Duisburg. Rund 16.000 Menschen aus NRW sind bereits auf Tricks unseriöser Gewinnspiel-Firmen hereingefallen. Die Duisburger Rentnerin Edith Neugärtner ist eine von ihnen. Anlässlich des Weltverbrauchertags erzählt sie ihre Geschichte.

Edith Neugärtner hat Tränen in den Augen, wenn sie über ihre Erlebnisse der letzten zwei Jahre spricht. Am Weltverbrauchertag erzählt die 73-jährige Duisburgerin, wie sie auf die Masche von unseriösen Gewinnspielfirmen reinfiel.

Mit diesem Schicksal ist sie nicht allein. Etwa 16.000 Geschädigte gibt es allein in Nordrhein-Westfalen. „Opfer werden oft Leute mit wenig sozialen Kontakten, die viel zu Hause sind“, sagt Kriminaloberkommissar Axel Hilbertz. „Im ersten Moment freuen sie sich sogar über die nette Stimme“, so die Erfahrung des Polizisten. Denn fast immer beginnt alles mit einem Telefonanruf - so auch bei Frau Neugärtner

Kontonummer und Geburtstdatum erschlichen

Die nette Stimme am anderen Ende der Leitung spricht sehr schnell und informiert über einen angeblichen Gewinn. Freundlich, aber bestimmt und ohne Pausen redet ein Call-Center-Mitarbeiter auf die Rentnerin ein. Daten wie Kontonummern und Geburtsdaten müssten telefonisch abgeglichen werden.

„Die Mitarbeiter solcher Firmen sind rhetorisch geschult“, erklärt Hilbertz. Schneller als vielen bewusst ist, entstehe so am Telefon ein fernmündlicher Vertrag. Und das obwohl Telefonwerbung in Deutschland verboten ist. Viele der Firmen sitzen im Ausland. Die Anrufe kommen aus Österreich, der Schweiz oder der Türkei.

Mehrfach abgebucht

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Auch Edith Neugärtner willigte unbewusst ein. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben. Doch mit der Ruhe war es vorbei: Bis zu 15 Gewinnspielfirmen terrorisierten die 73-Jährige per Post und telefonisch. Immer wieder kamen Anrufe und Briefe von Inkassounternehmen, Rechtsanwaltskanzleien und Mahnungen. Erst als mehrfach Geld vom Konto der Rentnerin abgebucht wurde, wird die Duisburgerin aktiv. Anfang 2010 wendet sie sich an die Verbraucherschutzzentrale. „Ich war nervlich am Ende“, erinnert sie sich. Anna Gronemann von der Verbraucherschutzzentrale Duisburg kennt das: „Viele Leute schämen sich, denken, dass sie selbst einen Fehler gemacht haben“, erklärt sie. „Wenn man einmal rein gerät, ist es schwierig, wieder raus zu kommen.“ Ohne Hilfe schaffen das nur die wenigsten. Gerade Ältere sind auf Unterstützung angewiesen.

Die Verbraucherzentrale unterstützt Betroffene durch eine individuelle Beratung. Eine Beratung kostet sieben Euro, mit Rechtsbeistand 19 Euro. Für Edith Neugärtner war die Hilfe von Polizei und Verbraucherzentrale unbezahlbar. Sie hat dazugelernt: Heute stehen sie und ihr Mann nicht mehr im Telefonbuch, ihre Telefonnummer haben sie geändert.