Wer das morgendliche Vogelgezwitscher in aller Breite erleben will, sollte nach Möglichkeit mit den Hühnern aufstehen. So begann die diesjährige Vogelstimmenexkursion der VHS an der Sechs-Seen-Platte am schon um acht Uhr. „Eigentlich startet die Vogeluhr schon um vier Uhr mit der Amsel.

Zwischen fünf und sechs Uhr hört man die meisten Stimmen“, erklärt Naturexperte Jürgen Hinke. Doch auch die sieben Frühaufsteher, die auf ein gemütliches Sonntagsfrühstück verzichteten, wurden mit einigen Gesängen und Warnrufen belohnt. Ziel der Veranstaltung war für die meisten Teilnehmer, dass sie beim nächsten Spaziergang oder im Garten die eine oder andere Stimme zuordnen können. „Man muss erst einmal zwischen reviermarkierenden Singlauten und Warnrufen bei Gefahr unterscheiden. Diese sind für jede Vogelart spezifisch“, so Hinke.

Zirp-Zalp meldet sich

Los ging die Exkursion in den Wald am Wolfsbad. Schon nach wenigen Metern meldete sich der „Zirp-Zalp“, der nach seinem Ruf benannt wurde. Dieser Zugvogel lebt den Sommer über in deutschen Wäldern, den Winter verbringt er in Afrika. Mit den mitgebrachten Feldstechern konnten außerdem die zahlreichen Kanadagänse auf der Liegewiese des Freibads beobachtet werden. „In Großbritannien und Skandinavien wurden sie als Parkvögel gehalten und ein Teil ist irgendwann einmal ausgebrochen. Nun vermehren sie sich hier“, sagt Hinke. Für den Vorsitzenden des Naturschutzbunds (NABU) in Duisburg wäre es angebracht, den Gänsen eigene Grasflächen zu Verfügung zu stellen, damit sie sowohl die anderen Tiere der Sechs-Seen-Platte als auch die Menschen nicht stören. Um die überschießende Population einzudämmen, wurden in diesem Jahr Eier ausgetauscht und aufgestochen.

Buchfink und Amsel zählen zu den häufigsten Singvögeln in Duisburg und ihr Gesang wurde natürlich auch im Wald gehört, aber auch Rabenkrähen und Elstern gehören der gleichen Gattung an. Technische Unterstützung in Form einer Vogelstimmen-DVD hatte Jürgen Hinke für alle Arten dabei, die sich eher versteckt hielten.

„Viele Vögel kann man mit solchen Klangattrappen sehr gut locken. Bei Rotkehlchen funktioniert das zusätzlich auch mit roten Taschentüchern als Sichtattrappe“, weiß der Naturschützer. Singlaute sind typische Zeichen der Männchen, von denen sich die Weibchen bei der Fortpflanzung beeinflussen lassen. Ausgestoßen werden die Laute mit dem sogenannten Syrinx-Organ, dem unteren Kehlkopf.

Weitere Höhepunkte der Tour waren Kormoran, der diesjährige Vogel des Jahres, und Graureiher, der seit vier Jahren auf hohen Kiefern seine Brutstätte pflegt. Gewölle mit sowohl Mäuse- als auch Amphibienskelette am Waldboden weisen auf ein Nest in der Höhe hin. Selten zu hören, aber gar nicht mal so selten an der Sechs-Seen-Platte sind einige Spechtarten. Erfreut ist Hinke auch über zwei brütende Kuckuckspaare.