Duisburg. 98 WAZ-Leser nahmen an der Schifffahrt “vergessene Häfen“ in Duisburg teil. Dabei lernten viele ihre Stadt einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Doch die Tour sollte noch unerwartet abenteuerlich werden.
„Eine Schifffahrt, die ist lustig eine Schifffahrt, die ist Abenteuer pur“, müsste der Text des Volksliedes wohl umgedichtet werden. Denn was die 98 WAZ-Leser und die Besatzung der MS Rheinfels gestern erlebten war keine normale Hafenrundfahrt.
Nach etwa zwei Stunden war das voll besetzte Boot auf dem Weg flussabwärts, doch dann wurde die MS Rheinfels immer langsamer, trieb schließlich rückwärts. Es folgte eine Durchsage von Kapitän Walter Moser man solle sich besser hinsetzten – Motorschaden. Schubschiff Thyssen I eilte zu Hilfe. Der Kapitän verschwand im Motorraum, es ruckelte zwei mal heftig und dann ging die Fahrt weiter. Der Schaden? „Drei kaputte Weizengläser“, vermeldet die Bordküche. Der Kapitän ist erleichtert. „Das hat sich schlimmer angehört“, bestätigen auch die Fahrgäste, denen der harmlose Zwischenfall die Laune nicht verdarb – im Gegenteil.
Erdkunde, Kunstgeschichte und jede Menge Seemannsgarn
Eine Hafenrundfahrt hört sich per se nicht besonders spannend, oder? Diese schon, denn die Tour gestern war von vorneherein keine „herkömmliche“ Hafenrundfahrt. Um 10.30 Uhr steuerte man von Ruhrort aus die „vergessenen Häfen“ an. Nur die Sonne war nicht pünktlich mit an Bord gegangen, kam aber später nach.
Kapitän Walter Moser schipperte mit einer gut gelaunten Truppe den Rhein hinauf. Per Mikrofon vermittelte er ein bisschen Erdkunde hier, ein bisschen Kunstgeschichte da und jede Menge Seemannsgarn.
Zu lernen gab es viel: Duisburg hat 140 Brücken, davon sieben über den Rhein, drei Hubbrücken, eine Klappbrücke, nämlich am Marientor und eine hub-fähige Hängebrücke. Die Wasserqualität „Marke 2“ sei hervorragend, deswegen sind auch die Angler an den Hafenbecken ernst zu nehmen. Wer denkt: „Die fangen doch hier gar nichts“, liege falsch. Schließlich könne der Zander anbeißen, und der sei besonders wählerisch, was sein Heimatgewässer angeht.
"Ich bin in Duisburg geboren, aber hier bin ich noch nie gewesen"
Und so ging es auf dem 1a Rheinwasser, unter vier Brücken hindurch. Auf der Fahrt lernten selbst eingesessene Duisburger ihre Stadt von einer anderen Seite kennen. So auch Klaus Puddig: „Wenn ich auf der anderen Seite mit dem Fahrrad vorbei fahre, dann sehe ich immer nur die Einfahrt, aber nicht, was sich dahinter verbirgt“.
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Und hinter der Einfahrt verbirgt sich nichts geringeres als der weltgrößte Privathafen: Schwelgern. In den zwei Hafenbecken werden jährlich über 20 Millionen Tonnen Kohle und Erz umgeschlagen.
Beeindruckend groß auch die Kokerei, die weißen Dampfwolken immer in Sichtweite und beliebtes Foto-Motiv. „Ich bin in Duisburg geboren“, sagt Puddig, „aber hier bin ich noch nie gewesen“. Wo heute die Thyssen-Krupp-Werke stehen, war einmal das Fischerdorf Alsum, geblieben ist der Alsumer Berg.
Der vergessenste Hafen der vergessenen Häfen
Spannend, wer da so entgegenkommt: ein Autotransporter. „Der hat etwa 750 Pkw geladen“, weiß Moser. „Die Asiaten kommen von Köln den Rhein rauf — Kia, Toyota, Nissan“, erklärt der Kapitän.
Ruhiger als in Schwelgern ist es im Hafen Walsum-Nord, früher Zechen-Hafen genannt. Er ist wohl der vergessenste Hafen der vergessenen Häfen. Nach einem kurzen Abstecher in den Homberger Eisenbahnhafen, wo die vergessenen Anker zu sehen waren, ging’s zurück zum Dock in Ruhrort.