Duisburg. . Der Diplom-Sportlehrer und Leiter der Therapiebereiche im Klinikum Duisburg, Holger Sikorski, beantwortete im Rahmen einer Telefon-Aktion der WAZ Fragen zum Thema Rückenschmerzen. Die Betroffenen werden immer jünger.

Jeder zweite Bundesbürger leidet derzeit oder litt schon einmal unter Rückenschmerzen. „Und die Betroffenen werden immer jünger. Viele Patienten sind erst Mitte 30“, sagt Holger Sikorski.

Der Leiter der Therapiebereiche im Klinikum Duisburg kennt auch den Grund für diese Entwicklung: „Es ist bei vielen Betroffenen eine Folge der fehlenden Bewegung.“ Der 46-jährige Diplom-Sportlehrer, der seine Funktion in den Wedauer Kliniken seit 2001 ausfüllt, stand im Rahmen der WAZ-Telefonaktion den Hilfesuchenden beratend zur Seite.

Einseitige Haltung führt dauerhaft zu Schäden

Viele klagen über Probleme mit den Bandscheiben. „Optimal wäre es, wenn diese im Alltag mal Druck und dann wieder Entlastung erfahren – immer im stetigen Wechsel“, so Sikorski. Denn nur so könne die korrekte „Ernährung“ dieser Knorpelkörper gewährleistet werden. „Viele Menschen, die im Büro arbeiten, sitzen aber den ganzen Tag. So herrscht ein permanenter Druck auf die Bandscheibe. Und diese einseitige Haltung kann auf Dauer zu Schäden führen“, erläutert Sikorski.

Mögliche Lösungswege? Büro-Telefonate könnten im Stehen oder im Gehen erledigt werden – natürlich nur, wenn die berufliche Tätigkeit dies zulässt. Noch wichtiger sei es aber, so Sikorski, Kontra-Punkte in der Freizeit zu setzen. Und zwar in Form von viel Bewegung. Ein einfacher Spaziergang sei hilfreich, körperliche Anstrengungen unter höherer Belastung wie beim Sport seien aber wirkungsvoller und daher ratsamer. „Es kommt aber immer auf die individuellen Voraussetzungen wie Vorerkrankungen oder den Fitnesszustand an. Bewegung und Belastung müssen stets angemessen sein.“ Daher sei eine vorherige Beratung und Anleitung durch den Hausarzt empfehlenswert.

Am Ball bleiben!

Wenn Betroffene erst einmal den Weg zu einer Rückenschul-Gruppe oder Einzeltherapie gefunden haben, sei es wichtig, am Ball zu bleiben. Dafür sei aber der Spaß an der Sache eine elementare Voraussetzung, so Sikorski. „Wenn der Antrieb aus einem selbst heraus kommt, erhöht das die Wahrscheinlichkeit enorm, dass die Aktivität längerfristig ausgeübt wird.“ Ist das nicht der Fall, kehre schnell der Alltagstrott samt Bewegungsmangel wieder ein – und damit die Rücken-Probleme.

Viele der Anrufer informierten sich gestern über therapeutische Maßnahmen, weil sie nach operativen Eingriffen noch unter Bewegungseinschränkungen und Schmerzen litten. „Leider überhören viele die ersten Warnsignale. Später ist eine OP oft die einzige verbleibende Lösung. Das stellt aber stets einen Eingriff in die Statik des Körpers dar“, so Sikorski. Gerade Osteoporose-Patienten seien betroffen, wenn mit Hilfe von Zement zertrümmerte Wirbel wieder aufgebaut werden.

Akzeptable Lebensqualität ermöglichen

Ein Anrufer aus Wanheimerort wollte eine Zweitmeinung hören, nachdem ihm sein Hausarzt den Besuch einer Rückenschule empfohlen hatte. Und eine Dame aus Neudorf erkundigte sich nach der Möglichkeit von Akupunktur als alternatives Verfahren zur Schmerzlinderung. „Wenn die Schulmedizin mit ihrem Latein am Ende ist, kann das im individuellen Fall natürlich ausprobiert werden“, sagt Sikorski. Als seriösen Vertreter dieser Behandlungsrichtung betrachtet er etwa die chinesische Medizin. Abschließend stellte er fest: „Das Wichtigste ist, dass den Patienten geholfen wird, die Schmerzen haben, um ihnen zumindest eine akzeptable Lebensqualität zu ermöglichen.“