Kamen. .
Wenn es für den Betroffenen nicht finanziell so schmerzlich wäre – es wäre beinahe zum Lachen. Da stellt eine Firma einem Kamener als „Servicebeitrag“ 55 Euro in Rechnung; der „Service“ bestand darin, den Mann übers Ohr zu hauen. Konkret: Die Firma war so zuvorkommend, auf dem Papier Gewinnspiele für ihn abzuwickeln. Und zwar solche, bei denen es wohl genau einen Gewinner gab: besagte Firma.
„Abgefragt, abgebucht, abgezockt“: Unter diesem Motto hat sich die Verbraucherzentrale in Kamen am „Weltverbrauchertag“ beteiligt – Lastschriftbetrug war das große Thema. Dessen Prinzip: Betrüger bringen durch geschicktes Fragen am Telefon oder auch mit Hilfe illegaler Quellen Kontodaten in ihren Besitz und nutzen sie für Abbuchungen. Ein „Klassiker“: Das Telefon klingelt, eine Stimme erklärt dem Angerufenen, er habe etwas gewonnen – wohin das Geld denn bitteschön überwiesen werden solle...?
Eine „große kriminelle Energie“ bescheinigt Elvira Roth, Leiterin der Kamener Beratungsstelle, den Nepp-Firmen. Und deshalb hat sie sich für das Info-Gespräch mit Betroffenen und Interessierten die Polizei ins Haus geholt. Tückisch an den Betrugsdelikten: Mit scheinbar aufwendigen, tatsächlich jedoch in Serie ausgeworfenen Imponier-Briefen gaukeln die Unternehmen den Adressaten mitunter vor, rasches Handeln sei gefragt, sonst löse sich die Chance aufs große Los in nichts auf. Oder es drohe gar juristischer Ärger, weil eine Zahlungsfrist zu verstreichen drohe. Druck wird aufgebaut – und oft wirkt das.
„Wir können die Leute nur immer wieder warnen“, sagt Roth. Weil die Hintermänner angeblicher „Lotterien“ oft im Ausland säßen, sei zudem kaum an sie heran zu kommen, Ermittlungen wüchsen sich rasch zur reinsten Sisyphusarbeit aus. Opfer sind nach Beobachtung von Klaus Stindt, Leiter des Kommissariats Vorbeugung bei der Kreispolizei, vor allem Ältere. Aber: „Jeder kann in die Fänge dubioser Abzocker geraten.“ Elvira Roth kennt den Fall einer Seniorin: Ihre Auseinandersetzung mit den Telefongaunern füllt zwei Aktenordner. Weit über 100 Firmen haben schon versucht, bei der Frau Kasse zu machen.