Mettmann. Im Zentrum für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Evangelischen Krankenhaus Mettmann werden Naturheilkunde und Schulmedizin kombiniert.

Heller Holzfußboden, hellgelb gestrichene Wände, Lampen in Gelb-Orange-Tönen. Ein Zimmerbrunnen plätschert, es duftet nach Blüten und Kräutern, Grünpflanzen sorgen für eine freundliche Atmosphäre: Im Zentrum für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Evangelischen Krankenhaus Mettmann (EVK) hat sichtbar eine Feng Shui-Beraterin ihre Finger im Spiel gehabt. Man merkt sofort: Hier sollen sich die Patienten wohlfühlen.

Dr. Linda Tan leitet das Zentrum für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Evangelischen Krankenhaus in Mettmann. Foto: H.W. Rieck WAZ FotoPool
Dr. Linda Tan leitet das Zentrum für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Evangelischen Krankenhaus in Mettmann. Foto: H.W. Rieck WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Und doch handelt es sich bei den 450 Quadratmetern in der zweiten Etage der Klinik nicht um einen Wellness-Bereich: Methoden der konventionellen Schulmedizin werden dort mit Naturheilverfahren aus der westlichen Naturheilkunde, der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und dem indischen Ayurveda kombiniert. Ultraschall, EKG und Labor haben dort ebenso ihren Platz wie Blutegel, Schröpfköpfe, Akupunkturnadeln oder ayurvedische Öle.

Zwei Allgemeinmediziner mit dem zusätzlichen Schwerpunkt Naturheilkunde, eine Fachärztin für psychosomatische Medizin und ein Arzt für ayurvedische Medizin behandeln dort seit Oktober 2010 Patienten – die übrigens auch aus dem stationären Bereich des EVK kommen. „Es ist die Philosophie unseres Hauses, uns nicht nur mit einzelnen Organen zu beschäftigen, sondern ganzheitlich zu arbeiten“, betont Bernd Huckels, Geschäftsführer des EVK. Die Naturheilkunde sei eine sinnvolle Ergänzung zu schulmedizinischen Verfahren. „Das ist ein zukunftsweisendes Konzept“, ist Bernd Huckels überzeugt. „Damit wollen wir auch unsere stationären Patienten begleiten.“

Geleitet wird das Zentrum von Dr. Linda Tan, Allgemeinmedizinerin mit Schwerpunkt Spezielle

Auch mit Blutegeln wird im Zentrum für Naturheilkunde und Integrative Medizin gearbeitet. Foto: H.W. Rieck WAZ FotoPool
Auch mit Blutegeln wird im Zentrum für Naturheilkunde und Integrative Medizin gearbeitet. Foto: H.W. Rieck WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Schmerztherapie. „Das Schöne an der Naturheilkunde ist das Individuelle – wir passen unsere Verfahren individuell dem Patienten an, denn eine ganzheitliche Sicht des Menschen beinhaltet eine maßgeschneiderte Methode.“ Das kommt besonders in der Schmerztherapie zum Tragen, die neben der Psychosomatik einen besonderen Schwerpunkt des Zentrums bildet.

„Meine chronischen Schmerzpatienten haben in der Regel schon viele verschiedene Ärzte aufgesucht“, erzählt Dr. Linda Tan. „Sie leiden oft seit vielen Monaten oder gar Jahren unter chronischen Schmerzen, sind verzweifelt und wünschen sich nichts mehr als Linderung.“ Mit der Kombination aus Schulmedizin, Naturheilkunde und ärztlicher Psychotherapie, erklärt Dr. Tan, könne man solchen Chronikern oft gut helfen. Und viele, wenn auch bei weitem nicht alle Therapieverfahren, würden sogar von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Denn die Naturheilkunde, betont die Ärztin, sei ein weites Feld. „Aus der traditionellen chinesischen Medizin bieten wir beispielsweise die Akupunktur oder das Moxen an, aus der klassischen westlichen Naturheilkunde Therapien mit Blutegeln oder das Schröpfen.“ Die Akupunktur werde zum Beispiel bei chronischen Rückenschmerzen von den Kassen übernommen, das Schröpfen müsse man selbst bezahlen. Aber: „Eine Schröpfkopfmassage kostet 17 Euro, und wir leiten den Patienten auf Wunsch an, wie er das Verfahren später selbst zu Hause anwenden kann.“

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Von DerWesten

Ohnehin sei die Eigeninitiative des Patienten bei allen Therapien unumgänglich: „Der Erfolg einer Schmerztherapie ist umfassender und erfolgreicher, wenn der Patient selbst aktiv ist“, weiß Dr. Tan. Auch das Jahrtausende alte indische Heilsystem Ayurveda habe letztlich viel mit einer Lebensstilveränderung zu tun.

EVK-Geschäftsführer Bernd Huckels sieht das Zentrum als wichtige Ergänzung in der hiesigen Gesundheitsregion. „Damit gewinnt unsere Region noch mehr Bedeutung als Gesundheitsstandort.“ Nach gut vier Monaten, so Huckels, könne er sagen: „Es wird sehr gut angenommen und war definitiv der richtige Schritt.“