprecher der Wohlfahrtsverbände, Pastor Stephan Kiepe-Fahrenholz, einen Brief an den OB und die Beigeordneten absendet, in dem er zu einem vernichtenden Urteil über den Zustand der Verwaltungsspitze kommt.

Wörtlich schreibt Stefan Kiepe-Fahrenholz, Geschäftsführer der Diakonie Duisburg, dem OB, dass die bislang in der Öffentlichkeit anzutreffenden Feststellungen von einer „Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze und namentlich des Herrn Oberbürgermeisters in der Zusammenkunft am 18. Mai eine vollständige Bestätigung erfahren“ habe. Und weiter: „Unter vergifteten und von Misstrauen geprägten Rahmenbedingungen kann die Gestaltung der „sozialen Stadt“, für die die Wohlfahrtsverbände eine gesetzliche Mitverantwortung tragen, nur zum Scheitern verurteilt sein.“

Vertreter der Wohlfahrtsverbände erschüttert über Umgangston

Die Teilnehmer der Wohlfahrtsverbände an dem Gespräch im Rathaus , so erklärte Kiepe-Fahrenholz gegenüber der NRZ, seien „erschüttert gewesen über die Art und Weise, wie da miteinander umgesprungen wurde.“ Dass es in einem hochkarätig besetzten, nicht stadtinternen Treffen zu offenen Streitereien zwischen dem Oberbürgermeister und einzelnen Beigeordneten komme, und über nicht anwesende Kollegen geurteilt werde, ist nach Auffassung der Verbände in dieser Form in der Vergangenheit noch niemals vorgekommen.

Auch wenn Kiepe dazu schwieg, war von anderen Teilnehmern der Runde zu erfahren, dass vor allem dem Oberbürgermeister es an „Gesprächskultur“ und der „Fähigkeit zusammenzuführen“ gemangelt habe.

Inhaltlich ging es um die durchaus schwierige und zum Leidwesen der Wohlfahrtsverbände (Arbeiterwohlfahrt, Diakonie, Parität, DRK, Jüdische Gemeinde, Caritas) seit mehr als einem Jahr ungelöste Frage, wie die Stadt mit Einwanderfamilien aus Bulgarien und Rumänien umzugehen gedenkt.

„Hier passiert seit einem Jahr nichts in dieser Stadt.“

Die Kasse ist leer, die Not ist groß. Innerhalb des Verwaltungsvorstandes herrschen dazu offenbar drei verschiedene, sich widersprechende Rechtsauffassungen. Sind die bulgarischen Einwanderer legal oder illegal hier? Sind es Touristen oder EU-Bürger mit voller Niederlassungsfreiheit? Müssen die wieder weg? Oder können die bleiben? Muss sich die Stadt kümmern und somit Geld geben, oder doch nicht? Die Stadt kümmere sich ja auch nicht um hier wohnende Engländer. Die Wohlfahrtsverbände würden gerne von der Stadt erfahren, wo und wie sie endlich mit Hilfen einspringen sollen. Kiepe: „Doch hier passiert seit einem Jahr nichts in dieser Stadt.“ Zwar machten die einzelnen Beigeordneten und Amtsleitungen nach wie vor ausgezeichnete Arbeit. Was aber schmerzhafte fehle, das sei die zentrale Figur, die den aktuellen Handlungsbedarf verbindlich koordiniere.

Genau dies sei aber jetzt geklärt, erklärte Jugend- und Schuldezernent Karl Janssen: „Die Gesamtkoordination liegt in meinem Dezernat.“ Im übrigen habe er die Aussprache, die die Wohlfahrtsverbände so kritisieren, allenfalls als einen „fachlichen Disput“ empfunden, für den eine Lösung gesucht werde. Der Rat habe am Montag den Entwurf eines Gesamtkonzeptes zur Lösung dieser Zuwanderungsfrage in Auftrag gegeben.

„Zur Stiftung eines solchen Zusammenhaltes“, so mahnt Kiepe-Fahrenholz in dem besagten brieflichen Ruf zur Ordnung, komme dem Amt des gewählten Stadtoberhauptes „eine Schlüsselrolle“ zu.