Duisburg. .

Drohungen, Sauftouren, Unregelmäßigkeiten bei Wahlen. Die vergangenen drei Jahre waren für die Junge Union Duisburg turbulent. Bei der Kreisversammlung wählten die Mitglieder den umstrittenen Vorsitzenden dennoch mit klarer Mehrheit wieder.

In der Jungen Union (JU) in Duisburg sind die Fronten (vorerst) klar: Zwei Drittel der Mitglieder stellten sich am Montag bei der überraschend einberufenen Kreisversammlung im „Schacht 4/8“ hinter Vorsitzenden Jörg Brotzki. Dessen Kritiker blieben klar in der Minderheit. „2010 war ein nicht erfreuliches Jahr für die JU Duisburg“, erklärte Brotzki nach der Wiederwahl, die unter Aus­schluss aller Nicht-JU-Mitglieder stattfand. „Dieses Jahr musste mit einer Neuwahl abgeschlossen werden“, so Brotzki weiter. So könne man unbeschwert ins neue Jahr gehen.

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Von Willi Mohrs

Brotzki liegt zur Zeit mit dem Hamborner JU-Mitglied Uwe Becker im Clinch. Denn Becker bezeugt, dass Brotzki am Abend der Kommunalwahl 2009 sowohl einem SPD-Mitglied als auch dem CDU-Mitglied und Kulturdezernenten Karl Janssen Gewalt angedroht hat.

Zu seinen neuen Stellvertretern wählte die Kreisversammlung Lars Heckmann, bislang Schriftführer und Vorsitzender der JU-Süd, sowie David Bendels. Heckmann war 2008 an dem Versuch beteiligt, eine Versammlung der JU-Süd ge­waltsam zu sprengen. Und Ben­­dels gehörte zu den Akteuren bei der feucht-fröhlichen „Bildungsfahrt“ nach Berlin An­fang Oktober.

Zum personellen Neuanfang aufgerufen

Dabei hatte Brotzki-Kritiker Becker die JU zum personellen Neuanfang aufgerufen. Aus seinem Lager stellte sich aber niemand zur Wahl - we­gen der eindeutigen Mehrheitsverhältnisse. „Jeder Versuch einer offenen Aussprache wurde mit Zwischenrufen wie ,Das gehört hier nicht hin’ oder mit unqualifizierten Äusserungen abgetan“, beklagte Becker nachher. „Mit diesen Leuten“, bilanzierte er, „kann es keinen Neuanfang geben.“

Ungemach droht Brotzki von ganz an­derer Seite. Deniz Güner (31), Diplom-Kaufmann aus Marxloh und Vorsitzender der Türkischen Ge­meinde in NRW, beanspruchte zu Beginn das Stimmrecht für 43 Migranten, die er An­fang November geworben hatte. Als ihnen das Stimmrecht verwehrt wurde, weigerten sie sich zunächst, den Saal zu verlassen. Aufnahmeanträge für über 100 Personen hatte Gü­ner nach eigenen Angaben im November bei der JU-Kreisgeschäftsstelle eingeworfen. Nachdem es keine Reaktion darauf gegeben habe, so Gü­ner, habe er daraufhin Anfang Dezember 43 neue Anträge per Einschreiben geschickt.

Brotzki bestritt nach der Versammlung, dass es mehr als die 43 Anträge gebe. „Sie waren zum heutigen Tage keine Mitglieder“, berief er sich auf seinen Kreisvorstand. Güner sieht darin eine Benachteiligung aus rassischen Gründen: „Ich werde die Wahl anfechten, habe selbst gar keine Einladung erhalten.“ Mit den Stimmen der Migranten aber, so Güner, hätte der Brotzki-Flügel keine Mehrheit gehabt.