Duisburg. Eltern und Schüler einer Duisburger Grundschule verzweifeln wegen zwei Baustellen. Das sagt die Stadt zu den Problemen und Zeitplänen.
Einige Kinder aus Duisburg kennen die Turnhalle ihrer Grundschule nur als Dauerbaustelle und haben sie noch nie von innen gesehen: Die Halle der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Beethovenstraße in Rheinhausen wird seit über zwei Jahren fast durchgehend saniert. Und langsam reißt Eltern und Schülern der Geduldsfaden.
Die Stadt erklärte in unserem Bericht im November, dass es geplant sei, die Sanierung 2024 durchzuführen. Die Mutter eines Schülers, die anonym bleiben möchte, sagt nun jedoch: „Bisher sehen wir nicht einmal, dass an der Halle überhaupt gearbeitet wird.“ Keiner wisse, wie es weitergeht.
- Lesen Sie den ersten Artikel: Turnhalle zu: Duisburger Grundschüler hatten noch nie Sportunterricht
Turnhalle an Duisburger Grundschule seit zwei Jahren geschlossen
Die geschlossene Turnhalle plagt Schüler, Eltern und Lehrer seit Dezember 2021. Damals wurde sie dicht gemacht, weil Deckenplatten statisch nicht mehr sicher gewesen seien, erklärt die Stadt auf Anfrage. Auch die Warmluftheizung hätte erneuert werden müssen.
„Dabei kam es zu Lieferschwierigkeiten, sodass die Baumaßnahme bis Januar 2023 andauerte“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.
Im Frühjahr 2023 konnte die Halle für eine Woche geöffnet werden. Dann folgte die Hallen-Schließung, Kapitel zwei: Neue, irreparable Schäden am Holzboden seien aufgetreten.
„Die neuen Schäden sind durch eindringende Feuchtigkeit entstanden, sodass die gesamte Unterkonstruktion durch die Feuchtigkeit beschädigt wurde“, so Hiedels. Personalengpässe hätten die Durchführung bis zum Herbst verzögert.
Noch kein Zeitplan
Auch jetzt könne Hiedels noch nicht sagen, wann die Halle wieder geöffnet werden kann. Ein „genaues Zeitfenster zur Sanierung“ könne erst benannt werden, wenn die Kosten berechnet sind und der „finanzielle und bauliche Umfang“ feststehe.
Die Mutter des Grundschülers fordert Tempo. Auf dem Stundenplan ihres Sohnes sei eine Doppelstunde Sport eingetragen, und zwar donnerstags von 8 bis 9.30 Uhr. Regulären Sportunterricht habe der Zweitklässler aber noch nie gehabt: „Sportgeräte kennt er nur vom Turnverein.“
Kaum Sportunterricht für Schüler: „Sitzen im Klassenraum und spielen Spiele“
Wenn das Wetter mitspielt, würden die Grundschüler schon mal auf eine Wiese ausweichen. Aber wenn es regnet, sehe der Sportunterricht oft so aus: „Die Schüler sitzen im Klassenraum und spielen Spiele.“ Es werde mal Fußball oder Fangen gespielt, „aber das ist kein richtiger Unterricht“.
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Um sich zu bewegen, gehe ihr Sohn nun einmal pro Woche zum Sportverein OSC Rheinhausen, „aber es kann ja auch nicht sein, dass wir uns jetzt selber um den Unterricht kümmern müssen“, meint die Mutter.
Alternative: Was ist mit anderen Turnhallen in der Umgebung?
Die Stadt sagt, der GGS Beethovenstraße seien Ersatzzeiten in einer anderen Turnhalle angeboten worden. „Die Schule nutzt daher nun täglich die Turnhalle Schwarzenberger Straße für ihren Sportunterricht“, meint Sprecher Hiedels.
Die Mutter des Zweitklässlers bestätigt, dass die Grundschüler in der Ersatzhalle Sport treiben. Sie könne aber nur für vier Doppelstunden in der Woche genutzt werden – und nur von den Klassen, die genau in diesen Zeiträumen Sportunterricht laut Stundenplan haben.
So komme es zu einer kuriosen Situation: „Die Klasse 2a hat richtigen Sportunterricht in einer Halle, die Klasse meines Sohnes nicht. Das ist frustrierend.“
Weitere Baustelle lässt Schüler und Eltern verzweifeln
Im Sommer 2023 habe Sportunterricht wenigstens auf dem Schulhof stattfinden können. Das sei aber auch Geschichte, seitdem das Pausen-Toilettengebäude saniert wird: „Dafür wurden Bauzäune aufgestellt, seitdem ist kaum noch Platz auf dem Schulhof.“
Da beginnt für die Schüler das nächste Problem, das der Mutter „noch mehr Bauchschmerzen“ bereitet, wie sie sagt: „Die hygienischen Zustände sind nicht haltbar.“
Die Kinder müssten entweder auf die Toiletten des Offenen Ganztags gehen. „Da gibt es aber nur je ein WC für Mädchen und Jungen, das ist für so viele Schüler viel zu wenig.“ Oder sie benutzen ein Container-Klo, das aber „dauernd beschmutzt“ sei. Ihr Sohn berichte fast täglich von Urin und Kot auf dem Boden.
Rohre des Containers im Winter eingefroren
Im Winter seien die Rohre des Containers eingefroren, „dann mussten wir die Schüler zu Hause unterrichten, weil zu wenige Toiletten verfügbar waren“. Die Mutter sagt: „Für Eltern, die berufstätig sind, ist das der Super-Gau.“
Bei der Sanierung des Toilettengebäudes gibt es immerhin einen genaueren Zeitplan als bei der Turnhalle, den Sprecher Sebastian Hiedels nennt: „Momentan gibt es leider Probleme im Bauablauf durch die Baufirma. Aktuell rechnen wir noch mit einer Bauzeit von etwa acht Wochen.“ Estrich-, Fliesen-, Maler- und Verputzarbeiten seien noch zu erledigen.
Die Eltern der Grundschüler wollen beim Schulamt weiter Druck machen. Die Mutter sagt, während der Pandemie habe es schon viele Einschränkungen gegeben. „Jetzt wollen wir, dass unsere Kinder eine schöne Schulzeit haben und alles mitnehmen können.“
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>> Kein regulärer Sportunterricht: An zehn Duisburger Schulen sind Turnhallen geschlossen
- Die Rheinhauser Grundschule Beethovenstraße ist nicht die einzige Schule in Duisburg, die aktuell keinen regulären Sportunterricht durchführen kann.
- Wegen „baulicher Mängel“ seien die Sporthallen von zehn Duisburger Schulen gerade für den Unterricht geschlossen, sagt Stadtsprecher Hiedels. „Die Gründe dafür sind unterschiedlich.“
- Neben der GGS Beethovenstraße sind die Hallen von folgenden Schulen betroffen: die Green-Gesamtschule in Rheinhausen, GGS Dislichstraße in Untermeiderich, GGS Vennbruchstraße in Vierlinden, Herbert-Grillo-Gesamtschule in Marxloh, der Zweigstandort der Kopernikusschule in Fahrn, die Theodor-König-Gesamtschule in Beeck, die kleine Halle der Städtischen Gesamtschule Meiderich und die Hauptschule Gneisenaustraße in Neudorf.
- Nur eingeschränkt für den Schulsport nutzbar sei die Halle des Kopernikus-Gymnasiums in Walsum.