Duisburg. .

Die Produktion bei ThyssenKrupp und Arcelor Mittal in Duisburg stand am Donnerstagmorgen komplett still. In ganz NRW streikten mehr als 11.500 Stahlarbeiter. Ihre Forderung: sechs Prozent mehr Lohn.

Die IG Metall hat am Donnerstag die Warnstreiks in der Stahlindustrie deutlich ausgeweitet. Über 11.500 Stahlarbeiter aus 38 Betrieben in Nordrhein-Westfalen legten am zweiten Protesttag für bis zu vier Stunden die Arbeit nieder, wie die Gewerkschaft in Düsseldorf mitteilte. Die größte Kundgebung gab es in Duisburg. Hier beteiligten sich etwa 4500 Stahlarbeiter am Warnstreik für mehr Lohn und gleiche Bezahlung von Leiharbeitern für gleiche Arbeit (Fotos von den Kundgebungen gibt es hier).

1500 Stahlbeschäftigte waren in den Werken im Süden zum Warnstreik aufgerufen, rund 3000 im Norden. Schon nachts war begonnen worden, die Anlagen herunterzufahren. „Leiharbeit ist bei uns ein Riesenthema“, erläuterte Werner von Häfen, der Betriebsrats-Vorsitzende bei Thyssen-Krupp-Süd. Fast jeder zehnte Kollege sei Leiharbeiter, leiste dieselbe Arbeit wie seine Kollegen der Stammbelegschaft, verdiene aber deutlich weniger.

„Einfach nicht in Ordnung“

„Das ist einfach nicht in Ordnung“, empörte sich auch Bernd Kruse vom Vertrauenskörper der IG Metall in Hamborn: „Wir kämpfen nicht nur um Geld.“

Aber auch. Sechs Prozent mehr am Monatsende sollen’s sein. Wolfgang Teusch arbeitet im Kaltwalzwerk 1 in Hamborn und verweist auf „brummende“ Stahlkonjunktur: „Ich bin bescheiden: 5,5 % wären auch in Ordnung.“

Für Uwe Gaertner, ebenfalls bei TKS im Norden, ist die Forderung „nicht mehr als gerecht“. Handlungsbedarf sieht er auch bei Regelungen, die älteren Kollegen, vor allem aus der Produktion, ein früheres Ausscheiden ohne Renteneinbußen ermöglichen: „Bis 67 hält hier doch keiner durch. Da muss etwas passieren.“

Vor der eigentlichen Kundgebung in Bruckhausen sorgten die Auszubildenden fürs Protest-Programm und präsentierten eine Leiharbeits-Börse mit symbolischer Versteigerung von Billigst-Arbeitskräften.

„Jetzt sind wir auch mal wieder dran!“

Hauptredner war im Süden und Norden Duisburgs der NRW-Chef der IG Metall, Oliver Burkhard. Und der machte klar, dass der Aufschwung nicht an den Stahlbelegschaften vorbeigehen soll: „Jetzt sind wir auch mal wieder dran!“ Es gehe um einen „fairen Anteil“, nachdem die Mitarbeiter der Stahlfirmen in den zurückliegenden Krisenmonaten zugunsten der Beschäftigungssicherung Einkommensverluste akzeptiert hatten. Burkhard: „Das war eine einzigartige Solidarleistung!“

Dass die erste Tarifrunde nach der Krise von den kampferpropten und gut organisierten Stahlarbeitern bestritten wird, weckt bei anderen Gewerkschaften Hoffnung auf einen Abschluss mit Signalwirkung.

Bereits am Mittwoch waren nach Gewerkschaftsangaben mehr als 2.000 Stahlarbeiter in Salzgitter und Dortmund in den Warnstreik getreten. Für Freitag kündigte die IG Metall weitere Warnstreiks mit mehreren tausend Teilnehmern an, darunter in Georgsmarienhütte, Bremen und Mülheim an der Ruhr. Die Tarifverhandlungen sollen nächsten Mittwoch in Gelsenkirchen fortgesetzt werden. Am Wochenende und in der kommenden Woche sind keine weiteren Proteste geplant. (dapd/afp)