Nach dem ersten Weltkrieg war das Hartgeld in Deutschland knapp. Jede Art Edelmetall war zuvor zu Kriegszwecken verwendet worden, so dass selbst das Kleingeld „Papiergeld“ wurde.

Man ahnte allerdings noch nicht, dass das der Anfang der immensen Geldentwertung, der so genannten Hyperinflation, war.

Die Stadtverwaltungen bekamen das Recht, eigenes Geld zu drucken. So staunten die Hamborner nicht schlecht, als man vor 90 Jahren im Herbst plötzlich Hamborner Geld in den Händen hielt. Mit 25- und 50-Pfennigscheinen begann die schlimme Geldentwertung, als einzige kleinere neue Stückelung gab es nur noch einen Groschen (Zehn-Pfennig-Stück) aus Aluminium. Gedruckt wurden die Scheine vorerst bei einem Musikverlag in Köln, namens Bachem. Dieser Verlag, der sich mit Noten auskannte, druckte nun „Banknoten“. Interessant war, dass der jeweilige Oberbürgermeister die Scheine signierte. Das war zuerst Paul Mühlens, später Dr. Hugo Rosendahl (ab 19. November 1920, bis zum Ende der Inflation). In den nächsten drei Jahren, also bis 1923, wurden die aufgedruckten Summen immer höher: Hunderttausend Mark, Millionen, Milliarden, ja bis zu Billionen hatten die Menschen plötzlich in der Geldbörse.

Wertlose Geldscheine wurden eingetauscht

Immer wieder musste man das inzwischen wertlose, verfallene Papiergeld bei der Reichsbank oder Stadtkasse umtauschen gegen die neuen höheren Summen.

Endlich gaben die Thyssen-Werke Ende 1923 wertbeständige Goldmark, aber als Papierscheine heraus. Die Basis war: 4.20 Thyssenmark entsprachen einem Dollar. Um zuletzt eine echte Deutsche Mark 1924 zu bekommen, musste man 1.05 Billionen-Mark Inflationsgeld abgeben - und die hatte kaum jemand. Es wäre ein ganzer Sack voll gewesen.

Seidengeld: Eine Rarität für Sammler

Alle Städte und Gemeinden, auch viele Industriebetriebe, ja sogar Privatfirmen und Vereine brachten eigenes Geld bis 1923 im Umlauf. Abgebildet waren Gebäude, Geschehnisse und auch Märchenfiguren.

In Duisburg etwa gab es Geldscheine, die nannten sich Jarres-Geld (Jarres war dortiger OB). 5000 Mark war ein Jarres-Schein wert, er war verziert mit einem schönen alten Stadtmotiv. In Hamborn tauchten auch polnische Geldscheine auf, mit denen die vielen Polen hier unter sich handelten. Dann hatte man auf einmal auch Kölner Geld in der Hand, abgezeichnet von Konrad Adenauer, dem damalige dortigen OB.

Aber etwas ganz Besonderes fiel auf, wenn man Seidengeld aus Bielefeld erhielt: Auf der heutigen Sammler-Rarität war etwas in den Ecken vermerkt: dass die Quadriga vom Brandenburger Tor in einem Pferdetransport wieder nach Berlin gebracht worden war. Sechs Wagen waren nötig, um die Siegesgöttin im Mai 1814 zu bewegen. Auch das hatte etwas mit Hamborn zu tun: Der Transport, in Begleitung von 30 preußischen Kriegern und Generalfeldmarschall Leberecht von Blücher, kam dabei durch unser Stadtgebiet.