Duisburg..

Duisburgs Bevölkerung schrumpft, Wohnungen stehen leer - der scheidende Planungsdezernent Jürgen Dressler schlug eine radikale Lösung vor: Teile der Stadt müssten abgerissen werden. Nun diskutieren die Menschen, wie sie lebenswerter werden kann.

Mit einem Paukenschlag versah der scheidende Planungsdezernent Jürgen Dressler seinen letzten öffentlichen Auftritt: Teile Duisburgs müssten abgerissen werden, da die Bevölkerung schrumpfe. Damit regte er eine muntere Diskussion an.

„Richtig und wichtig ist, dass an zukunftsfähigen Lösungen gearbeitet wird“, lobt Jens Harnack. Dressler wage es, auch drastische Veränderungen konkret anzusprechen, auch wenn seine Lösungsvorschläge nicht unbedingt richtig sein müssten. Abzuwägen sei, ob man beim notwendigen Stadtumbau auf Politik und Verwaltung setze oder auf die Bürgerschaft, die die Aufgabe in die Hand nimmt.

"Jeder kann seinen Beitrag leisten"

Wolfgang Helms hingegen macht Fehler aus in der 15-jährigen Amtszeit Dresslers: „Alle Versuche, leer stehende, nicht vermietbare Wohnungen abzureißen, hat er möglichst verhindert.“ Als Beispiele nennt Helms Bruckhausen und Homberg. Michael Sammberg sieht ebenfalls Versäumnisse in der Vergangenheit: Schon lange sei sichtbar, dass Häuser und ganze Straßenzüge nicht mehr bewohnt und nicht mehr notwendig seien.

„Ob und wie Duisburg auch in Zukunft lebens- und liebenswert bleibt und wird oder wird, hängt nicht zuletzt von den Bewohnern selbst ab“, meint Horst Münzberger: „Jeder kann seinen Beitrag leisten.“ Es dürfe den Menschen nicht egal sein, wie ihre Hausfassade, wie Gehwege und Grünanlagen aussehen. Münzberger: „Es gibt noch viel zu tun, aber ich glaube trotzdem an Duisburg, lebe und bleibe gerne hier.“

Planung an Investoren ausgeliefert?

„Ich bin bereit, aus Duisburg wegzuziehen“, sagt dagegen Adolf Schwemmer. Ein Grund: die Wirtschaftsbetriebe, die seit zehn Jahren das Laub auf seiner Straße nicht in den Griff bekomme.

Dressler habe mit seinen „Multi Casa“-Plänen die Innenstadt lahmlegen wollen, blickt Lothar Joest auf die letzten anderthalb Jahrzehnte Stadtplanung zurück. Planung sei „weitgehend an rein profit-orientierte Investoren ausgeliefert“ worden. Dennoch gehe es nicht an, wie von der CDU-Fraktionsvorsitzenden Petra Vogt im WAZ-Interview angesprochen, auf die Neubesetzung der Planungsdezernentenstelle zu verzichten. Vielmehr müsse der Stellenwert von Stadtplanung durch die Berufung eines „unabhängigen, fachlich hoch qualifizierten“ Dezernenten verdeutlicht werden. Dass ein anderer Dezernent Dresslers Aufgabengebiet mitübernehmen könnte, kommentiert Joest mit einem knappen „Armes Duisburg!“

Umweltdezernent Greulich als Nachfolger gehandelt

Als möglicher Dressler-Nachfolger aus dem bestehenden Beigeordneten-Kollegium wird Stadtdirektor und Umweltdezernent Dr. Peter Greulich genannt. Der gibt sich zurückhaltend, was diese mögliche Zukunftsoption angeht: „Ich will mich an Spekulationen nicht beteiligen. Da schweige ich still.“

Tatsache ist, dass er sich in den letzten Jahren mit spürbarer Begeisterung an größeren Projekten der Stadtentwicklung beteiligt hat. Beispiele: Der Rheinpark in Hochfeld und die Mercatorinsel vor Ruhrort. In beiden Fällen geht es um die Umnutzung ausgedienter Industrieareale zu Büro-, Wohn- und Freizeitflächen.

Da es sich dabei immer um „großflächige Grünflächen“ gehandelt habe, sei die Zuständigkeit stets im Einvernehmen mit Dressler geregelt worden, sagt Greulich. Er sei zudem auf Beschluss des Rates schon jetzt gewählter Vertreter des scheidenden Dezernenten, „vorübergehend, bis ein neuer kommt“.