Duisburg. Aufgrund fehlender thermischer Abschirmung einiger Gebäudeteile ist die Synagoge am Innenhafen bereits nach zehn Jahren in einem schlechten Zustand. Je nach Höhe der Sanierungskosten müsste sich die Gemeinde nach einer Alternative umschauen.
Das Jüdische Zentrum am Innenhafen schon nach gut zehn Jahren eine Bauruine oder zumindest eine Fehlplanung? So liest sich zumindest die Begründung der Gemeinde für die Überlegungen, sich eine neue Bleibe zu suchen.
Ziemlich aufgeschreckt ist die Gemeinde nach der gestrigen Berichtersterstattung und bemüht sich, die Wogen zu glätten. Noch sei nichts entschieden, man sei „glücklich, ein für Duisburg architektonisch spektakuläres Gemeindezentrum in bester Lage zu haben“, betont der Vorstandsvorsitzende der Gemeinde, Henry Hornstein. Doch der Segen der Architektur ist offenbar Fluch zugleich, zumal auch Sicherheitsmängel und Fehlplanungen das Zentrum belasten.
Die Sanierungskosten lägen im siebenstelligen Bereich
Gravierendes Bauproblem sind die fünf von Architekt Zvi Hecker entworfenen Betonfinger, die als Symbol der fünf Bücher Mose in den „Garten der Erinnerung“ hineinragen und ein aufgeschlagenes Buch symbolisieren sollen. Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Gemeinde: „Diese Betonträger liegen auf dem Gebäude auf. Sie wurden auf Wunsch des Architekten damals nicht gegen thermische Einflüsse abgeschirmt.“ Das hat fatale Folgen, wenn der Beton arbeitet, sich ausdehnt oder zusammenzieht, je nach Temperatur. Rubinstein: „Dadurch entsteht eine Schubbewegung, die sich auf den gesamten Bau erstreckt. Die Fassade reißt auf, Niederschlagswasser dringt ein und durchfeuchtet die komplette Fassade.“
Auf eine Millionensumme beziffert der Geschäftsführer die Sanierungskosten, die die Gemeinde allein tragen müsste. Damit nicht genug: Der bauliche Grundfehler wäre damit nicht behoben. Dazu müssten die Betonfinger vom Gebäude getrennt werden. „Und hier kommen wir in einem Konflikt mit den Urheberrechten des Architekten“, so Rubinstein.
Wer würde ein derartiges Gebäude kaufen
„Wir dürfen die Augen nicht verschließen. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass wir unser Gemeindezentrum nicht zu tragbaren Bedingungen sanieren können, müssen wir uns ernsthaft über einen Neubau Gedanken machen. Wir dürfen die Gemeinde nicht sehendes Auges ins finanzielle Unglück laufen lassen“, so der Gemeindevorsitzende Hornstein.
Allerdings wird die Gemeinde das nicht alleine entscheiden können. Denn die Kosten für den damals neun Millionen Euro teuren Bau teilten sich je zu einem Drittel Gemeinde sowie Land und die Städte Duisburg, Mülheim und Oberhausen mit ihren Zuschüssen. Und die sind laut Rubinstein für 20 Jahre gebunden. Ohne die Zustimmung der Geldgeber läuft also nichts.
Ein mögliches Grundstück in der Innenstadt, „das von seiner Größe und Lage auf dem Markt ist“, so die Gemeinde, hat man schon im Auge, aber noch nicht mit dem Eigentümer gesprochen. Welches es ist, will Rubinstein nicht verraten. Finanzieren würde die Gemeinde einen möglichen Neubau aus dem Verkauf des jetzigen Domizils. Aber wer würde ein derart in baulichen Verruf geratenes Gebäude, zumal mit den baulichen Besonderheiten einer Synagoge kaufen? Da setzt die Gemeinde darauf, dass ihr Eigentum dann das letzte und einzige Filetgrundstück am attraktiven Innenhafen ist und die fünf bis sieben Millionen Euro bringen könnte, so Gemeindevorstand Jacques Marx, die man für einen Neubau bräuchte.