Duisburg. Im Juni ist Europawahl. Duisburger Schüler suchen nach Ideen, um 16- und 17 Jährige zur Stimmabgabe zu bewegen. Das ist eine Herausforderung.
Duisburg hat grundsätzlich ein Problem mit niedriger Wahlbeteiligung: Bei der Europawahl 2019 gaben nur 50, bei der Landtagswahl 2022 nur 46 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Dazu kommt jetzt: Erstmals dürfen auch 16- und 17-Jährige wählen. Aber nicht allen in das bewusst, wie ein Besuch in der Gesamtschule Duisburg Süd (GDS) zeigt.
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Europawahl 2024: Schüler wollen junge Menschen zur Wahl motivieren
Im Rahmen eines Schulwettbewerbs unter dem Motto „Du hast die Wahl – das ist dein Europa!“ will ein Sowi-Kurs der GDS möglichst viele Menschen, allen voran Mitschüler, motivieren, ihre Stimme bei der Europawahl abzugeben. Für die Teilnahme an dem Wettbewerb hat sich der Kurs übrigens selbst entscheiden – aus politischem Interesse.
Die Idee des Wettbewerbs ist folgende: An Workshop-Tag eins kommen Vertreter der „Young European Professionals“ (YEPs) in die teilnehmenden Klassen und erklären alles, was man über die EU wissen muss. An einem zweiten Tag kommen Mitarbeiter des Vereins „Mehr Demokratie e. V.“ Hier stehen Brainstorming, Ideenfindung und Diskussionen auf der Tagesordnung.
Danach haben die zwölf Schüler und Schülerinnen des Sowi-Kurses bis zum 9. Juni Zeit, ihre Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Den Weg dahin dokumentieren sie genau, denn am Ende bewertet eine Jury die Konzepte, Preise gibt es auch. Die drei wichtigsten Kriterien: Reichweite, Kreativität und Ansprache von Erstwählern. Denn um die geht es hauptsächlich.
Politiker auf Tiktok: Schüler erklären, wie es nicht geht
In lockerer Atmosphäre diskutieren und erzählen die Schülerinnen und Schüler während des zweiten Workshoptages. Dabei zeigt sich: an der Art, wie Politiker aktuell junge Menschen anzusprechen versuchen, gibt es einiges zu kritisieren. Zum Beispiel den Tiktok-Account von Kanzler Olaf Scholz: „Das ist schon eher peinlich“, ist sich der Kurs einig.
Richtig zu machen scheint es aber auch keiner. „Das wirkt schon sehr künstlich“, „hochgestochen“ und „unnatürlich“ sind Aussagen, die fallen. Dabei sei es grundsätzlich nicht falsch, dass Politiker junge Menschen über Instagram, Tiktok und Co. ansprechen. Hier könne man Jugendliche schließlich gut erreichen – und es sei ja auch nicht so, dass sie nicht an politischen Themen interessiert seien.
Die Schüler wünschen sich aber authentische Videos, in denen Politiker altersgerecht und in Alltagssprache – „die sollen normal reden“ – über ihre Arbeit und Ziele aufklären. Politik und Tiktok-Trends (Stichwort Kartoffelranking) passt für die Schüler nicht zusammen.
Europawahl 2024: „Viele sind unsicher, was sie wählen sollen“
Im weiteren Verlauf des Workshops geht es auch um eigene Erfahrungen und bisherige Berührungspunkte mit Wahlen. Und die sind ganz unterschiedlich: Während einige Schülerinnen berichten, dass sie im Freundeskreis regelmäßig über Politik und Wahlen sprechen und sich über die Herabsetzung des Wahlalters gefreut haben, wussten andere bis vor Kurzem gar nicht, dass sie in diesem Jahr wählen dürfen. Und so gehe es sicher auch vielen Mitschülern.
Und selbst wenn alle wissen, dass sie im Juni wählen dürfen, bleibt immer noch die Frage: Wen denn? Auch das treibt die Schüler und Schülerinnen um. Ein Jugendlicher berichtet: „Ich kenne viele, die sich unsicher sind, was sie wählen sollen“. Er kenne Menschen, die bei der letzten Wahl die SPD gewählt haben; die komme für sie aber jetzt nicht mehr infrage.
Zustimmendes Nicken – Ähnliches scheinen viele schon gehört zu haben. Eine Schülerin mutmaßt, dass Menschen aufgrund des aktuellen Weltgeschehens und der zunehmenden Krisen das Vertrauen in die Politik verlieren und daher nicht mehr wissen, wen sie wählen sollen. „Nicht wählen geht aber natürlich auch nicht“, ergänzt sie.
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Neben Kritik und Sorgen haben die Schüler und Schülerinnen des Sowi-Kurses aber auch schon einige Ideen, wie sie ihre Mitschüler über die Europawahl aufklären wollen. Wie erfolgreich sie damit sind, erfahren wir aber frühestens am 9. Juni. Bis dahin haben alle Teilnehmenden Zeit, ihre Ideen auszuarbeiten und umzusetzen. Wie viele Menschen die Schüler erreicht haben, evaluiert am Ende der „Wissenschaftscampus NRW“.