Duisburg. . Francisco Beltran Torres vierließ 1962 seine spanische Heimat und nutze als einer der ersten das Anwerberabkommen zwischen Deutschland und Spanien und folgte dem Ruf deutscher Arbeitgeber. Duisburg ist schon längst zu seiner zweiten Heimat geworden.

Er erinnert sich noch daran, als sei es erst gestern gewesen: 1962 kehrte Francisco Beltran Torres seiner Heimat Spanien den Rücken und folgte dem Ruf deutscher Arbeitgeber in ein neues Leben.

Er war einer der Ersten, die das Anwerberabkommen zwischen Deutschland und Spanien nutzten. Torres ließ acht Geschwister, viele Freunde und seine Eltern in der Heimat. Vor allem seiner Mutter fiel es anfangs sehr schwer einen ihrer Sprösslinge in ein Land ziehen zu lassen, von dem sie damals noch nicht sehr viel wusste, außer dass es modern sei und viele gut bezahlte Arbeitsplätze zu bieten habe.

Das war wirklich Knochenarbeit

Ein Jahr lang arbeitete Torres in Duisburg im „Postamt 1“. „Wir haben die schweren Pakete ein- und ausgeladen. Das war wirklich Knochenarbeit. Hartes Arbeiten war ich aber von meinem eigentlichen Beruf gewohnt. Mein Vater war Bauunternehmer und hat mir das Handwerk des Maurers beigebracht“, sagt der Andalusier. Nach dem sein Arbeitsvertrag nach einem Jahr endete, suchte sich Torres eine Stelle als Maurer.

Schon bald sollte er feststellen, dass in Deutschland längst nicht alles gerechter zuging als in seiner Heimat. Er bewarb sich bei einer Duisburger Baufirma, die ihm aber nicht den gleichen Lohn zahlen wollte, wie den deutschen Kollegen. Der Spanier ließ sich das nicht gefallen, arbeitete zur Probe und bewies, dass seine Arbeit nicht einen Pfennig weniger wert war, wie die seiner Arbeitskollegen. „Ich habe jede Aufgabe, die mir mein Chef gestellt hat, souverän gelöst und ihm klipp und klar gesagt, dass ich nicht für weniger Geld arbeiten werde, nur weil ich Spanier bin und dass ich mir, wenn er nicht zu zahlen bereit ist, eine andere Stelle suche.“

Torres ist ein Kämpfertyp. Er setzte sich bei dem Bauunternehmen nicht zum letzten Mal in seinem Leben für seine Rechte ein. „Ich bin zwar kein Westfale, aber wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann ziehe ich es auch durch.“ Einige Zeit später hat er bei Thyssen angefangen, wo er in verschiedenen Positionen 38 Jahre arbeitete, bis er 2005 in Rente ging.

Zur Bundesligagründung beim MSV

1963, als die Bundesliga gegründet wurde, spielte der flinke Spanier für den MSV im Reservekader. Das Fußballspielen hatte er in der Jugendmannschaft von Atletico Madrid gelernt. Durch Sport und Arbeit hat er viele deutsche Freunde gefunden, so dass ihm die Integration nicht besonders schwer fiel, auch wenn er zugeben muss, dass er vor allem die Sonne vermisst hat.

Wenn Torres auf sein Leben in Deutschland zurückschaut erinnert er sich an viele schöne Erlebnisse, aber auch an schwere Zeiten. Denn das Leben als Migrant ist nicht einfach. So weiß der Rentner noch genau, wie schwierig es für ihn war, im gewerkschaftlichem Kampf, den er 16 Jahre mitgetragen hat, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, unabhängig von der Herkunft, zu erkämpfen. Torres führte sein Leben stets nach dem Motto: „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Sein ehemaliger Bereichsleiter bei Thyssen verabschiedete den engagierten Spanier mit den Worten „Herr Torres, Sie sind der Einzige den ich nie klein gekriegt habe. Herzlichen Glückwunsch“ in den Ruhestand.

Duisburg ist längst zweite Heimat

Duisburg ist schon längst zu seiner zweiten Heimat geworden und Torres hat es nie bereut, den Schritt gewagt zu haben und ins Ausland gegangen zu sein. Nachdem seine Tochter geheiratet hatte, warf das Ehepaar Torres auch die letzten Pläne, zurück nach Spanien zu gehen, über Bord. Und wenn sie für ein paar Wochen im Jahr in Andalusien Urlaub machen, dann erwischen sie sich immer wieder selber dabei, wie sie die „deutsche Ordentlichkeit“ schon nach wenigen Tagen vermissen, sagt der Rentner.

Auch Angel Alava-Pons kennt dieses Phänomen. Der Sohn eines spanischen DVG-Straßenbahnfahrers, wurde in Duisburg geboren und entdeckte erst spät seine Leidenschaft für das Land seiner Eltern. „Sicher war es nicht immer einfach und natürlich wurde man schon mal als „der Schwatte“ oder als „Ölauge“ beschimpft, aber ich bin hier geboren und sozialisiert worden und kannte Spanien lange Zeit nur als Urlaubsland. Deutschland ist unsere Heimat“, sagt der 43-Jährige, der seinem in Spanien lebenden Vater kürzlich zum 75. Geburtstag ein MSV-Trikot geschenkt hat.