Duisburg. Ins Dach einer Duisburger Turnhalle regnet es rein. Deshalb darf ein Boxclub dort seit Monaten nicht mehr trainieren. Die Mitglieder brechen weg.

Normalerweise nutzt der Walsumer Boxclub (WBC) Duisburg 1957 für sein Training die Mehrfachturnhalle des Kopernikus-Gymnasiums. Bis zu 120 Boxerinnen und Boxer kommen zu einer Trainingsstunde in den Duisburger Norden; Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Jedoch hat das städtische Immobilien-Managemnet Duisburg (IMD) seit November 2023 untersagt, dass in der Turnhalle weiterhin Breitensport durchgeführt wird.

Die Stadttochter begründet diese Maßnahme mit einem undichten Hallendach. Der Boxclub mit gut 380 Mitgliedern reagiert auf diese lange Sperrzeit mit Unverständnis. Er blickt mit Sorge auf die Zukunft, denn 60 Mitglieder habe er deswegen schon verloren. Mit jedem Monat wachse die Unzufriedenheit im Verein.

„Wir sind uns bewusst, dass das Dach undicht ist und Reparaturen nötig sind“, sagt der Vereinsvorsitzende Seyit Çakır gegenüber der Redaktion. „Aber warum muss das solange dauern?“ Dass es bei Regen zu Problemen komme, sei „unbestreitbar“, aber diese sollten „kein Hindernis für das Training sein“. Unter „ähnlichen Bedingungen“ habe schließlich schon Training stattgefunden und Schulsport gebe es in der Turnhalle weiterhin.

Umfangreiche Mängel: Stadt Duisburg sperrt Turnhalle für den Breitensport

Die Situation bewertet die Stadt ernster. „Die Dachhaut ist porös und brüchig. Auch sind die Lichtkuppeln altersbedingt ebenfalls beschädigt, so dass bei Regen unkontrolliert Wasser in die Halle eindringt“, erläutert Stadtsprecher Maximilian Böttner. Auch der Schulsport sei nur „eingeschränkt“ möglich. Sportunterricht lasse sich nach Wassereinbruch „sehr kurzfristig abzusagen“, so Böttner. Ein Vereinstraining nicht.

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Die Schäden sollen schon lange behoben werden, weshalb die Halle bereits ins Sanierungsprogramm Gute Schule aufgenommen und später ins Förderprogramm KIDU Schule übertragen wurde. Einen keinen konkreten Zeitplan gibt es zwar noch nicht, weil in Duisburg viele Projekte über diese Förderprogramme ermöglicht werden. „Das IMD plant jedoch kurzfristig die Sanierung anzugehen“, so Böttner und stellt eine Rückkehr des Boxclubs und eines zweiten betroffenen Sportvereins noch in diesem Jahr in Aussicht.

„Signifikanter Mitgliederverlust“: Walsumer Boxclub ist besorgt wegen gesperrter Halle

Der Vereinsvorsitzende Seyit Çakır, der außerdem beim Stadtsportbund der Fachschaftsleiter fürs Boxen ist, appeliert ans IMD, „die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit wir so schnell wie möglich wieder in unserer vertrauten Halle trainieren können“. Denn der „signifikante Mitgliederverlust“ seit der Sperrung sei „äußerst besorgniserregend“. Sollte der Status Quo nicht bis zum Sommer behoben sein, befürchtet Çakır einen noch größeren Mitgliederschwund. Auch einen Imageschaden, weil die Walsumer Halle am Driesenbusch als Austragungsort für Meisterschaften vorgesehen ist.

Çakır verweist darauf, dass viele Jugendliche aus ärmeren Familien das Boxtraining mithilfe des Teilhabepakets besuchen. „Wenn wir diese Jugendlichen verlieren und sie keinen Anschluss an einen Verein finden, kann dies langfristig zu sozialen Problemen führen, für die die Stadt und [das Immobilien-Management] verantwortlich sind.“

Sportverein bittet um provisorische Reparatur statt um Sanierung ohne belastbaren Zeitplan

Natürlich hat die Stadt kein Interesse daran, dass der WBC wegen der gesperrten Turnhalle Mitglieder verliert oder dass dessen Jugendliche den Boxsport aufgeben. Deshalb hat sie dem Verein alternative Standorte in Walsum angeboten, die auch schon genutzt werden. Dafür zeigt sich der Sportverein um Çakır dankbar. Dennoch seien diese Ersatzangebote „nicht optimal“, da die Hallen einerseits kleiner oder ebenfalls sanierungsbedürftig seien. Die Ausweichstandorte haben zudem andere Trainingszeiten, die teils für Mitglieder nicht machbar seien. Außerdem lagert im Kopernikus-Gymnasiums auch der vereinseigene Boxring.

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Daher möchte der WBC schnellstmöglich wieder in der Mehrfachturnhalle trainieren. Seyit Çakır schlägt vor, dass sich alle Beteiligten zusammensetzen. Ihm wäre zunächst eine provisorische und dafür zügige Reparatur lieber als eine Sanierung, auf die seine Boxerinnen und Boxer wohl noch viele Monate warten müssen. Die Stadt Duisburg setzt allerdings auf die komplette Sanierung der Dachschäden.

>> Zehn Turnhallen in Duisburg sind derzeit gesperrt

  • An insgesamt zehn Schulen in Duisburg sind Turnhallen derzeit (Stand: März 2024) wegen Schäden oder Bauarbeiten geschlossen. Dabei handelt es sich neben der Mehrfachturnhalle des Kopernikus-Gymnasiums, die teilweise für Schulsport noch zur Verfügung steht, um die GGS Dislichstraße (Untermeiderich), die FÖS Kopernikusschule (Dependance in Fahrn), Theodor-König-Gesamtschule (Beeck), Gesamtschule Meiderich (kleine Sporthalle), GGS Vennbruchstraße (Vierlinden), Herbert-Grillo-Gesamtschule (Marxloh, Halle Gebäude C), Hauptschule Gneisenaustraße (Neudorf), GGS Beethovenstraße (Rheinhausen) und Green Gesamtschule (Rheinhausen).
  • Wie viele Hallenstunden ingesamt den Sportvereinen in Duisburg tatsächlich fehlen, darüber gebe es in der Stadtverwaltung „keine konkrete Liste oder Schätzung“, so Sprecher Maximilian Böttner, „aber die Situation wird kontinuierlich überwacht und den aktuellen Gegebenheiten angepasst“.