Lehrgang: Ex-Arbeitslose sollen einfachen Bürgern die Scheu vor Hochkultur nehmen
Elf ehemalige Arbeitslose, die als so genannte "Ein-Euro-Jobber" tätig sind, sollen künftig einfachen Bürgern die Lust auf Hochkultur wecken. Dazu werden sie seit Beginn der vergangenen Woche als "Kulturassistenten" ausgebildet.
Die Ausbildung, die von der "Neuen Arbeit" organisiert wird, der Beschäftigungsgesellschaft der Diakonie, findet erstmals in dieser Form in Essen statt. "Die Teilnehmer sollen bei den Bürgern Hemmungen abbauen, mal ein Museum oder die Zeche Zollverein zu besuchen", sagt Dietmar Fleischer, Stadtteilkoordinator des Altenessener Projekts "Wohnquartier 4". Jenes Projekt will mit Unterstützung der Landesregierung den Stadtteil noch stärker als bisher stärken. Altenessen zählt zu den besonders armen Quartieren der Stadt.
Die Ausbildung zum "Kulturassistenten", deren Laufzeit bis März 2009 vorgesehen ist, ist in Theorie- und Praxisblöcke aufgeteilt. Vermittelt würden einfachste Methoden, wie man Bürger, die ein kulturfernes Leben führten, für Theater und andere Bildungseinrichtungen begeistern kann. "Die Teilnehmer lernen zum Beispiel, ein Theater selbst zu bauen, aus Pappe. Dann klären wir, was zu einem Stück dazu gehört. So einfach gehen wir vor, dann können die Teilnehmer es auch gut vermitteln." Auch Exkursionen gehörten dazu - zum Beispiel der Besuch der aktuellen Schau "Gold vor Schwarz" in der Kohlenwäsche von Zollverein. Dort sind derzeit Teile des Domschatzes ausgestellt. "Am Ende sollen die Kulturassisstenten selbst kleine Theaterstücke organisieren - an der Bushaltestelle oder im Treppenhaus, Hauptsache dort, wo die Menschen leben", sagt Fleischer.
Auch Lesungen in Wartezimmern von Arztpraxen seien denkbar, genauso wie Liederabende in Seniorenheimen. Diese kleinen Kultur-Veranstaltungen bilden den Abschluss der Ausbildung - am Ende erhält jeder Teilnehmer ein Zertifikat.
Sämtliche Teilnehmer seien über 40 Jahre alt und "haben Lust, anderen Gutes zu tun", sagt Fleischer. Alle hätten bereits Erfahrung mit gemeinnütziger Arbeit - als so genannte "Stadtteilhelfer". Auch dieses Beschäftigungsprojekt wird von der "Neuen Arbeit" organisiert. Ein-Euro-Jobber erledigen dabei so genannte "haushaltsnahe Dienstleistungen" besonders für jene Senioren, die sich keine kostspieligen Hilfsdienste der Wohlfahrtsverbände leisten könnten.