Duisburg. .

Das Katholische Klinikum Duisburg (KKD) hat 108 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt. Am Tag nach Bekanntwerden der Kündigungen an vier Standorten ist die Belegschaft tief getroffen. Die Geschäftsführung hält am Zukunftskonzept fest.

Katerstimmung auch am Morgen danach: Auf die Nachricht, dass die Geschäftsführung des Katholischen Klinikums Duisburg (KKD) insgesamt 108 Mitarbeitern an den vier Krankenhaus-Standorten betriebsbedingt gekündigt hat, reagierte die Belegschaft mit großer Betroffenheit. „Wir sind alle enttäuscht und entsetzt, konnten gegen diese Entscheidung aber letztlich kaum etwas tun“, erklärten Bertrand Kalipé und Monika Hartwich im Namen der Mitarbeitervertretung.

Verständnis für Reaktionen

KKD-Geschäftsführer Clemens Maurer zeigte im Gespräch mit der WAZ Verständnis für die Heftigkeit der Reaktionen: „Das ist ein harter Einschnitt für uns alle. Ich weiß, dass die Entscheidung viele hart trifft und die Trauer und die Wut in der Mitarbeiterschaft groß sind.“ Den nun eingeschlagenen Weg bezeichnete er aber als „alternativlos“. Ansonsten wäre auf lange Sicht das gesamte Haus nicht überlebensfähig gewesen.

Das KKD, zu dem die Krankenhaus-Standorte St. Johannes (Alt-Hamborn), St. Barbara (Neumühl), St. Vincenz (Dellviertel) und Marien-Hospital (Hochfeld) gehören, verzeichnete zuletzt ein Umsatzvolumen von 120 Mio Euro. Rund 70 Prozent davon entfielen allein auf Personalkosten. Und die jüngsten Tariflohnänderungen hätten Personalkosten-Steigerungen von knapp 6 Mio Euro pro Jahr zur Folge gehabt. „Damit hatte unsere Personalkonstellation keine Perspektive mehr“, so Maurer.

Dabei ist die Perspektive das, was derzeit in allen Bereichen so bitter benötigt wird. Zum einen für die Mitarbeiter, weil eine Perspektive das einzige akzeptable Argument ist, um die dicke „Personalabbau-Kröte“ zu schlucken. Auch die Banken und das Bistum Essen brauchten eine Perspektive auf wirtschaftliche Solidität, weil sie es sind, die die Finanzierung des KKD-Zukunftskonzeptes absegnen müssen.

Keine Kürzungen bei Ärzten und Pflegepersonal

Aber auch die Bürger dieser Stadt brauchen die Perspektive, das in den KKD-Häusern das medizinische Angebot und die Qualität von Behandlung und Pflege durch den Einschnitt nicht leidet. Letzteres garantierte Maurer gestern erneut. Vom Stellenabbau sei der Verwaltungsbereich und der Technische Dienst betroffen, nicht aber die Ärzte und das Pflegepersonal.

Maurers Zukunftskonzept sieht vor, bis 2016 das Haus zu modernisieren. Dazu gehört eine Fokussierung auf die beiden Häuser St. Johannes und Marien-Hospital. Die Standorte St. Barbara und St. Vincenz werden zwar geschlossen. „Aber alle Fachbereiche bleiben erhalten, nur zentralisiert an weniger Standorten“, so Maurer. Täte man nichts, würde eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt. „Viele unserer Gebäude sind schon sehr alt. Es muss sich etwas ändern.“

Die Mitarbeitervertretung ist froh, dass man sich auf einen Sozialplan geeinigt hat, der den Übergang der Betroffenen in die Transfergesellschaft „Peag“ anbietet. Hier können sich Mitarbeiter nicht nur fortbilden, sondern von hier aus sollen sie auch aktiv in andere Jobs vermittelt werden. Zudem wartet auf sie eine Abfindungszahlung in Höhe von 0,5 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr. „Trotzdem gibt es Härtefälle, denen das nicht weiterhilft“, meint Bertrand Kalipé.

Stimmung am Boden

Die Mitarbeitervertreter sorgen sich, dass die Kündigungen einen großen Flurschaden hinterlassen. Es gebe große Verunsicherung in der Belegschaft, ob nicht weitere Kündigungen folgen. Das Vertrauen sei erschüttert, weil trotz Verzichts und finanzieller Einbußen der Mitarbeiter nun doch gekündigt wurde. Die Stimmung sei am Boden. Und verunsichertes Personal könne nun einmal keine Top-Leistungen abliefern.

„Vielen fehlt eine Orientierung. Und ihnen fehlt ein sichtbares Zeichen, das für das Zukunftskonzept der Ge-schäftsführung steht – wie eine Baugrube“, so Hartwich. Bislang gebe es nur visionäre Worte. Das reiche vielen nicht. Zudem befürchtet sie einen Image-Verlust fürs Haus, der nur schwer zu reparieren sei.

Genau das will Geschäftsführer Maurer aber dringend verhindern. Er will bei der verbleibenden Belegschaft um Vertrauen werben, neuen Mut zusprechen. Er weiß, dass nach Kündigungen nicht nur vertraute Kollegen wegfallen, sondern sich ganze Arbeitsprozesse verändern. „Da müssen alle mitziehen.“ Und im Brustton der Überzeugung sagt er: „Ich glaube ans KKD.“