Duisburg. Im Streit um einen Trainingsraum sind die Fronten zwischen Stadt und MSV Duisburg 02 Turnen verhärtet. Der Verein fürchtet einen Massenaustritt.
Die Stadt Duisburg bleibt unerbittlich. Nach mehr als fünf Jahrzehnten muss der Sportverein MSV Duisburg 02 Turnen den Gymnastikraum oben in der Sporthalle der Gesamtschule Meiderich räumen. Die Stadttochter Duisburg Sport hat den jahrzehntelangen Mietvertrag im Dezember 2023 gekündigt. Dort soll bald ein Kraftraum für Mädchen und Jungen entstehen, nachdem die Gesamtschule an der Westender Straße eine NRW-Sportschule geworden ist.
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Seitdem bangt der Turnverein um rund 200 Mitglieder, die früher dort in zehn Sportgruppen trainiert haben – etwa Kindertanz, Wirbelsäulen-Gymnastik, Streetdance und Zumba. Betroffen sind größtenteils Kinder. Verschiedene Ersatzangebote für den Gymnastikraum – andere Standorte mit anderen Trainingszeiten, teils in anderen Stadtbezirken – sind aus Sicht des MSV Duisburg nicht hilfreich. „Es gibt keine einvernehmliche Lösung“, sagt der Vereinsvorsitzende Uwe Ohletz jetzt im Gespräch mit der Redaktion. „Die Stadt Duisburg stellt sich gerne als große Sportstadt dar, aber bei uns an der Basis lässt sie es bröckeln.“ Er macht keinen Hehl daraus, dass er den Gymnastikraum für seinen Verein liebend gerne behalten hätte und dass der Mietvertrag einseitig gekündigt wurde.
Rausschmiss aus Trainingsort: MSV Duisburg befürchtet einen Massenaustritt
Die Stadt Duisburg verweist auf Nachfrage auf die alternativen Hallenzeiten, bedauert allerdings, dass diese „aufgrund fehlender freier Kapazitäten“ nicht an einem einzelnen Standort angeboten werden können. Duisburg Sport habe dem Verein „eine Liste aller verfügbaren Hallenoptionen bereitgestellt“, so Stadtsprecher Falko Firlus weiter, und im Januar sei eine „langfristige Lösung“ mit dem Vereinsvorstand erörtert worden.
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Demnach soll der MSV Duisburg 02 Turnen für die zehn Sportgruppen die Sporthalle der Grundschule an der Dislichstraße dauerhaft nutzen, sobald diese saniert ist. Diese Halle ist jedoch eine Bauruine, seitdem sie zuletzt als Notunterkunft für Flüchtlinge aus Syrien benutzt wurde.
Stadt will marode Meidericher Halle für Turnverein sanieren – erst in ein paar Jahren
Für die Sanierung, dies teilte Firlus bereits im vergangenen Herbst kurz nach der Wiedereröffnung der Dislichschule mit, habe das Immobilien-Management Duisburg (IMD) „aktuell allerdings keine Kapazitäten“, weshalb dieses Bauprojekt bisher lediglich „in die Mittelfristplanung aufgenommen“ worden sei, aber „sobald wie möglich“ angegangen werden solle. Einen konkreten Zeitplan gibt es weiterhin nicht. So wird es wohl noch ein paar Jahre dauern, bis die Hallensanierung abgeschlossen ist.
Bis dahin sollen die Turnerinnen und Turner mit ihren Kursen möglichst in der Halle des ESV Grün-Weiß Duisburg-Meiderich an der Dislichstraße trainieren, da die Stadt den Gymnastikraum der Gesamtschule Meiderich ohnehin schon seit Monaten gesperrt hat. Für Schüler und Vereinssportler bestehe aufgrund eines Dachschadens „potenzielle Gefahr“. Falko Firlus betont allerdings: „Eine Räumung des Raumes ist möglich.“ Damit meint er die Turnmatten, eine mobile Lichtanlage und andere Ausrüstung, die der Sportverein dort lagert. Zunächst sollen die Meidericher den Raum ausräumen, bevor die Dachreparatur beginnt. Die Räumungsfrist wurde seit Dezember mehrfach verlängert, sie liegt inzwischen im Mai.
Jedoch blickt der MSV-Vorstand anders auf die Situation. Er will keine Ehrenamtler in einen wegen Gefahr gesperrten Raum hineinschicken, damit sie sich als Möbelpacker betätigen. „Kommt überhaupt nicht infrage, eine gesperrte Halle können wir nicht betreten. Ich schicke da keinen rein“, bekräftigt Uwe Ohletz. Außerdem sei noch nicht abschließend geklärt, wo die Ausrüstung künftig lagern soll.
Denn die ESV-Halle an der Dislichstraße sei fürs Training nicht geeignet. Sie stehe ausschließlich samstags zur Verfügung, die bisherigen Trainingszeiten seien aber alle ganz bewusst wochentags. Die anderen derzeit notgedrungenen genutzten Ersatzhallen im Duisburger Norden seien für den Verein höchstens eine Notlösung. Dementsprechend sucht der MSV Duisburg 02 Turnen weiterhin nach einer Möglichkeit, den Verlust des Gymnastikraums zu kompensieren und die Sportgruppen zu halten.
So fordert der Vorsitzende, dass die Stadt bei der Hallensanierung „die Prioritäten verschieben“ müsse, um dem Verein zu helfen. Dabei sei man nicht auf die Dislichschule festgelegt; auch die Halle an der Weißenburger Straße in Meiderich könne sich der Turnclub nach einer Sanierung als neuen Standort vorstellen.
Keine Reaktion auf erbetene Gespräche: „Das ist ein ganz schlechter Stil“
Obwohl Falko Firlus bekräftigt, dass Duisburg Sport „jederzeit für weitere Gespräche zur Verfügung“ stehe, hat der Verein längst einen gänzlich anderen Eindruck gewonnen. „Ich mache mir nichts vor, es wird keine andere Lösung geben“, befürchtet Uwe Ohletz. Seit Dezember hätten er und seine Vorstandskollegen versucht, mit den Betriebsleitern der Stadttochter und mit Oberbürgermeister Sören Link in dieser Angelegenheit zu sprechen. Ohne Erfolg. „Das ist absolut beschämend und inakzeptabel. Das ist ein ganz schlechter Stil“, ärgert sich der Vorsitzende über die Funkstille.
Allzu lange abwarten könne der Turnverein nicht mehr. Er sieht dringenden Handlungsbedarf, weil die Geduld der Mitglieder schwinde. Bei 1440 Mitgliedern wäre ein Massenaustritt der Kursteilnehmer für den Turnverein bitter. „Jetzt muss endlich etwas passieren“, fordert Uwe Ohletz.
Einen Mitstreiter hat der MSV Duisburg 02 Turnen in Bezirksbürgermeister Peter Hoppe, der von dem Problem auf der jüngsten Jahreshauptversammlung erfahren hat. Er will sich dafür einsetzen, dass sich die Betriebsleitung von Duisburg Sport und Duisburgs Bau- und Sportdezernent, Martin Linne, endlich mit dem Vereinsvorstand an einen Tisch setzen und das Hallenproblem angehen. Der Ausgang ist offen. Aber der Meidericher Sportverein will nicht aufgeben und weiter für eine gute Lösung kämpfen – und damit gegen den drohenden Massenaustritt.