Duisburg. Die Task Force der Stadt Duisburg hat am Montag zwei Häuser in Hochfeld geräumt. 36 Personen verloren ihre Bleibe. Was den Fall besonders macht.

Die Taskforce Problemimmobilien war am Montagnachmittag an der Paulusstraße 17 und 19 in Duisburg-Hochfeld im Einsatz und hat ein Gebäude geräumt. 36 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen. Das Haus war 2017 schon einmal kontrolliert und geschlossen worden. Es hätte laut Stadt gar nicht vermietet werden dürfen.

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Wer an dem Haus vorbei kommt, dürfte sich wundern: Wie ein klassisches Schrotthaus sieht die Adresse vis-à-vis der Pauluskirche nicht aus. Die denkmalgeschützte Fassade wurde erst vor rund einem Jahr saniert. Das Stadtteilbüro Hochfeld präsentiert in seinem aktuellen Kalender die Fassade als gutes Beispiel, was das Stadtteilbüro in den vergangenen Monaten erreicht hat. „Von außen sieht es gut aus, innen leider nicht“, beschreibt einer, der die Wohnungen kennt.

Haus in Duisburg-Hochfeld hätte nicht vermietet werden dürfen

Stadtsprecher Sebastian Hiedels erklärt: „Der Eigentümer wurde mehrfach aufgefordert, Nachweise des Schallschutzes, des Wärmeschutzes und vor allem des Brandschutzes sowie der Standsicherheit einzureichen. Dies ist bis heute nicht geschehen.“ Es habe einen Hinweis gegeben, dass dort die Wohnungen vermietet werden. „Fast alle im Jahr 2017 festgestellten gravierenden Mängel, Brandschutz, Standsicherheit, Rettungswege sind nicht abgestellt worden.“

Zwar habe der Eigentümer auch im Gebäude Sanierungen durchgeführt, allerdings wurden dadurch nicht die Mängel nicht behoben. „Vielmehr wurden sicherheitsrelevante Bauteile durch die durchgeführten Arbeiten weiter geschwächt beziehungsweise zerstört.“

Fast alle im Jahr 2017 festgestellten gravierenden Mängel, Brandschutz, Standsicherheit, Rettungswege sind nicht abgestellt worden.“
Sebastian Hiedels, Stadtsprecher.

Das Gebäude soll einem Investor aus Nahost gehören, der es vor einigen Jahren gekauft hat. Seit einigen Monaten wohnten beispielsweise Familien aus Bulgarien und Rumänien dort. „Ein Mann ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Familie wurde nach Walsum geschickt. Es dauert eine Stunde, bis die Kinder von dort wieder mit der Straßenbahn zur Schule kommen“, erklärt Lena Wiese vom Verein für die solidarische Gesellschaft der Vielen. Sie und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter bieten in Hochfeld Sozialberatung an.

Es zeigt sich, dass die Taskforce keine Lösung für komplexe Probleme bietet.“
Lena Wiese, Vorsitzende des Vereins für die solidarische Gesellschaft der Vielen.

Nach dem neuerlichen Einsatz haben sie nun eine Petition gestartet. „Taskforce Problemimmobilien abschaffen! Keine Zwangsräumung in die Obdachlosigkeit“ lautet die Forderung. „Es zeigt sich, dass die Taskforce keine Lösung für komplexe Probleme bietet. Es gibt gemeinwohlorientierte und sozial verträgliche Alternativen zu diesem Vorgehen.“ In Hochfeld fänden Familien mit nicht-deutschen Namen kaum noch eine Wohnung. Dabei sei die Taskforce Problemimmobilien 2014 eigentlich als Schutz für Mieter gegründet worden – erinnern die Verfasser der Petition. „Nun ist es ein Instrument der Verdrängung.“ An die Politik gerichtet heißt es: „Wir brauchen ein ganzheitliches Nachsorge-System, das die Menschen nicht im Stich lässt. (…) Wir fordern eine Taskforce für ein menschenwürdiges Zusammenleben.“

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Debatten über die Taskforce gegeben. Von den 36 Betroffenen kamen 16 Personen erst einmal in städtischen Notunterkünften unter.