Duisburg. Boxeinlagen, Prügelszenen, blaue Augen und Nasenbeinbruch: Ein Duisburger Schäfer soll im Kampf gegen Hundebesitzer, die an den Rheinwiesen spazieren gehen, kräftig ausgeteilt haben. Jetzt hat der Prozess gegen den 40-Jährigen begonnen.
Der Saal 210 im Ruhrorter Amtsgericht ist gut gefüllt. Viele der Zuhörer kennen den Angeklagten, einen 40-jährigen Schäfer. Der soll alles andere als lammfromm sein. Die Anklage liest sich wie ein spannender Polizeibericht.
Von Boxeinlagen, Prügelszenen, blauen Augen und Nasenbeinbruch ist da die Rede. Vier Fälle, in denen der Schäfer kräftig ausgeteilt haben soll, sind angeklagt. Von weiteren Begegnungen berichten Zuhörer, die dem Schäfer heute lieber aus dem Weg gehen.
Streit ist nicht neu
Der Streit unter Hundebesitzern und den Schäfern ist nicht neu. Die Schäfer fürchten um ihre Herden, wenn Hundehalter ihre Vierbeiner laufen lassen. Der Angeklagte, der sich als Verteidiger seiner Schafherde sieht, lässt seine Tiere das Gras auf 200 Hektar eigenem und gepachteten Grundstück abfressen. Er ärgert sich darüber, dass frei laufend Hunde seine Schafe jagen und ihre Tretminen auf den Futterwiesen hinterlassen.
Ein Hundehalter (45) hatte nach einer Auseinandersetzung mit dem Schäfer im April letzten Jahres eine gebrochene Nase. Was der Schafhüter als Folge einer Gegenwehr sieht, schildern Zeugen als rabiaten Angriff des Schäfers.
"Wie ein Irrer"
Auch der Spaziergang von Rentner Gerd V. endete im Oktober 2008 nicht friedlich. Zur Begegnung mit dem Schäfer kam es auf dem Ruhrtal-Wanderweg nahe der Aakerfährbrücke. „Wie ein Irrer ist er mit seinem Traktor um die Ecke gebogen, auf mich zugerast. Ich dachte, der fährt dich tot. Dann ist er sofort handgreiflich geworden.” Der Schäfer schildert den Rentner als „agressionsbereite Person”, die sich geweigert habe, die Wiese zu verlassen. Ein sogenannter Fährtenpass, quasi als jährliche Mautgebühr, hätte dem Rentner wohl die handgreifliche Auseinandersetzung erspart. Denn die habe ihm der Schäfer für 40 Euro Jahresgebühr angeboten.
"Gemeingefährlich"
Abenteuerlich muss sich die nächste Szene abgespielt haben. Der Schäfer wollte in Homberg, unweit des PCC-Stadions, mit dem Wagen auf seine Weide. Jürgen H., der mit Hund und Rad unterwegs war, habe ihn nicht durchlassen wollen, sagt der Schäfer. Der Hundesbesitzer (46) spricht von aggressivem Hupen, einem rasenden Wagen, der an ihm vorbei fuhr, von Schlägen, die er auch erwiderte. Die Brille ging verloren. Das Ende der Auseinandersetzung: Der 46-Jährige wurde von dem Wagen des Schäfers mitgeschleift, geriet mit seinem Schienbein unters Rad. „Der Mann ist gemeingefährlich”, gab der Hundehalter seine Eindrücke vor Gericht wieder.
Schließlich machte auch noch Stephanie S. ungewollt Bekanntschaft mit dem scheinbar streitbaren Schafzüchter. Weil sie ihren Hund auf dem Weg vor den Ruhrwiesen nicht anleinen wollte, habe sie zwei Faustschläge aufs linke und rechte Auge erhalten. Kommentar des Angeklagten: „Das war schon vorher blau.”