Duisburg. . Vor 16 Jahren nahm Jürgen Dressler den Posten als Duisburger Planungsdezernent an - nun verabschiedet er sich. Während seiner Amtszeit sorgte er mit Visionen wie Multi Casa, Living Bridge und Duis-pont für Furore. Umgesetzt wurde nichts. Noch nicht.
Ganz bodenständig „Maloche organisieren“ wollte er bei seinem Amtsantritt vor 16 Jahren in der von Arbeitslosigkeit gebeutelten Stadt, aber hochtrabende Visionen waren es letztlich, die sein Markenzeichen wurden. Jürgen Dressler, Duisburgs scheidender Planungsdezernent, hat Furore gemacht mit Plänen wie Multi Casa, Living Bridge oder Duis-pont – verwirklicht wurde davon nichts. Bisher.
Beispiel „Multi Casa“: 70.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 4000 bis 8000 Arbeitsplätze – Großes war in den späten 90er Jahren auf dem ausgedienten Güterbahnhofsgelände südlich vom Hauptbahnhof geplant. Das Projekt zog sich hin, scheiterte letztlich an neuen Mehrheiten im Rat. Die Brache ist geblieben, 35 Hektar groß. „Ohne Multi Casa hätte es kein Forum gegeben, und Duisburg wäre eine No-Name-Stadt (namenlos, die Red.) geblieben“, blickte Dressler 2008 zurück. Tatsächlich hatte die Sorge vor „Multi Casa“ Bewegung in die City gebracht, Handel und Grundbesitzer zusammengeführt.
Eine lebende Brücke und Edel-Hausboote
Die lebende Brücke („Living Bridge“) über die Ruhr sollte erst der Anfang sein, Studenten durften schon Wohn- und Bürobrücken über den Rhein vorstellen. Das Modell sorgte für Furore auf den Immobilienmessen, brachte Duisburg ins Gespräch. Hausboote in ihrer edelsten Form („Floating Homes“) wollte Dressler auf den zahlreichen Duisburger Seen zu Wasser bringen, steuerkräftige Bewohner in die Stadt locken. Bezirkspolitiker stoppten die Pläne, die nun doch noch umgesetzt werden könnten: Ein großes Immobilienunternehmen wirbt mit zwei Prototypen am Innenhafen fürs noble Wohnen auf den Wogen.
Duisburgs Nähe zum Wasser war aus Dresslers Sicht immer ein Pfund, mit dem man wuchern sollte. Der Rheinpark Hochfeld, die Mercator-insel vor Ruhrort, altes Industriegelände in Homberg: Für den Planungsdezernenten, der heute seinen Abschied gibt, sind dies ideale Gelände für hochwertige Büro-, aber auch Wohnnutzung. Vorarbeiten sind gemacht, ob etwas daraus wird, muss sich zeigen.
Erfolgreichste Zeit unter Bärbel Zieling
Durchgängig erkennbar und in aller Regel laut und markant formuliert war in den vergangenen 16 Jahren Dresslers Anspruch für Duisburg, bei den Großen mitzuspielen: „Düsseldorf wird platt gemacht und Paris wird Vorort von Duisburg“, tönte er in den ersten Amtsjahren. „Inzwischen ist Altersweisheit ein wenig eingetreten“, sagt er heute leiser. Seine erfolgreichste Zeit sei die Amtszeit von OB Bärbel Zieling gewesen, in der die Weichen für „City-Palais“, „Forum“ und den neuen König-Heinrich-Platz gestellt wurden, meint Dressler im Rückblick. Was ihm Sorgen für die Zukunft bereitet, ist die schrumpfende Stadt, deren Infrastruktur von immer weniger Bürgern bezahlt werden muss – wenn man nicht gegensteuert. Ein Abriss ganzer Stadtteile wäre aus Dresslers Sicht durchaus sinnvoll.
Was Dresslers Amtszeit ebenso prägte wie sein robuster Umgangston, ist fast einhelliges Lob von Investoren für schnelle Genehmigungsverfahren. „Invest-Support“ heißt die Stelle im Dressler-Dezernat, die Bauwillige durch den Behörden-Dschungel lotst.