Bensberg. .
Die Erdbebenstation in Bensberg überwacht die Erdbewegungen im Ruhrgebiet und am Niederrhein. Vor 60 Jahren wurde sie gegründet, nachdem ein Beben der Stärke 5.8 in der Region Euskirchen mehrere Gebäude zerstört und elf Menschen verletzt hatte.
Klaus Hinzen springt in die Luft. Als er landet, hinterlässt die Nadel einen kleinen Zacken in der Linie aus roter Tinte: „Sehen Sie? Die Daten kommen hier ohne jede Zeitverzögerung an!“ Sein Sprung im Erdgeschoss der Erdbebenstation Bensberg hat eine minimale Erschütterung ausgelöst, die vom Seismografen im Keller registriert wurde. Der überträgt die Daten sofort auf den Schreiber und auf einen Rechner.
Klaus Hinzen ist der Leiter der Erdbebenstation Bensberg, die 2011ihr 60. Gründungsjubiläum feiert. Geplant und gebaut wurde die Station, weil 1951 ein Beben der Stärke 5.8 in der Region Euskirchen mehrere Gebäude zerstörte und elf Menschen verletzte. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Station im Rheinland mehr, die Stationen bei Aachen und bei Bochum wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Den regulären Betrieb nahm die Warte 1955 auf.
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Ihr erster Leiter, Professor Martin Schwarzbach, hatte hier sogar seine Dienstwohnung. Klaus Hinzen wohnt allerdings nicht mehr direkt am Arbeitsplatz: „So drei- bis viermal im Jahr kommt es vor, dass ich nachts hier raus muss. Polizei und Feuerwehr fragen bei uns als erstes nach, ob wir was registriert haben und sagen können, was die Ursache ist“. Denn es ist durchaus möglich zu erkennen, ob ein Beben natürlichen Ursprungs ist oder ob möglicherweise eine Sprengung dafür verantwortlich ist, dass die Bevölkerung bei der Feuerwehr angerufen hat.
Bestes Unterscheidungsmerkmal ist die Tiefe
Außerdem kann ein Seismologe anhand bestimmter Daten erkennen, ob ein Beben tektonischen Ursprungs ist oder eventuell eine Folge des Bergbaus: „Vor allem im Ruhrgebiet kommen solche Beben häufig vor“, erklärt Hinzen. „Die Anwohner merken diese Beben bereits ab einer Stärke von 1,5, tektonische Beben sind erst ab einer Stärke von ungefähr 3 spürbar“.
Das beste Unterscheidungsmerkmal ist die Tiefe, in der das Beben registriert wird: tektonische Beben fänden in zehn bis fünfzehn Kilometern Tiefe statt, der Bergbau gehe maximal zwei Kilometer in die Tiefe. Häufig wird dann fälschlicherweise von Gebirgsschlägen gesprochen, dabei wird eine Kohleschicht zwischen Boden- und Deckenplatte herausgepresst. Dies geschieht meist mit enormer Geschwindigkeit, dabei werden häufig Menschen verletzt. Was heute im Ruhrgebiet und am Niederrhein immer wieder die Erde beben lässt sind jedoch nur Spannungsentladungen.
Schneller als ein Computer
Rund um Bensberg bei Bergisch-Gladbach unterhält die Station insgesamt 40 kleinere Außenstellen; so sollen möglichst genaue Daten aufgezeichnet werden. „Früher musste alle zwei Wochen jemand von hier losfahren und die Daten aus den Stationen abholen“, erzählt Hinzen. „Das sind meist einfache kleine Hütten. Heute haben wir Datenverbindungen zu allen Stationen, der Computer erleichtert uns die Arbeit schon enorm.“
Obwohl die moderne Technik Einzug gehalten hat, steht immer noch ein altmodischer Schreiber im Raum. Früher musste dieser Seismograf ständig beobachtet werden um Warnmeldungen abgeben zu können. Aber auch heute reagiert der Schreiber oft schneller, als der Rechner ein Beben darstellen kann: „Wenn hier jemand anruft und ein Beben meldet, schau ich immer noch als erstes aufs Papier“, sagt der Erdbebenexperte.
Dank moderner Technik können Beben mittlerweile auch online gemeldet werden, auf der Website der Station gibt es dazu einen Fragebogen. „Im Internet gibt es dann eine Karte auf der jeder nachschauen kann, wo das Beben überall gespürt wurde.“
Der Fragebogen zum Melden von Erdbeben: www.seismo.uni-koeln.de