Duisburg. Die Duisburger Taskforce räumte ein Haus wegen Sicherheitsmängeln. Eigentümer kämpft ein Jahr später um Genehmigungen – und gegen das Clan-Image.

Vor genau einem Jahr hat die Taskforce Schrottimmobilien ein Haus auf der Brückenstraße geräumt. 24 Bewohner standen plötzlich auf der Straße, darunter zwölf Kinder. Die Absperrbanderolen kleben immer noch an den Haustüren.

Wohnen kann hier keiner, aber inzwischen ist Bewegung ins Spiel gekommen. Die Stadt Duisburg bestätigt, dass ein Sanierungskonzept für das ganze Haus vorliegt. Darüber könne allerdings erst entschieden werden, wenn die Zukunft des Ladenlokals im Erdgeschoss geklärt ist.

In die ehemalige Gaststätte hatte Besitzer Marwan Saado einen bulgarischen Imbiss eingebaut. Aber erst jetzt liegt ein Bauantrag für die Nutzungsänderung als Schnellimbiss vor. „Dieser Antrag wird derzeit geprüft“, schreibt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.

Taskforce Duisburg hat über 100 Häuser ad hoc geschlossen

In den vergangenen sieben Jahren seien über 100 Häuser von der Taskforce geschlossen worden, nur jedes fünfte sei daraufhin saniert worden.

Saado will nicht dazu zählen. Er würde sich freuen, wenn es jetzt schnell geht: Zugunsten eines besseren Brandschutzes will er die Holztreppe aus dem über 100 Jahre alten Bau herausreißen und ein Beton-Treppenhaus gießen. Inklusive weiterer Arbeiten will er rund 60.000 Euro investieren und drei Monate später könnten womöglich die ersten Mieter einziehen.

Wenigstens den Imbiss könnte man doch vorher freigeben, findet Saado, da habe nur ein Fettabscheider ergänzt werden müssen, alles andere sei fertig.

Immobilienbesitzer: Ruf seiner Clanfamilie macht ihm das Leben schwer

Der Handwerker baut im Haupterwerb Lüftungsanlagen ein, kommt viel rum. „Ob Dortmund oder Düsseldorf, es geht überall schneller mit den Genehmigungen“, so hört er es jedenfalls von den Besitzern der Objekte.

Manchmal fühle es sich so an, als habe die Hängepartie mit seinem Namen, seinen Brüdern zu tun, die in Duisburg einen Ruf wie Donnerhall haben: Der Saado-Demir-Clan soll an der Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt beteiligt gewesen sein, Sonderermittler beobachten diese und rund 70 weitere Großfamilien und deren mutmaßlich kriminelle Machenschaften.

Marwan Saado verdient sein Geld anders, sagt er. Aber er kennt den Ruf, der ihm und vielen Immobilienbesitzern anhängt. „Ich kaufe nichts, um es dann verkommen zu lassen. Ich kaufe, um es zu sanieren und dann zu verkaufen“, erklärt er sein Geschäftsmodell. Das ist auch immer noch der Plan für das Haus an der Brückenstraße.

Besitzer will sanieren, aber „ich bin halt nicht die Gebag“

Die Sanierungsarbeiten liefen im Februar 2023 an einigen Stellen, als die Taskforce einschritt und statische Probleme, Brandschutzmängel und manches mehr beklagte und eindrücklich mit Fotos belegte.

Das Haus von Marwan Saado auf der Brückenstraße in Duisburg-Hochfeld wurde von der Taskforce vor einem Jahr geräumt. Der Imbiss im Erdgeschoss war damals fast fertig saniert. Aber ein Antrag auf Nutzungsänderung fehlte. Jetzt liegt er der Stadt vor. (Archivbild)
Das Haus von Marwan Saado auf der Brückenstraße in Duisburg-Hochfeld wurde von der Taskforce vor einem Jahr geräumt. Der Imbiss im Erdgeschoss war damals fast fertig saniert. Aber ein Antrag auf Nutzungsänderung fehlte. Jetzt liegt er der Stadt vor. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Ich bin halt nicht die Gebag, die auf einen Schlag zigtausende Euros investiert, ich mach’ alles peu à peu“, rechtfertigt sich Saado. Nach einem Jahr ohne Mieteinnahmen fühlt er sich doppelt bestraft, weil alles so lang dauert. Parallel zur Taskforce, die zügig Häuser zumacht, müsste es auch eine Taskforce geben, die zügig Genehmigungen prüft und erteilt, fordert er.

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Ärger hat er auch mit einer Immobilie in Hochfeld, in der die Event-Location Barocca auf neue Partys wartet. Seit August sei der Partysaal durch das Ordnungsamt außer Betrieb, der Pächter habe erste Post vom Insolvenzgericht, berichtet Saado. Strittig sei hier ein Weg zu dem Objekt in zweiter Reihe zur Wanheimer Straße, der „seit 100 Jahren von allen benutzt wird, eingetragen sind aber nur die Wirtschaftsbetriebe“.

Der Oberbürgermeister habe gerade erst Erleichterungen für Veranstalter angekündigt und die Vergnügungssteuer gestrichen, sagt Saado. Jetzt müsse er die Gastronomen auch arbeiten lassen.

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