Michael Bella stand mit dem MSV Duisburg zweimal im Finale des DFB-Pokal
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Duisburg. .
Er zählt zum erlauchten Kreis der MSV-Legenden. Er ist der einzige Zebra-Kicker, der in seiner Laufbahn zwei DFB-Pokal-Endspiele bestritt: 1966 beim 2:4 gegen Bayern München stand Michael Bella ebenso in der Startelf wie 1975 beim 0:1 gegen Frankfurt. Der 65-Jährige ist „seinem“ Duisburg treu geblieben. Er ist bei jedem Heimspiel in der Arena. Und das Stahl- und Rohrleitungsbau-Unternehmen, das Bella mit seinem Bruder Herbert leitet, hat seinen Sitz in Meiderich. WAZ-Redakteur Thomas Richter traf den Rekordspieler des MSV.
Herr Bella, Sie wirken irgendwie erleichtert. . .
Michael Bella: Das bin ich. Unsere Firma hat anderthalb Jahre Kurzarbeit hinter sich. Jetzt ist alles überstanden und es läuft wieder prächtig. Wir mussten uns in der schwierigen Phase leider von drei Mitarbeitern trennen. Jetzt suchen wir wieder dringend gute Fachkräfte. Das ist gar nicht so leicht.
Ihr Bruder Herbert und Sie sind Geschäftsführer?
Bella: Ja, wobei ich mich mehr um die Büro-Dinge kümmere und mein Bruder um den handwerklichen Part.
Sie sind sind 65 Jahre alt, da gehen andere in Rente.
Bella: Ich weiß, mein Bruder wird bald sogar 70. Und wir denken schon darüber nach, irgendwann kürzer zu treten. Mein Wecker schellt noch immer jeden Morgen um viertel nach fünf. Und vor 17, 18 Uhr ist nie Feierabend. Diese langen Arbeitstage würde ich gern verkürzen, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben.
Was denn?
Bella: Ich liebe unseren Garten.
Haben Sie etwa einen Grünen Daumen?
Bella: Da fragen Sie besser nicht meine Frau (lacht). Sie kümmert sich bei uns um die Blumen, ich mache eher den Rasen, die Sträucher und kümmere mich um die Teiche. An einem haben sich gerade zwei Enten-Familien angesiedelt, die sich etwas bekabbeln, wer wo schwimmen darf. Das ist herrlich zu beobachten. Sogar unsere Katze schaut ganz gespannt zu. Das ist für mich ein herrlicher Ausgleich zum Stress im Arbeitsalltag.
Herr Bella, eigentlich wollten wir mit Ihnen über Fußball reden.
Bella: Schießen Sie los!
Zunächst eine Gedächtnisprobe: Als Sie mit dem MSV 1966 das Finale erreichten, wissen Sie noch, wen Sie da in der ersten Runde rausgeworfen haben?
Bella: Oh! (grübelt) Nee, fällt mir wirklich nicht mehr ein.
Bella: Gibt’s doch nicht. Und ich habe da mitgespielt?
Ja! Heinz van Haaren hat damals zwei Tore erzielt.
Bella: Ich konnte mir solche Dinge nie so gut merken. Ich weiß noch, dass man den Hans Sondermann nachts wecken konnte – und der wusste sofort zu jedem Spiel den Torschützen und die Minute. Der war ein wandelndes Lexikon.
Welche Erinnerungen haben Sie denn noch an das Finale von 1966 in Frankfurt?
Bella: Ich weiß noch, dass wir 1:0 geführt haben. Das war ein herrliches Tor, ein Seitfallzieher von Rüdiger Mielke. Und als wir 1:2 hinten lagen, haben wir noch einmal ausgeglichen. Am Ende haben aber die Bayern 4:2 gewonnen. Es war für mich trotz der Niederlage eine ganz dolle Sache.
Unter den Bayern-Torschützen war auch ein gewisser Franz Beckenbauer.
Bella: Ach, der Franz. Der war damals schon eine kleine Diva. Aber der hatte wirklich den platziertesten Schuss von allen. Der hat mit dem Gerd Müller immer Doppelpass gespielt. Obwohl wir wussten, was die vorhaben, konnte man nichts dagegen machen.
Wenn Sie sich die heutigen MSV-Profis anschauen, was unterscheidet die von den Fußballern zu Ihrer Zeit?
Bella: Wir haben uns damals immer sehr gut warm gemacht. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum ich fast fünf Jahre am Stück kein Bundesligaspiel verpasst habe. Wenn ich die Jungs heute beim Aufwärmen sehe, wundere ich mich manchmal schon ein wenig. Und zum Gerücht, das Spiel sei heute schneller, sag ich nur eines: Die rennen heute auch nicht schneller als wir. Der Ball ist aber anders. Die heutigen sind aus Plastik. Wir hatten noch echte Lederbälle. Wenn es damals geregnet hat, wurden die richtig schwer. So schwer, dass du beim Kopfball fast automatisch einen Salto rückwärts gemacht hast.
Haben Sie Erinnerungsstücke an die beiden Pokal-Endspiele aufgehoben?
Bella: Ich habe meine Medaillen in einem Trophäenschrank bei uns in der Diele. Darin liegt auch mein Nasengips (lacht). Ich hatte fünfmal das Nasenbein gebrochen. Einmal so schlimm, dass mir die Nase auf der Backe hing. Es wurde dick eingegipst. So etwas schmeißt man natürlich nicht weg.
Was war denn der größte Unterschied zwischen der Final-Elf von 1966 und der Mannschaft von 1975?
Bella: 1966 kamen ja fast alle Spieler aus Meiderich. Wir sind alle in einem Umkreis von drei Kilometern groß geworden. Daher waren wir eher eine Straßen- als eine Profimannschaft (lacht). Wir hatten da auch sicherlich die besseren Fußballer. Aber 1975 herrschte ein noch größerer Zusammenhalt im Team.
Bella: Ja, das war ärgerlich. Beim Stand von 0:0 läuft der Klaus Thies allein aufs Frankfurter Tor zu – und versemmelt den. Der Charly Körbel hat dann das einzige Tor gemacht. Ich fand schade, dass unser Trainer Willibert Kremer damals den Bobbel Büssers nicht aufgestellt hat. Das war ein richtiger Malocher. Und der Bobbel kann das dem Willibert bis heute auch nicht verzeihen.
Herr Bella, angenommen, Sie wären am 21. Mai in der Haut von MSV-Trainer Sasic. Was würden Sie der Elf mit auf den Weg geben?
Bella: Das ist ganz einfach für den Trainer. Die meisten dieser Spieler kriegen so eine Chance nicht wieder, ein Finale bestreiten zu dürfen. Die werden alle von ganz allein brennen. Und für mich haben wir das Spiel längst noch nicht verloren. Die Schalker spielen derzeit doch auch nur Mist.
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