Duisburg. .

Wirtschaftswissenschaftler Prof. Rudolf Hickel hält das Vorhaben des Stadtwerke-Konsortiums, 51% der Steag zu kaufen, für richtig: „Es ist ordnungspolitisch der richtige Weg, die Energieerzeugung wieder mehr in die Hände der Kommunen zu legen.“

Damit werde ein Gegengewicht zu den Stromriesen RWE, EON, Vattenfall und EnBW geschaffen, erklärte er gegenüber der Redaktion. Prof Hickel lehrt an der Universität Bremen und Forschungsleiter des Instituts für Arbeit und Wirtschaft.

Nach WAZ-Informationen soll das Risiko für die Stadtwerke, die am Konsortium beteiligt sind, durchaus beherrschbar sein. Die Duisburger Stadtwerke würden einen Anteil von 19 % der Kaufsumme beisteuern, was am Ende einen Betrag zwischen 30 und 40 Millionen Euro bedeuten würde.

Dass für 51 % der Steag-Anteile voraussichtlich „nur“ rund 620 Millionen Euro gezahlt werden sollen, liege an der Bewertung des Unternehmens: Schulden und Pensionslasten drücken den Kaufpreis. Doch die Steag wird als ein solides Unternehmen angesehen, das im Fall eines Kaufs durchaus in der Lage sei, Schulden und weitere Lasten zu schultern und Gewinne zu erzielen, von denen ein Teil sogar noch in die Kassen der Teilhaber gespült werde. Für den Fall, dass es nicht gut läuft, sollen Sicherungsmechanismen greifen, die sicherstellen, dass auf jeden Fall der Schuldendienst der neuen Gesellschaft bedient werden kann ohne die beteiligten Stadtwerke oder gar die Kommunen zu belasten.

Synergie-Effekte im Bereich Fernwärme

Wenn am Montag der Rat über den Kauf entscheidet, dreht es sich - wie berichtet - zunächst nur um den Anteil von 51 % mit einer „Put-Option“ auf die restlichen 49 %. Deren Ankauf würde eine zweite Ratsentscheidung nötig machen, sofern das Konsortium einen solchen Kauf anstreben würde. Denkbar ist jedoch auch, dass es zu einer Partnerschaft mit weiteren Stadtwerken kommt, die der Steag-Verkauf und das Bestreben des Konsortiums hellhörig werden ließ. In der Bundesrepublik gibt es rund 1300 Stadtwerke, von denen etwa 850 Stromversorgung anbieten, jedoch längst nicht alle auch Strom erzeugen wie die Duisburger Stadtwerke.

Synergie-Effekte verspricht man sich übrigens auch im Bereich Fernwärme, die ebenfalls von der Steag erzeugt und geliefert wird.

Rudolf Hickel ist Professor für Finanzwirtschaft und Forschungsleiter am Institut für Arbeit und Wirtschaft. Außerdem ist er Sachverständiger beim Finanzausschuss des Deutschen Bundestages. Schwerpunkte seiner Lehrtätigkeit: Kommunale Finanzen und Rolle der Stadtwerke. Nach seiner Auffassung habe gerade die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke gezeigt, wie wichtig ein Gegengewicht zu den vier Stromriesen ist.